@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Hier soll es um all die Menschen gehen, die so wichtig sind in schweren Zeiten.
von Gast
Am

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Liebe Renate,

was habe ich das heute bedauert, nicht in den alten Beiträgen schnüffeln zu können.

Ich war heute das erste mal mit Andreas bei seinem "neuen" Neuro, eigentlich macht er das immer alleine.
Wollte nur genau wissen, wie man feststellen kann, dass diese Vergesslichkeit von der MS und nicht
von einer Form der Alzheimer kommt.

Er hat so geantwortet, dass Alzheimer und MS zusammen nicht bekannt ist.

Hm....

Andreas geht es seit geraumer Zeit nicht gut, alles verschlechtert sich und er wollte
eine Einweisung haben zur Corti-Stoßtherapie.

Das lehnte er ab, weil er das auch ambulant bei ihm machen könnte.
Schließlich würden die KK`n die stationäre Aufnahme nicht mehr bezahlen.

Er sollte um 8 in der Praxis sein und dann würde er 3 Tage 1000 und 2 Tage 500 mg intravenös bekommen.

Andreas hat versucht ihm zu erklären, das es für ihn bedeuten würde-->
um 4 aufzustehen um erstmal nach ca. 2 Stunden in der Lage zu sein mototrisch sich auf den Weg nach Hamburg zu machen.

Widerwillig , hatte er dann eingeräumt...dass er sich ja hier im Ort auch jemanden suchen könnte wo er
das Corti bekommen kann.

Eigentlich kann ich dieses widersprüchliche Gespräch nicht ganz wiedergeben.

Wenn ich das richtig erinnere, hast Du, Renate, Deine Corti immer zu Hause gemacht. Leider weiß ich nicht mehr in welcher Stärke Deine Medis waren.

Ich kann mich gut erinnern, wie wichtig auch der Magenschutz ist uvm.

Andreas wird diese Situation morgen mit dem Hausarzt besprechen. 2 Orte weiter sollen sich auch 2 Neuro´s angesiedelt haben.

Andreas ist ja nicht abgeneigt, das ambulant durchzuführen--->aber... 5 Tage nach Hamburg und er ist platt!

FRAGE:
Wie handhabt Ihr das mit der Corti-Stoßtherapie?

Vielen Dank Für´s Lesen

und schlaft gut :)
Brigitte

von olipp
Am
Beiträge: 213
Registriert: 23. Januar 2013, 15:53

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Moin Biona,

ich habe ja sehr gute erfahrung mit dieser stosstherapie....& lasse es immer in der sauerlandklinik machen. Andreas war doch schon mal dort...warum macht er das nicht weiter dort????? Was besseres gibs nicht...in meinen augen...denn die stationäre sache geht dort immer...ansonnsten rufe bei uns mal an....

Gruss oli

von Tiffi
Am
Beiträge: 6462
Registriert: 24. Januar 2013, 14:37

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

hallo Brigitte

gut dass ich deinen Thread gelesen habe - bekomme heute Korison und hätte jetzt den Magenschutz vergessen - danke für's erinnern

für mehr habe ich im Moment leider keine Zeit, bin "auf dem Sprung" ... aber später

gute Besserung für Andreas

LG, tiffi

von Renate_S.
Am
Beiträge: 139
Registriert: 28. Januar 2013, 20:31

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Hallo Brigitte,

sorry für die Verspätung, ich hoffe, du entdeckst meine Antwort noch früh genug. Ich bin ja nun gar kein Beispiel für eine Cortisonstoßtherapie, wie sie die Neuros gutheißen, sondern ein Querkopf, der seine eigene Stoßtherapie macht, wie man sie bis ca. 1990 gemacht hat. Gründe:

1. Ich vertrage die seither in der Schubtherapie üblichen Cortisonsorten (Prednisolon und Methylprednisolon) überhaupt nicht, da ich davon eine Hypokaliämie mit Herzrasen bekomme. Es handelt sich bei beiden um nicht fluorierte Glucocorticoide. Prednisolon (Decortin H) hat sehr starke mineralocorticoide Nebenwirkungen (v.a. Wassereinlagerungen, Herzbeschwerden, Muskelschwäche).

