In den letzten Jahren hat sich die Bandbreite der Therapieoptionen bei Multipler Sklerose deutlich vergrößert. Dadurch können individuelle Bedürfnisse bei der Wahl einer geeigneten Behandlungsform immer stärker berücksichtigt werden. Für Patient*innen mit Spritzenangst oder Störungen der Feinmotorik kann z. B. die (Selbst-)Injektion eine große Herausforderung darstellen, sodass möglicherweise orale Medikamente bevorzugt werden. Für andere Patient*innen kann eine geringe Anwendungshäufigkeit – z. B. mit Injektionsintervallen von mehreren Wochen wichtig sein.
MS-Therapien unterscheiden sich in ihren Wirkstoffen und der Verabreichungsform, bei der orale Medikamente, Infusions- und Injektionstherapien zur Verfügung stehen. Orale Medikamente werden als Tabletten oder Kapseln angewendet. Bei gängigen MS-Medikamenten in Kapselform soll der magensaftresistente Überzug der enthaltenen Tabletten eine Reizung des Magens verhindern.
Einige Wirkstoffe können nicht oral eingenommen werden, da die Magensäure diese im Verdauungsprozess zerstören würde. Daher werden sie entweder als Infusion oder als Injektion in den Muskel (intramuskulär) bzw. in das Unterhautfettgewebe (subkutan) verabreicht. Medikamente, die subkutan als Injektion verabreicht werden, können auch Weiterentwicklungen von bestehenden Infusionstherapien mit vergleichbarer Wirksamkeit sein.
Orale Medikamente
Orale Therapien werden sowohl bei milden und moderaten als auch bei (hoch)aktiven Verlaufsformen der MS eingesetzt. Mögliche Vorteile von Tabletten oder Kapseln sind, dass diese auch im Urlaub oder unterwegs einfach eingenommen und bei Raumtemperatur aufbewahrt werden können. Für Patient*innen mit injektionsbedingten Hautreaktionen können orale Therapien eine Alternative sein.
Injektionstherapien
Injektionstherapien werden sowohl bei milden und moderaten als auch bei (hoch)aktiven Verlaufsformen der MS eingesetzt. Injektionen werden vor allem zu Therapiebeginn von medizinischen Fachkräften gesetzt. Wer das später selbst machen möchte, kann bei bestimmten Injektionstherapien zur subkutanen oder intramuskulären (Selbst-)Injektion geschult werden. Injektionstherapien können eine Alternative für Patient*innen sein, für die auf Grund von Unverträglichkeiten oder chronischen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts eine orale Therapie nicht in Frage kommt.
Subkutan
Fast der gesamte Fettanteil der Haut befindet sich in der Unterhaut (Subkutis). Am besten geeignet für eine subkutane Injektion sind Stellen, an denen die Haut locker und viel Fettgewebe vorhanden ist, wie z. B. seitlich unterhalb des Bauchnabels oder in den Oberschenkeln. Injektionsflüssigkeiten bilden im Unterhautfettgewebe ein Depot, woraus sich der Wirkstoff langsam und stetig im Körper verteilt. Dadurch ergibt sich eine geringere Anwendungshäufigkeit.
Intramuskulär
Auch bei der Injektion in den Muskel ergibt sich durch die Depotwirkung eine geringere Anwendungshäufigkeit. Darüber hinaus können Hautreaktionen an der Einstichstelle seltener auftreten als bei der subkutanen Anwendung.
Infusionstherapien
Infusionstherapien werden vorrangig bei (hoch)aktiven Verlaufsformen der MS eingesetzt. Eine Infusionstherapie ist eine über einen bestimmten Zeitraum ablaufende und zumeist intravenöse Verabreichung von Medikamenten. Bei der Infusion wird ein Katheter an eine oberflächliche Hautvene – meist am Handrücken, am Handgelenk oder in der Ellenbeuge – gelegt. Infusionen werden in der Regel durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt in einer Praxis, einem Krankenhaus oder einer Tagesklinik gegeben.
Ein möglicher Vorteil ist die niedrige Anwendungshäufigkeit. Allerdings kann eine Infusionstherapie im Vergleich zur Injektion mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
Lass dich beraten
Welche Therapie am besten zu dir passt, entscheidet deine Ärztin oder dein Arzt gemeinsam mit dir. Sie oder er wird dich beraten, welche Therapieform für dich, deinen Krankheitsverlauf und dein Leben am besten geeignet ist. Und solltest du im Laufe der Zeit bemerken, dass sich deine aktuelle Therapie nicht mehr so gut mit deinem Alltag vereinbaren lässt, zögere nicht und spreche dein Behandlungsteam darauf an. Gemeinsam findet ihr bestimmt eine Lösung.