Cladribin (Mavenclad)

Dieses Thema ist ebenso zentral und wichtig, wie vielfältig. Hier können Sie sich ausgiebig austauschen.
von AndyDoc
Am
Beiträge: 3
Registriert: 6. März 2019, 09:27

Cladribin (Mavenclad)

Hallo Kristina,

gibt es etwas Neues von Deiner Behandlung? Ich habe den Thread schon seit einer geraumen Weile verfolgt, weil der Neurologe meiner Schwägerin auch Cladribin vorgeschlagen hat. Anfangs war ich schon etwas zurückhaltend, habe mich aber inzwischen belesen und habe ihr zugeraten.
Leider ist ja immer wieder das „Horrorwort“ von der Chemotherapie in Umlauf, das im Umgangssprachlichen für Tumorerkrankungen und gravierende Nebenwirkungen steht. Per Definition ist ein Chemotherapeutikum jedoch zuna?chst einfach ein chemisch (und somit nicht pflanzlich) hergestelltes Arzneimittel, das mo?glichst gezielt kranke Ko?rperzellen oder Krankheitserreger adressiert. Somit erfu?llt Mavenclad durchaus die Kriterien dieser Arzneimittelgruppe – genauso wie z.B. Antibiotika und Medikamente gegen Viruserkrankungen. Ein Chemotherapeutikum ist nicht per se gleichzusetzen mit der weithin bekannten Tumorbehandlung, sondern prima?r eine hochselektive Therapieform. Mavenclad wird zudem in sehr geringer Konzentration und an nur wenigen Tagen verabreicht, sodass die Therapie keinesfalls mit einer „klassischen“ Krebsbehandlung vergleichbar ist.

Dieses Einnahmeschema mit zwei Zyklen in den ersten beiden Jahren kommt dem Lebensstil meiner Schwägerin sehr entgegen (schulpflichtige Zwillinge!). Trotz der kurzen Einnahmezyklen bleiben 75% aller Patienten bis zu vier Jahre ohne weitere Behandlung schubfrei.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cladribin#cite_note-FI-6
PML- und Tumorrisiko hatte mich schon zögern lassen aber es sind in 14 Jahren keine PML Fälle unter Cladribin aufgetreten und das Tumorrisiko ist auch nicht größer als in der Allgemeinbevölkerung.

https://www.kompetenznetz-multipleskler ... t/2/6/e158

Trotzdem würde es mich schon interessieren wie es dir damit geht. Zahlen sind ja immer etwas abstrakt und eine persönliche Einschätzung gibt einem doch noch ein anderes Bild und hilft einem vielleicht, das eine oder andere Symptom besser einzuordnen.
Sehr schön fand ich da auch dieses Video:

https://www.youtube.com/watch?v=wyj2I8OhENA

Hoffentlich bis bald.

Andy

von SisterOfNight
Am
Beiträge: 9
Registriert: 22. März 2019, 08:53

Cladribin (Mavenclad)

Hallo Andy, hallo an alle,

mir geht es prima. Die ersten beiden Zyklen habe ich hinter mir und bisher keinerlei Nebenwirkungen.

Aktuelle Blutwerte stehen noch aus, aber selbst wenn die Lymphozyten runter gehen (was sie ja therapiebedingt auch sollen), ist das allein noch kein Grund zur Beunruhigung. Die erholen sich i.d.R. auch wieder.

Ich habe mit dem Begriff "Chemo" auch einige Leute geschockt, die dabei sofort an Krebs dachten. Wie du schreibst, wirkt Mavenclad aber selektiver.

Zu den Langzeitfolgen kann im Moment keiner etwas sagen. Da muss ich/müssen wir einfach abwarten.

Der Neurologe deiner Schwägerin wird sicher ihren Immunstatus prüfen (etwaige Impfungen sind dann vor Therapiebeginn durchzuführen). Wenn da nichts im Weg steht, ist es eine sehr "bequeme" Therapie. Das war bei mir jedoch nicht entscheidend, sondern die sehr viel höhere Wirksamkeit.

Man möge meinem Neuro die etwas zynische Bemerkung verzeihen, dass es für viele MS-Patienten am besten wäre, gleich zu Beginn zahlreiche Schübe zu haben, da sie einer hochwirksamen Therapie (trotz möglicher NW) dann eher zustimmen würden.

