Die Normalfunktion der Blase
Die Harnblase ist so etwas wie ein kleiner Zwischenspeicher für unseren Urin, den die Nieren kontinuierlich produzieren. Das mittlere Füllvolumen liegt in der Regel zwischen 300 und 500 Milliliter. Innere und äußere Schließmuskeln verhindern, dass Urin unwillkürlich abgegeben wird. Für die Kontrolle der Blasenfunktion sind Nerven zuständig. Ist die Blase gut gefüllt, wird ein entsprechendes Signal an das Gehirn weitergeleitet. Der Mensch nimmt dieses Signal wahr und kann die Entleerung seiner Blase bewusst kontrollieren. Die Zeit für den Weg bis zur nächsten Toilette reicht in der Regel immer. Dann wird bewusst ein Signal an die Muskeln der Harnblase zur Entspannung gegeben und die Harnblase entleert sich vollständig. Nach der Entleerung nimmt die Spannung der Muskeln langsam wieder zu.
Störungen der Blase
Im Verlauf einer MS treten bei etwa 50 bis 80 Prozent der Betroffenen Probleme beim Wasserlassen auf und somit gehören Blasenstörungen zu den häufigsten Begleiterscheinungen bei MS. Ständiger Harndrang, verzögerte und unvollständige Blasenentleerung, aber auch unkontrollierter Harnverlust können die Folge sein. Betroffene leiden unter der „undichten“ Situation, aber auch Blasenentzündungen als Folge können vorkommen. Generell sollten Entzündungen vermieden werden: Chronische Entzündungen können die Wahrscheinlichkeit für einen neuen Schub erhöhen.
Bei Blasenproblemen solltest du möglichst früh eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch wenn es dir vielleicht etwas unangenehm ist: Je früher du Hilfe suchst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, den Symptomen entgegenwirken zu können. Je früher, desto eher fühlst du dich in deinem Körper wieder wohl.
Protokoll führen
Um die Speicher- und Entleerungsfunktion der Blase zuverlässig zu bestimmen, kann deine behandelnde Ärztin oder dein behandelnder Arzt dich zunächst darum bitten, ein Trink- und Toilettenprotokoll zu führen. Hier werden die Trinkmenge, die Harnmenge, aber auch die Zeitpunkte von Harndrang, Urinverlust und Wechsel von Inkontinenzeinlagen protokolliert. Deine Ärztin oder dein Arzt wird Fragen folgender Art stellen: „Wie oft kommt es bei Ihnen zu unwillkürlichem Urinverlust?“, „Wie hoch ist dieser?“, „Wie stark ist Ihr Leben durch den Urinverlust beeinträchtigt?“ oder „Wann kommt es dazu?“ Mit dem genauen Beantworten der Fragen leistest du einen wichtigen Beitrag für eine richtige Diagnosestellung und den möglichen Beginn einer Behandlung.
Dein MS Service-Center – rund um die Uhr erreichbar
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Den Beckenboden stärken
Je nach Art der Blasenfunktionsstörung stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung – medikamentös und nicht-medikamentös. Eine effektive Methode besteht darin, die Muskulatur des Beckenbodens zu stärken. Was ist mit Beckenboden gemeint? Die Muskulatur des Beckenbodens verschließt das Becken nach unten, ermöglicht so unseren aufrechten Gang und stützt die inneren Organe. Die Muskeln des Beckenbodens arbeiten mit einer Reihe von anderen Muskeln zusammen: dem Bauch, dem Rücken und der Atemmuskulatur. Die Muskelfasern des Beckenbodens sind dafür verantwortlich, dass die Harnröhre dichthält. Diese Muskelfasern sind besonders flink: Selbst beim Niesen unter Druck halten sie die gefüllte Blase dicht. Eigentlich erfüllt der Beckenboden seine Aufgabe unwillkürlich – also ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Man kann aber die Muskeln auch bewusst anspannen und wieder loslassen: Der Beckenboden lässt sich trainieren.