Prednisolon bekam ich bei meinem Diagnose-Schub und wäre dadurch fast auf die kardiologische Intensivstation umgezogen. - Beim Methylprednisolon (Urbason) sollen diese Nebenwirkungen nicht so ausgeprägt sein wie bei dem (billigeren!) Prednisolon, aber ich traue auch ihm nicht.

Ich vertrage nur Cortisone ohne mineralocorticoide Nebenwirkungen, am besten Dexamethason.
Weitere Info: http://www.pta-forum.de/index.php?id=505

2. Ich halte es im Krankenhaus nicht aus, da komme ich kränker raus als rein. Bei meinem Diagnose-Schub haben mir die schnarchende Bettnachbarin, ihre Nachtaktivität und ihre Großfamilientreffen fast den Garaus gemacht.

Bis ich beim Hausarzt (im übernächsten Nachbardorf) bin, ist es morgens halb zehn, und das ist nicht mehr die optimale Zeit für eine Cortisoneinnahme. Dieses soll, entsprechend dem körpereigenen Rhythmus, möglichst früh am Morgen eingenommen werden, wenn auch die körpereigene Produktion von Cortisol in der Nebennierenrinde ihren täglichen Höhepunkt erreicht.

Optimal ist die Einnahme beim ersten Hahnenschrei, das geht am besten zu Hause im Bett.

3. Ich habe meine Dexamethason-Tabletten zu Hause und nehme sie, wenn ich es für richtig halte. (Das kommt höchstens einmal im Jahr vor.) Dann kann ich sie gleich schlucken, ohne noch Zeit mit der Organisation (vom Arzttermin bis zum Taxi) zu vertrödeln. Natürlich sage ich meinem Neuro und meinem Hausarzt Bescheid, zumal der Letztere auch meinen Blutzucker im Auge behalten will, und der macht von Cortison Bocksprünge.

Wenn man Diabetes-Typ-2-Kandidatin ist wie ich, sollte man unter einer Cortisonbehandlung kohlenhydratarm essen, damit der BZ nicht gar so entgleist.

4. Dass orales Cortison nicht schlechter wirkt als infundiertes, gilt inzwischen als gesichert. Infusionen und Tabletten wirken systemisch - im ganzen Körper - und haben auch die gleichen Nebenwirkungen.

Meine hausgemachte Stoßtherapie sieht (mit ärztlichem Segen) so aus:

Man nehme Dexamethason-Tabletten (üblich sind Tabletten à 4 oder 8 mg), z.B. Fortecortin. Es gibt auch Generika, z.B. Dexamethason Jenapharm. Ist genau dasselbe, den Stoff gibt es seit rund 50 Jahren. Schon zu DDR-Zeiten behandelte man hüben wie drüben Schübe damit.

Weitere Zutaten:
- Magenschutz (Protonenpumpeninhibitor), z.B. Omeprazol oder Pantoprazol. Da die Magensäureproduktion in den Belegzellen der Magenschleimhaut unter Cortison ansteigt, muss man sie wieder drosseln, um kein Cortison-Ulcus zu bekommen. Ich nehme morgens vor den Dexamethason-Tabletten 40 mg Omeprazol.

- Thromboseschutz bei erhöhtem Risiko z.B. durch Immobilität, Rauchen, Antibabypille. Den Thromboseschutz kann man selber spritzen, z.B. Fragmin P forte Fertigspritzen. Ich muss das nicht, da ich Marcumarpatientin bin.

- Prophylaxe gegen Kaliummangel (Hypokaliämie): ist auch bei Dexamethason kein Fehler, z.B. mit Kalinor Brausetabletten. Oder viel Dörrobst futtern. (Aprikosen enthalten viel Kalium!). Wenn unter Cortison das Herz zu rasen anfängt, fehlt womöglich Kalium.

