Hoffnung setzen auf ungesättigte Fettsäuren
Im Mittelpunkt der antientzündlichen Diät stehen die ungesättigten Fettsäuren Omega-3 und Omega-6, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander im Körper vorkommen. Omega-6-Fettsäuren gehören zu den „schlechten“ Fetten. Eine davon ist die Arachidonsäure, aus der entzündungsfördernde Stoffe hergestellt werden. Die Omega-3-Fettsäuren gehören zu den „guten“ Fetten. Sie fördern die Bildung von entzündungshemmenden Stoffen. Beide Fette konkurrieren im Stoffwechsel um bestimmte Enzyme. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass ein bestimmtes Verhältnis dieser Fette zueinander bei der Nahrungsaufnahme von Vorteil ist. Wenn dieses Verhältnis stimmt, werden mehr antientzündliche Stoffe gebildet. Das empfohlene Verhältnis Omega-6 zu Omega-3 liegt bei 5:1. In der Realität nehmen die meisten Menschen heute deutlich mehr Omega-6-Fettsäuren zu sich. Mehr über Nahrungsmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, findest du weiter unten im Absatz „Die Übersicht auf dem Teller behalten“.
Antioxidantien: keine Chance für freie Radikale?
Ein weiterer Ansatz antientzündlicher Ernährung liegt bei den Antioxidantien. Deren Aufgabe ist das Abfangen freier Radikale. Freie Radikale entstehen im Körper auf verschiedenen Wegen: zum einen während der natürlichen Stoffwechselprozesse in den Körperzellen, zum anderen bei Entzündungsreaktionen im Körper. Bekannt ist ihre Erzeugung auch durch äußere Einflüsse wie Rauchen, Stress oder übersteigerte Umweltbelastung. Diese freien Radikale können eine schädigende Wirkung auf das Erbmaterial und auf bestehende Stoffwechselprozesse entwickeln. Zellen und Gewebe können geschädigt werden. In einem gewissen Umfang ist der Körper in der Lage, sich selbst gut gegen die schädigende Wirkung der Radikale zu wehren. Einerseits verfügen Körperzellen über spezielle Stoffwechselwege, welche die Radikale „neutralisieren“. Andererseits können Antioxidantien freie Radikale im Körper abfangen. Eine solche Wirkung ist bei Vitaminen (Vitamin A, C und E sowie Betacarotin), Spurenelementen (Kupfer, Selen, Zink) und sekundären Pflanzenstoffen (Flavonoide, Phenolsäuren, Carotinoide) nachgewiesen worden.
Wirkt antientzündliche Ernährung bei MS?
Wie bei allen Diäten und besonderen Ernährungsformen im Rahmen der Behandlung einer MS konnte bisher auch bei der antientzündlichen Ernährung kein Nutzen für die Behandlung der MS festgestellt werden. Bei Versuchen im Labor und in kleinen Studien am Menschen sind positive Effekte auf einzelne Stoffwechselprodukte und -wege nachgewiesen worden. So konnten zwei zeitlich etwas zurückliegende Studien einen Einfluss von Vitamin A, C und E auf bestimmte antioxidativ wirksame Enzymaktivitäten bei MS-Betroffenen zeigen. An der Aufklärung der Wirkweise von sekundären Pflanzenstoffen und Spurenelementen sind aktuell zahlreiche Institute beteiligt: Die meisten konnten Effekte auf einzelne Stoffwechselwege in Tierversuchen beobachten. In den wenigen Studien am Menschen hingegen konnte kein Einfluss nachgewiesen werden – oder die Aussagekraft war aufgrund der Anzahl der Studienteilnehmer zu gering.
Auch wenn ein direkter Effekt auf die MS nicht gezeigt werden konnte: Der Körper kann trotzdem von einer gesunden ausgewogenen Ernährung profitieren. Sie kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs reduzieren, sie kann den Zustand der Fatigue verbessern, sie kann generell dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und kann für ein gutes Körpergewicht sorgen.
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Die Übersicht auf dem Teller behalten
Um sich antientzündlich zu ernähren, sollten ungesättigte Fettsäuren und Antioxidantien auf dem Teller nicht fehlen. Aber was gehört dazu? Die gesunden Omega-3-Fettsäuren finden sich in relevanten Mengen in bestimmten Ölen und vor allem in fettem Fisch. Ungesunde Fette sind in rotem Fleisch und tierischen Fetten (Milchprodukten) enthalten. Wenn Fleisch, dann kein Schwein, sondern eher Lamm, Hase oder Hühnchen.
Grundsätzlich gilt eine einfache Regel für eine abwechslungsreiche Ernährung: viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. Die Vitamine A, C, E und Betacarotin sind darin reichlich vorhanden – genauso wie in Pflanzenölen. Sekundäre Pflanzenstoffe, die auch antientzündliche Eigenschaften besitzen, sind in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten und Tee ebenfalls enthalten.
Tipps zur Verwendung von Ölen in der Küche
Empfehlenswert sind Öle mit einem günstigen Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3.
- Gut: Leinöl oder Rapsöl
- Neutral: Walnussöl, Olivenöl und Sojaöl
- Weniger günstig: Sonnenblumenöl, Distelöl und Kürbiskernöl
Beim Braten kannst du Sonnenblumenöl am besten durch Rapsöl ersetzen. Für Salate kannst du Leinöl oder Hanföl verwenden. Sie sind aber nicht hitzestabil – also nur für kalte Speisen verwenden.
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Was kann ich zusätzlich tun?
Bei Betroffenen mit MS sind sie in fast aller Munde: Fischölkapseln, Multivitaminpräparate oder Kapseln mit sekundären Pflanzenstoffen. Aber sind diese sinnvoll? Feststeht: Das alles kostet oft viel Geld. Was den Nutzen anbelangt: In der Leitlinie „Klinische Ernährung in der Neurologie“ wird von einer generellen Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln bei MS-Betroffenen abgeraten.
Natürlich muss eine Mangelernährung ausgeschlossen sein. Denn sie kann das Immunsystem, die Gedächtnisfunktion oder auch die Atemmuskulatur weiter beeinträchtigen. Generell gilt: Wer sich gesund und ausgewogen ernährt und keine körperlichen Einschränkungen beim Essen hat (Schluckbeschwerden, Hustenreiz), benötigt keine ergänzenden Kapseln, Tabletten, Pulver oder Säfte.
Manche dieser Produkte können bei zu hoher Dosierung auch negative Wirkungen haben. Deshalb: Wenn du etwas nehmen möchtest, besprich dies vorab mit deinem behandelnden Arzt. Er kann dir eventuell geeignete Produkte empfehlen und eine sinnvolle Einnahme klären.
Bevor du eine Änderung deiner Ernährungsgewohnheiten beginnst, sprich mit deinem Arzt und lass dich von spezialisierten Fachleuten beraten. Sie können dich unterstützen und dir nützliche Tipps geben.
Nahrungsergänzungsmittel sind bei einer ausgewogenen Ernährung nicht notwendig. Sie können sogar in zu hoher Dosierung schädlich sein. Wenn du etwas nehmen willst, besprich dies unbedingt vorab mit deinem Arzt.
Viele Punkte der antientzündlichen Ernährung werden bereits bei einer ausgewogenen gesunden Ernährung berücksichtigt. Vielleicht musst du gar nicht mehr so viel an deiner Ernährung ändern, wenn du die wichtigsten Ratschläge beherzigst. In dieser Rubrik „Ernährung“ findest du viele wertvolle Anregungen und Tipps.