Spermienqualität und Hormonproduktion: Veränderung durch MS?
Schlägt man in Fachbüchern nach, wie ein Kind entsteht, so heißt es dort: „Die männliche Samenzelle muss ihr Ziel erreichen, um mit der Eizelle zu verschmelzen.“ Eine Grundvoraussetzung sind also intakte Spermien: beweglich, normal geformt und in ausreichender Menge. Eine weitere Voraussetzung ist der physische Vorgang des Samenergusses, mit dem die Samenflüssigkeit aus dem Penis in das Scheidengewölbe der Frau befördert wird. Hormone spielen bei beiden Prozessen eine Rolle. In Bezug auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes mit MS stellt sich die Frage: Ist einer der erwähnten Faktoren bei männlichen MS-Betroffenen verändert? Und hat dieser Unterschied einen Einfluss auf ihre Zeugungsfähigkeit?
Zeugungsfähigkeit bei MS
Erstaunlicherweise ist die weltweit veröffentlichte Anzahl an Publikationen zur Fruchtbarkeit von Männern mit MS bis heute recht gering. Erfreulicherweise befasst sich eine 2020 veröffentlichte Publikation genau mit diesem Thema: Dabei konnten die Autorinnen und Autoren keinen Unterschied zwischen MS-Betroffenen und den Vertretern einer gesunden Vergleichsgruppe finden – weder in der Hormonproduktion noch in der Spermienqualität. Zwar verweisen sie auch auf zwei ältere Untersuchungen, in denen Unterschiede festgestellt worden sind. Aber: In allen drei Studien war die Anzahl der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gering – was eine definitive Aussage in die eine oder andere Richtung erschwert. Am Ende bleiben die Autorinnen und Autoren vorsichtig und verweisen darauf, dass zum momentanen Zeitpunkt nicht eindeutig zu klären ist, ob die MS einen Einfluss auf die Spermienqualität haben könnte.
Beeinträchtigungen der Sexualität bei Männern mit MS
Etwa 50 bis 90 % der Männer mit MS sind von sexuellen Beeinträchtigungen betroffen: Manche bekommen keine Erektion. Bei anderen bleibt die Ejakulation aus. Andere erleben keinen Orgasmus oder haben schlicht und einfach keine Lust. Sexuelle Beeinträchtigungen können eine direkte Folge der Entzündungsherde im Gehirn oder Rückenmark und von Demyelinisierung sein.
Deine behandelnde Neurologin oder dein behandelnder Neurologe kennt diese Symptome, weil mehr als jeder zweite Mann, der von MS betroffen ist, dieses Thema kennt. Wenn du einen Kinderwunsch hast, zögere dennoch nicht, darüber zu sprechen. Was du bei diesem Thema brauchst, ist erst einmal Zeit. Zudem gibt es heutzutage zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, die die Chancen, dass euer gemeinsamer Kinderwunsch in Erfüllung geht, erheblich vergrößern.
Das Thema Sexualität sollte im Arztgespräch kein Tabuthema sein. Trau dich diese Thematik anzusprechen. Viele Männer mit MS sind davon betroffen. Insbesondere wenn du dir mit deiner Partnerin ein Kind wünschst, zögere nicht.
In einer Partnerschaft ist viel gegenseitiges Verständnis gefragt. Gerade in Situationen, die nicht ganz einfach sind. Nehmt euch die Zeit zu zweit, die ihr füreinander haben wollt. Sprecht miteinander.
Medikamente zur Behandlung von sexuellen Beeinträchtigungen solltest du nie ohne ärztliche Beratung und ohne Verschreibung einnehmen.
Wenn der gemeinsame Kinderwunsch von dir und deiner Partnerin über einen angemessenen Zeitraum nicht in Erfüllung geht, ist es wichtig, nicht nur dich als MS-Betroffenen zu untersuchen, sondern auch deine Partnerin. Die Betreuung von euch beiden erfolgt am besten in dafür spezialisierten Fachkliniken.
Dein MS Service-Center – rund um die Uhr erreichbar
Gemeinsam lassen sich viele Situationen besser lösen. Wir sind als zentrale Anlaufstelle für praktische Aspekte und ergänzende individuelle Aufklärung exklusiv für Patient*innen auf Biogen-Medikamenten da. Unser MS-Kompetenzteam inspiriert dich mit neuen Lösungsansätzen bei allen kleinen und großen Alltagsthemen mit MS.
Wähle die 0800 030 77 30 oder schreibe an info@ms-service-center.de.
