Empfehlungen für die Zusammensetzung der Nahrung
Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt es eine Empfehlung, wie bei einer ausgewogenen gesunden Ernährung die Verteilung der Grundstoffe der Nahrung am besten aussieht: mindestens 50 % Kohlenhydrate, etwa 30 % Fette und 8–10 % Eiweiß. Der Rest sind Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Bei der ketogenen Ernährungsweise wird diese Verteilung verschoben: Der Anteil an Kohlenhydraten wird zugunsten eines höheren Fettanteils gesenkt. Gegen diese „Low-Carb-Ernährung“ ist aus Sicht der DGE erst einmal nichts einzuwenden, wenn einige Dinge beachtet werden. Für das bessere Verständnis hilft, kurz einzelne Nahrungsbestandteile unter die Lupe zu nehmen.
Du fragst dich, wie du dich mit MS am besten ernährst? Im MS Service-Center stehen dir erfahrene MS-Coaches für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Nimm einfach Kontakt auf.
Kohlenhydrate sind nicht gleich Kohlenhydrate
Einfache Kohlenhydrate sind rasch verwertbare Energiequellen. Solche freien Zucker sind vor allem in Süßigkeiten, aber auch in Fruchtsäften, Sirup, Honig und Fertigprodukten zu finden. Hoher und häufiger Zuckerkonsum fördert die Entstehung von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Komplexere Zucker brauchen länger, sich aufzuspalten – dadurch steigt der Blutzucker im Körper nur langsam. Enthalten sind sie in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, die positiv auf die Verdauung wirken. Positiver Nebeneffekt: Nach deren Genuss fühlt man sich viel länger gesättigt. Ein weiterer Vorteil: Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sind generell reich an Vitaminen und Mineralstoffen.
Fett ist nicht gleich Fett
Fette sind Hauptenergielieferanten für den menschlichen Organismus und halten lebensnotwendige Funktionen wie Atmung, Herzschlag mit Blutkreislauf und Verdauung aufrecht. Wie bei den Kohlenhydraten spielen auch bei den Fetten die Menge und Qualität zugeführter Stoffe eine Rolle. Für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte die Gesamtfettzufuhr begrenzt sein und die Zufuhr von gesättigten und gehärteten Fettsäuren zugunsten ungesättigter Fettsäuren reduziert werden.
Was bedeutet das für den Alltag? Bevorzuge pflanzliche Fette und Öle (kein Kokosfett, das hauptsächlich gesättigte Fettsäuren enthält). Zudem empfiehlt sich zweimal die Woche Seefisch (Lachs, Makrele, Hering, Thunfisch), der reich an wertvollen und gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren ist. Eine Hand voll Nüsse pro Tag schmeckt und trägt ebenfalls zur Aufnahme gesunder Fette bei. Beim Fleischkonsum ist weniger mehr: Magere und fettreduzierte Varianten wie Hühnchen oder Pute etwa schmecken mit guten Gewürzen ebenso lecker wie die fettreiche Variante. Auch bei Butter, Sahne, Schmalz und Speck ist sparsamer Konsum empfehlenswert – ebenso bei Eiern und eihaltigen Produkten.
Was wird bei ketogener Ernährung gegessen, was nicht?
Bei der ketogenen Ernährung wird der Anteil an Kohlenhydraten reduziert. Der Energiebedarf lässt sich über einen erhöhten Anteil an Fett decken. Was heißt das für den Speiseplan konkret? Die Umstellung auf mehr Fett darf nicht bedeuten, mehr gesättigte Fettsäuren und gehärtete Fette zu essen. Es muss eine ausreichende Versorgung mit allen lebenswichtigen Nährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, bestimmte mehrfach ungesättigte Fettsäuren) erfolgen. Empfehlenswert sind folgende Lebensmittel:
- fettreicher Fisch
- Nüsse
- Saatgut
- grüne Salate
- kohlenhydratarmes ballaststoffreiches Gemüse (Zucchini, Gurke, Brokkoli, Gemüsekohl)
- Milchprodukte
- Pflanzenöle
- Beerenobst und fettreiche Früchte wie Avocado
Auf kohlenhydratreduzierte Nudeln und Eiweißbrot kann ebenfalls zurückgegriffen werden. Das „Mehr“ an Protein sollte aus pflanzlichen Lebensmitteln stammen und nicht aus einem erhöhten Fleischverzehr, besonders nicht aus rotem Fleisch. Kartoffeln und Zucker sind tabu. Oft steht wegen des hohen Fruchtzuckergehalts Obst nur in geringen Mengen auf dem Speiseplan.
Im Bereich 360°-Services findest du die Broschüre Multiple Sklerose und Ernährung mit vielen hilfreichen Tipps als Download.
Welcher Stoffwechselvorgang läuft bei ketogener Ernährung anders?