Regelmäßige Gymnastik des Beckenbodens kann vielen Betroffenen helfen, ihre Blasenprobleme zu mildern.
Übrigens gibt es auch verschiedene Apps, über die ein Kurs mit „Beckenbodengymnastik“ angeboten wird. Die Kosten werden teilweise von der Krankenkasse übernommen. Sprich deine Krankenkasse an.
Die Atmung – Mittelpunkt vieler Übungen
Im Mittelpunkt vieler Übungen steht die Atmung. Die Bewegung der Atemmuskulatur wirkt sich auch auf deinen Beckenboden aus. Eine entscheidende Rolle spielt das Zwerchfell, das den Bauchraum nach oben zur Brusthöhle hin abschließt. Beim Einatmen senkt sich das Zwerchfell. Dabei entspannen sich die Bauchmuskeln, der Beckenboden wird entlastet. Beim Ausatmen hebt sich das Zwerchfell. Der Bauchraum wird wieder etwas enger. Die Beckenbodenmuskeln bewegen sich ein wenig in den Bauchraum hinauf. Bei den meisten Übungen soll deshalb die Anspannung des Beckenbodens mit der Ausatmung verbunden werden. Beim Ausatmen soll die Spannung im Beckenboden gehalten werden, beim Einatmen gelöst werden.
Vier Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur
Übung 1: Po heben
Die Übung beginnt in Rückenlage. Dann werden die Beine schulterbreit aufgestellt. Nun wird der Po soweit angehoben bis Oberschenkel und Oberkörper eine Linie bilden. Das Gewicht bleibt dabei auf den Schulterblättern. Nun wird jeder Fuß abwechselnd wenige Zentimeter vom Boden abgehoben. Das Becken bleibt dabei waagrecht.
Übung 2: Radfahren
Erneuter Beginn der Übung in Rückenlage. Beine werden im 90-Grad-Winkel gebeugt; dabei wird ausgeatmet und der Beckenboden angespannt. In der Luft Fahrrad fahren, während der Beckenboden weiterhin fest angespannt bleibt.
Übung 3: Halbe Liegestütze
Die Übung beginnt im Vierfüßler-Stand. Dabei stützen sich die Arme auf und die Füße werden nach hinten ausgestreckt. Jetzt werden die Knie langsam vom Boden abgehoben. Dabei wird ausgeatmet. Der Rücken bleibt gerade. Die Spannung wird einen Moment gehalten. Dann werden die Knie erneut abgesenkt. Du atmest ein und kannst den Beckenboden wieder entspannen.
Übung 4: Kniestand
Stell dich zunächst mit geradem Oberkörper auf deine Knie. Die Arme werden hinter deinem Kopf verschränkt, die Ellenbogen zeigen nach außen und die Schultern sind so tief wie möglich. Beim Ausatmen werden der Beckenboden sowie die äußeren Bauchmuskeln kräftig angespannt und der Körper wird nach hinten gekippt. Die Spannung wird gehalten, während du weiteratmest. Mit dem nächsten Ausatmen kommst du wieder nach vorne und kannst gezielt den Beckenboden erneut entspannen.
Alltagstipps zur Stärkung der Muskulatur des Beckenbodens
- Achte beim Aufstehen aus dem Bett darauf, über die Seite aufzustehen.
- Beim Husten und Niesen spanne immer den Beckenboden an.
- Muss doch mal etwas Schweres gehoben werden: gerader Rücken, angespannte Bauch- und Beckenbodenmuskulatur.
- Langes Stehen sollte vermieden werden.
- Ab und zu kann der Beckenboden entlastet werden: Beine hochlagern.
Gut zu wissen:
Einzelne Muskelgruppen können den Beckenboden bei seiner Haltearbeit entlasten und Druckbelastungen wie beim Niesen und Springen abfedern. Wenn du diese Muskelgruppen stärkst, dann unterstützt du gleichzeitig deinen Beckenboden:
- Bauchmuskulatur
- Rückenmuskulatur
- Beinmuskeln
- Atemmuskulatur