Wenn dich weitere Themen rund um die Familienplanung mit MS interessieren, dann kannst du dir auch gerne den folgenden Film ansehen:
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Sexualstörungen bei behandelnder Neurologin oder behandelndem Neurologen ansprechen
Du vermutest, dass eine Sexualstörung bei dir vorliegen könnte? Dann solltest du am besten frühzeitig mit deiner behandelnden Neurologin oder deinem behandelnden Neurologen sprechen. Vielleicht fällt es dir leichter, wenn deine Partnerin zu diesem Termin mitkommt. Nicht jedem fällt es leicht, darüber zu sprechen. Sexualität ist Teil deiner Lebensqualität und Grundvoraussetzung, um den Kinderwunsch von dir und deiner Partnerin zu erfüllen.
Für deineNeurologin oder deinen Neurologen ist das Auftreten von Sexualstörungen kein unbekanntes Gebiet: Du begegnest einem Gegenüber, der mit dem Thema vertraut ist. Zudem gibt es inzwischen für die meisten sexuellen Störungen Behandlungsmöglichkeiten: ob mechanisch (z. B. mit Hilfe eines Penisringes oder einer Elektrostimulation) oder medikamentös. Medikamente zur Behandlung von Sexualstörungen solltest du allerdings nie ohne ärztliche Beratung und ohne Verschreibung einnehmen. So kursieren z. B. im Internet zweifelhafte Angebote von Präparaten ohne Rezept.
Kinderwunschbehandlung
Lässt sich deine Fruchtbarkeit nicht verbessern oder sind die Ursachen nicht behandelbar, besteht die Möglichkeit, den Weg von Ei- und Samenzelle zueinander zu erleichtern. Das Stichwort lautet Kinderwunschbehandlung. Hier kann zwar die Ursache nicht behoben werden, aber die Samenzelle künstlich ihren Weg zur Eizelle schaffen. Welches Verfahren geeignet ist, hängt von deinen Befunden und denen deiner Partnerin ab.
MS-Medikamente: Einfluss auf den Kinderwunsch
Inzwischen gibt es eine Vielzahl an MS-Medikamenten: Bei einer Entscheidung für die eine oder andere Behandlung spielen neben medizinischen Faktoren auch Patientenbedürfnisse eine Rolle. Bei der Wahl deiner Therapie solltest du auch deinen Kinderwunsch bei der behandelnden Neurologin oder dem behandelnden Neurologen erwähnen. Der Wunsch muss nicht unbedingt zeitnah Realität werden. Auch wenn Kinder für dich in einer nicht näher bestimmten Zukunft ein Thema sein könnten, wird deine behandelnde Ärztin oder dein behandelnder Arzt eine Behandlung empfehlen, die sich mit deinem Wunsch vereinbaren lässt.
Bei den meisten Therapien müssen Männer mit Kinderwunsch nichts beachten. Bei einigen wenigen weiß man aber, dass sie die Spermienqualität beeinflussen oder auch das genetische Material schädigen können. Voraussetzung für die Anwendung ist in diesem Fall eine zuverlässige Verhütungsmethode. Besteht ein Kinderwunsch, ist ein gewisser zeitlicher Mindestabstand zwischen letzter Therapie und möglicher Zeugung notwendig. Wird aufgrund deines Krankheitsbildes trotzdem eine derartige Behandlung empfohlen, können deine Spermien vor der Behandlung kryokonserviert, das heißt mit Stickstoff in Eiseskälte aufbewahrt werden.
Du kannst etwas für deine Spermienqualität tun
Auch gesunden Männern mit Kinderwunsch wird empfohlen, mehr für die Qualität ihrer Spermien zu tun. Interessanterweise sind das ähnliche Empfehlungen, wie du sie eventuell für die MS allgemein bereits kennst:
Nicht rauchen. Nikotin ist schädlich für die Spermienproduktion. Deswegen kann das Beenden des Rauchens zu einer Verbesserung des Spermiogramms führen.
Ernähre dich ausgewogen und gesund. Bevorzuge ballaststoffreiche Lebensmittel (z. B. Obst und Gemüse).
Am besten helfen moderates kontinuierliches Bewegungstraining und feste wöchentliche Termine, damit du diese regelmäßig wahrnimmst.
Achte auf ein gesundes Körpergewicht. Körperliche Aktivität hilft dabei, das Körpergewicht zu kontrollieren (zusätzlich zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung).
Jeder hat seine eigene Art, mit seiner Erkrankung umzugehen. Finde für dich eine Art und Weise, dich zu entspannen und auszuruhen. Versuche mögliche Stressfaktoren zu reduzieren.