Krankheitsverarbeitung: Annäherung in Etappen
Wenn sich die gesundheitliche Situation eines Menschen einschneidend ändert, muss er sich neu orientieren und nach Möglichkeiten suchen, mit seinen Gefühlen und den aktuellen Gegebenheiten umzugehen. Im Fachjargon spricht man dabei von „Coping“ (engl. für „Bewältigung“). Das erfordert Geduld: Denn in der Regel braucht es seine Zeit, bis der Betroffene die neue Situation verarbeitet hat. Krankheitsbewältigung ist ein Prozess, der sich in verschiedene Phasen gliedert. Manche Patienten „überspringen“ Phasen, bei anderen gehen sie fließend ineinander über.
Der erste Schock
Die Diagnose MS ist oft ein Schock. Du fühlst dich vielleicht wie vor den Kopf gestoßen und kannst keinen klaren Gedanken fassen. Das ist ganz normal. Denn diese seelische Blockade schützt dich vor allzu großen psychischen Schmerzen. Um wieder aufnahmefähig zu sein, musst du diesen ersten Schock überwinden. Dazu brauchst du Zeit für dich, aber auch die Unterstützung durch andere. Erst wenn du dich von diesem Schock erholt hast, ist es sinnvoll, dich umfassend über die Erkrankung und geeignete Therapien zu informieren.
Verleugnung
Manche Betroffene versuchen, die Diagnose MS zu verdrängen, andere flüchten sich in Ablenkungsstrategien. Das „Nicht-Wahrhaben-Wollen“ ist ein normaler seelischer Schutzmechanismus und nur dann bedenklich, wenn du diesen Zustand auf Dauer nicht überwinden kannst. Dann besteht die Gefahr, dass du notwendige Therapien versäumst und sich der Krankheitsverlauf unnötig verschlechtert.
Dein MS Service-Center – rund um die Uhr erreichbar
Gemeinsam lassen sich viele Situationen besser lösen. Wir sind als zentrale Anlaufstelle für praktische Aspekte und ergänzende individuelle Aufklärung exklusiv für Patient*innen auf Biogen-Medikamenten da. Unser MS-Kompetenzteam inspiriert dich mit neuen Lösungsansätzen bei allen kleinen und großen Alltagsthemen mit MS.
Wähle die 0800 030 77 30 oder schreibe an info@ms-service-center.de.
Zorn und Wut
Viele, die von MS betroffen sind, empfinden es als ungerecht, dass gerade sie MS haben. Sie hadern mit ihrem Schicksal und sind wütend. Das sind normale Reaktionen, die du zulassen solltest. Denn wenn du solche Gefühle dauerhaft unterdrückst, können sie sich aufstauen und immer belastender werden. Manchmal hilft es auch, sich mit anderen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder diese bereits überwunden haben.
Verhandeln
In dieser Phase versuchen viele Betroffene, mit dem Schicksal zu verhandeln, nach dem Motto: „Wenn ich dies oder jenes tue, wird die MS vielleicht weniger schlimm verlaufen.“ Manche entwickeln auch Schuldgefühle, die völlig unbegründet sind. MS ist schließlich keine „Strafe“ – und daher ebenso wenig verhandelbar.
Depression
Sich mit der Diagnose auseinanderzusetzen und widersprüchliche Gefühle intensiv zu durchleben, führt viele MS-Betroffene bis an die Grenze ihrer psychischen Belastbarkeit. Die Folge können Erschöpfungszustände sein, die in Hoffnungslosigkeit und Resignation münden. Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und der Wunsch, sich zurückzuziehen, sind Anzeichen, die auch zu den Merkmalen einer Depression gehören. Gerade in depressiven Phasen ist es wichtig, dass du dich jemandem anvertraust und dich nicht wegen deiner Gefühle schämst. Mitunter kann es auch hilfreich sein, sich professionellen psychologischen Beistand zu suchen.
Ich habe MS und werde damit leben.
Akzeptanz
Wenn jemand, der von MS betroffen ist, zu dieser Einstellung gefunden hat, steht er auf einem stabilen Fundament für ein selbstbestimmtes Leben. Dann ist der Kopf frei, um neue Pläne zu schmieden und aktiv Probleme zu lösen. Dieser neue, sichere Platz im Leben lässt sich aber nicht von heute auf morgen erreichen. Du solltest dich damit also nicht unter Druck setzen und geduldig bleiben – auch du wirst deinen Weg finden.
Anregungen und Tipps
Die Diagnose MS bedeutet meist, dass du dir über dein bisheriges Leben Gedanken machen musst. Das ist anstrengend, kann aber auch eine Chance sein, zukünftig bewusster und achtsamer zu leben. Fragen, die du dafür klären solltest, sind zum Beispiel:
- Lebe ich im Hier und Jetzt oder hetze ich nur von Termin zu Termin?
- Was macht mich glücklich, mit welchen Menschen verbringe ich gerne meine Zeit?
- Wer oder was raubt mir Kraft und Energie?
- Welche Bedeutung gebe ich meiner Krankheit, beherrscht sie mein Leben oder gestalte ich es aktiv mit?
- Was muss sich ändern?
Erst wenn du weißt, was wirklich wichtig ist für dich und dein Leben, kannst du aktiv werden und Schritt für Schritt die passenden Lösungen finden.