Genau genommen ändert sich bei der ketogenen Ernährungsumstellung der Stoffwechselweg, der den Kraftstoff für die Zellenergie bereitstellt. Als Ausgangsstoff für die Energiegewinnung stehen irgendwann keine Kohlenhydrate mehr zur Verfügung. Der Körper muss also Fett als Kraftstoff für die Zellenergie abbauen.
Der Abbau der Fettsäuren erfolgt in der Leber und beim Abbau entstehen sogenannte Ketonkörper, die als Energiequelle an Gehirn, Muskeln und andere Organe weitergeleitet werden. Ketose nennen Fachleute diesen Stoffwechselzustand: daher auch der Begriff der ketogenen Ernährung. Bei kohlenhydratreicher Ernährung werden keine solchen Ketonkörper gebildet. Einige Stoffwechselhormone werden beeinflusst. So bleibt zum Beispiel Insulin auf einem konstant niedrigen Niveau.
Hilft ketogene Ernährung bei MS?
Wie bei den meisten Diäten auch, konnte ein Effekt auf den Verlauf der MS bei Umstellung auf ketogene Ernährung bisher nicht nachgewiesen werden. Oft stammen die Ergebnisse aus Studien an Tiermodellen oder kleinen Studien am Menschen. Trotzdem geben einige Ergebnisse Grund zu Optimismus: Bei ketogener Ernährung werden herkömmliche Stoffwechselwege umgangen, andere in Gang gesetzt. Das scheint dem oxidativen Stress im Körper entgegenzuwirken. Manche Experten sind davon überzeugt, dass antientzündliche Prozesse blockiert werden können. In Tiermodellen konnte eine Abmilderung der Krankheitsschwere festgestellt werden: Motorische Einschränkungen und die Gedächtnisleistung wurden verbessert. In einer Pilotstudie mit MS-Patienten konnte eine Verbesserung der Lebensqualität sowie der Blutfette erzielt werden. Zudem konnte die Machbarkeit und Sicherheit ketogener Diäten für einen Zeitraum von 6 Monaten bei 60 Patienten belegt werden.
Was ist bei einer Umstellung auf ketogene Ernährung zu beachten?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, wenn du einen Versuch wagst, dich ketogen zu ernähren. Es wird empfohlen, die Umstellung von einem Arzt oder einem Ernährungstherapeuten begleiten zu lassen. Ganz einfach ist es nicht, denn es gibt einiges zu beachten:
- Es muss eine ausreichende Versorgung mit allen unentbehrlichen Nährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, bestimmte mehrfach ungesättigte Fettsäuren) sichergestellt sein.
- Bei den Ballaststoffen sollte ein Großteil aus ballaststoffreichem Gemüse stammen.
- Um den Bedarf an Ballaststoffen komplett zu decken, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, dass bei dieser Ernährungsform ein Teil auch über Getreide aufgenommen werden sollte. Trotz der Tatsache, dass dadurch der Anteil an Kohlenhydraten automatisch steigt. Allerdings sollen Vollkornprodukte auf dem Speiseplan stehen.
- Die Umstellung auf mehr Fett darf nicht bedeuten, dass mehr gesättigten Fettsäuren und gehärtete Fette gegessen werden.
- Das „Mehr“ an Protein sollte aus pflanzlichen Lebensmitteln stammen und nicht aus einem erhöhten Fleischverzehr, besonders nicht aus rotem Fleisch.
Ein Tag mit ketogener Ernährung: Ernährungsbeispiel
Was isst ein „Diätler“ bei ketogener Ernährung? Wie könnte eine typische Mahlzeit bei einer ketogenen Ernährung aussehen? Ein Beispiel für einen typischen Tag findest du hier:
- Frühstück: Eiweißbrot mit Lachsschinken, Naturjoghurt mit Erdbeeren
- Mittags: Lachs mit Sommergemüse
- Abends: Warmer Blumenkohlsalat
- Zwischenmahlzeiten: Beerenobst, Bitterschokolade, Nussmischungen, Käsesnacks, Salate, Suppen, Gemüse
Auf Cleo kannst du diese und weitere Rezeptvorschläge finden.
Praktische Tipps zur Umsetzung einer Diät
Wenn du deine Ernährung umstellen willst, tu dies in kleinen Schritten. Kläre vorab mit deinem Arzt, wie du dich herantasten kannst. Er kann dir nützliche Tipps geben.
Erwarte keine Wunder und setz dir deine persönliche Messlatte nicht zu hoch. Auch mit kleinen Schritten kommst du ans Ziel.
Auch wenn du etwas an deinen Essgewohnheiten änderst: Bleibe mit der Auswahl der Nahrung möglichst ausgewogen und nutze die Vielfalt der Lebensmittel.
Das Wichtigste aber: Wenn du lecker gekocht hast, setz dich gemütlich an einen Tisch und genieße dein Essen. Guten Appetit.