- Zur Kontrolle von Blutzucker und Bakterien im Urin eine Dose Urin-Teststäbchen anschaffen, gehören in jede Hausapotheke (z.B. Combur). Eine Blasenentzündung kann sich unter einer Immunsuppression verschlimmern, die muss, wenn vorhanden, parallel behandelt werden.

Und los geht's: Ich nehme am 1. bis 3. Tag 24 mg Dexamethason (Fortecortin oder Generikum), am 4. Tag meistens nur noch 16, am 5. Tag 8 mg. Die Standarddosis beträgt bei Dexamethason 40 mg an 5 aufeinanderfolgenden Tagen. 40 mg sind auch die i.v. Standarddosis bei Anaphylaxie. Die 40-mg-Dexamethason-Fertigspritze hat der Radiologe im Notfallkoffer, falls jemand das Kontrastmittel nicht verträgt.

Dexamethason ist etwa 7- bis 7,5-mal so wirkstark wie Prednisolon. Siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Glucocorti ... t.C3.A4rke

Unser Körper produziert in den Nebennieren täglich eine Cortisolmenge, die 1 mg Dexamethason äquivalent ist. 24 mg sind also schon eine hohe Dosis, zumal Hormone in unserem Körper in unvorstellbar kleinen Mengen wirken! Ích halte die Wahnsinndosen von Methylprednisolon, die im Schub infundiert werden (1 oder 2 g) für viel zu hoch: Dass man daran nicht stirbt, heißt nicht, dass sie nötig sind!

Da Dexamethason eine lange Halbwertszeit hat, wirkt es noch ein paar Tage lang nach, man kann den Magenschutz und die Thromboseprophylaxe also ruhig noch ein, zwei Tage länger nehmen als die Tabletten.

Ausschleichen muss man nach einer Stoßtherapie nicht, und bei Dexamethason mit seiner langen Halbwertszeit schon zweimal nicht. Ich nehme es maximal fünf Tage lang.

Wie gesagt, mir reichen 24 mg am ersten Tag; Männer brauchen angeblich eine höhere Dosis, und wenn man nicht weiß, wie man darauf anspricht, und es einem wirklich nicht gut geht, kann man auch die Standarddosis von 40 mg einnehmen. Nicht vergessen: das entspricht ~ 300 mg Prednisolon.

Ich habe mal in einem Forum, weißnichtmehrwo, gelesen, dass eine Schubtherapie auch mit dreimal je 200mg Fortecortin durchgeführt werden kann - das ist absolut krottenfalsch, denn die Höchstdosis, die von Dexamethason verabreicht wird, beträgt 100 mg, aber das kommt nur bei sehr schweren Schockzuständen vor. Der Autor hat beim Abschreiben wohl vergessen, die 200 mg auf fünf Tage zu verteilen; dann stimmt es.

Hab ich noch was vergessen? Hoffe, das hat fürs erste weitergeholfen!
Liebe Grüße
Renate

von Gast
Am

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Guten Morgen Renate,

danke für Deine ausführliche Antwort :)

Andreas wird sich das heute Nachmittag nach seiner KG durchlesen.

Leider hat er sich heute den nächsten negativ Bescheid von unserer Hausarztpraxis abholen müssen.
Sein Hausarzt hatte keinen Dienst, somit ist er zu meinem gegangen.

Der hält nun gar nichts von der vierteljährlichen Corti Therapie. Da dieser selber ständig Corti-Tbl.
wegen Morbus Bechterew nehmen muß. Sagte er zu Andreas, dass immer der Schaden und der Nutzen
sorgfältig betrachtet werden sollte.

Termin bei der MS-Ambulanz hat Andreas im Juli.

So einiges hat sich also heute getan.
Der Neuro 2 Orte weiter.... da kann er im Mai anrufen und sich einen Termin für Juli holen.
Diese Praxis macht auch Corti Therapie.

So, dann erstmal liebe Grüße zu Dir
Ich wünsche Dir eine erholsame Nacht


Brigitte ...........................................................
Bild

von Gast
Am

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Danke Tiffi,

hab Deine Wünsche weitergeleitet.

Auch für Dich alles Gute und das Dich die NW nicht zu sehr plagen.

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Gute Nacht
sagt nun Brigitte

von Renate_S.
Am
Beiträge: 139
Registriert: 28. Januar 2013, 20:31

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Biona hat geschrieben: Der hält nun gar nichts von der vierteljährlichen Corti Therapie. Da dieser selber ständig Corti-Tbl.
wegen Morbus Bechterew nehmen muß. Sagte er zu Andreas, dass immer der Schaden und der Nutzen
sorgfältig betrachtet werden sollte.
Hallo Brigitte,

die Langzeit- oder Dauertherapie mit Cortison wegen einer Erkrankung wie Morbus Addison oder Morbus Bechterew ist mit einer Stoßtherapie über wenige (3-6) Tage überhaupt nicht zu vergleichen. Eben deswegen wird das Cortison bei MS nur in kurzen Stößen verabreicht und nicht wochenlang! Ein kurzer Cortisonstoß hat praktisch keine Langzeitnebenwirkungen.

Blöd ist, dass die meisten Ärzte die Langzeittherapie mit der Kurzzeittherapie in einen Topf werfen, und beiden dieselben Nebenwirkungen und Folgeschäden unterstellen. Das ist einfach falsch! Um den größtmöglichen Nutzen mit möglichst geringen Folgeschäden zu vereinen, hat sich bei MS ja die Stoßtherapie eingebürgert, und auch das Ausschleichen ist wegen der schädlichen Folgen inzwischen nicht mehr üblich.

Die "Intermittierende Kortikosteroidbehandlung bei chronisch progredientem Krankheitsverlauf" ist eine anerkannte Therapieoption, üblich ist ein Intervall von drei Monaten. Siehe hier: http://www.dmsg.de/multiple-sklerose-ne ... ht&anr=102

Ein Nicht-Neurologe weiß das vielleicht nicht? Würde es etwas nützen, wenn man ihm diese "Behandlungsleitlinien" zum Lesen geben würde?

Liebe Grüße und *daumendrück*
Renate

von Locke46
Am
Beiträge: 15
Registriert: 24. Januar 2013, 18:13

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Hallo Renate,

vielen Dank für Deine kompetenten Info´s.

Ich werde in den nächsten Tagen weiter entscheiden, wie für mich der beste Weg ist.

Schön das auf Dich immer verlass ist :)
Hab noch einen schönen Abend

Liebe Grüße
Andreas

von Tiffi
Am
Beiträge: 6462
Registriert: 24. Januar 2013, 14:37

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

@ Renate

hallo Renate

bin bei jeder Kortisonstoßtherapie auf's Neue froh über deine Ratschläge. Ich setze sie jedesmal konsequent um und die NW halten sich erstaunlich in Grenzen *auf Holz klopf* ... ganz ohne geht es nicht, aber sie sind deutlich erträglicher.

schönen Tag und LG, tiffi


von Renate_S.
Am
Beiträge: 139
Registriert: 28. Januar 2013, 20:31

@Renate_S und @ALLE "Cortisonstoßtherapie"

Hallo ihr beiden,

danke für euer Lob! Das macht den Tag gleich viel schöner!

Ich kann mich mit meinen Ausführungen zu Dexamethason nur ständig wiederholen, und hoffe, dass ich immer mal wieder jemandem mit meinen Tipps helfen kann.

Mein Hausarzt und mein Neuro unterstützen mich bei der Selbstmedikation mit Dexamethason. Wir sind uns einig, dass ich den Stoff nehmen darf, wenn ich fühle, dass ich ihn brauche - unter der Bedingung, dass ich immer Bescheid sage, wenn ich etwas davon genommen habe und wieviel. Daran halte ich mich auch. Zur Zeit habe ich Dexamethason für ca. 3 Schübe in der Hausapotheke, und meine Ärzte haben kein Problem damit.

Liebe Grüße
Renate