Ich habe bisher jedenfalls ein gutes Gefühl. Deiner Schwägerin wie allen anderen MSlern wünsche ich eine schubfreie Zeit!

LG,
Kristina

von Brillosaurus01
Am
Beiträge: 7233
Registriert: 24. Januar 2013, 16:23

Cladribin (Mavenclad)

Hallo Andy und Sister of Night,

was ihr zu Cladribin geschrieben habt, liest sich ganz toll.

Da kommt schon fast der Verdacht auf, dass es sich dabei um so eine Art wie

Werbung für Vitamin C handelt.

Wo Sonne ist, ist auch schatten. Euer Text liest sich, wie eine Klausur, wo kein Fehler

zu entdecken ist. Da würde selbst der naivste Pauker den Gedanken hegen,

dass da etwas getürkt ist.


Dafür treffen so einige Parameter zu, auf die ich nicht eingehen möchte.

Ich möchte ja hier kein "Lehrbrief für irgendwelche Pharma-Vertreter schreiben.

Ihr habt die ganze Problematik aber super gut entschärft. Kompliment !


Ich hoffe, es fühlt sich niemand auf den Schlips getreten.

Das ist meine Meinung.

Liebe Grüße, Jörg

von SisterOfNight
Am
Beiträge: 9
Registriert: 22. März 2019, 08:53

Cladribin (Mavenclad)

Hi Jörg,

ich habe von meiner Erfahrung und meinen Eindrücken berichtet, das ist alles. Und dass die bisher durchweg positiv sind, ist doch erfreulich. Oder nicht?

Ein Grund, sich aus Foren wie diesen sonst rauszuhalten, ist dieser eklatante Pessimismus und die Paranoia, dass hinter jedem Post ein Pharmavertreter steckt und jeder Arzt korrupt ist.

Ihr tauscht euch den ganzen Tag über Nebenwirkungen aus, kann man sich da nicht mal mitfreuen, wenn es gut läuft?

LG,
Kristina

von BirgitS
Am
Beiträge: 6846
Registriert: 27. Januar 2015, 13:30

Cladribin (Mavenclad)

Hallo Kristina,

Ich freue mich, wenn jemand eine Medikament gut verträgt und schubfrei bleibt.

Naja, den ganzen Tag tauschen wir uns wirklich nicht über Nebenwirkungen aus. Wenn ich so überlege, eigentlich selten.
Und wenn, dann möchte man sich einfach einfach nur mal was von der Seele schreiben.

Berichte ruhig weiter.

Birgit

von steffiwt203
Am
Beiträge: 1
Registriert: 8. April 2021, 08:23

Re: Cladribin (Mavenclad)

Hallo,

seit den letzten Kommentaren in diesem Thread sind mehr als 2 Jahre vergangen. Mag jemand von Euch (z. B. Kristina oder Klaus oder natürlich auch gerne jemand anders, wo der Therapiebeginn mit Cladribin evtl. auch schon einige Zeit zurückliegt) noch weitere Erfahrungen oder Erkenntnisse mitteilen?

Vielen Dank Steffi

von schneggy
Am
Beiträge: 1
Registriert: 20. August 2021, 06:44

Re: Cladribin (Mavenclad)

Hallöchen,
auch ich habe nun vor zwei Monaten meine vierte Ration Cladribin erhalten, seit 2004 MS, 2 Kinder, verschiedene Therapieerfahrungen gesammelt (Gylenia, Octagam) und nach dem letzten MRT-Befund wollte ich etwas stärkeres, darum nun Cladribin. Habe alles mit meiner tollen Neurologin besprochen und mich trotzdem auch noch allein belesen. Bitte macht das bei jeder Therapie auch, es ist euer Körper und eure Gesundheit Und eure Entscheidung! 👍 Nach meinem ersten Zyklus ging es mir recht gut, habe leider eine Gürtelrose bekommen und dafür eine Behandlung. Dieses Jahr den zweiten Zyklus, auch ohne größerer Vorkommnisse. Aber wenn mein Körper so eine Therapie bekommt, reagiert er natürlich auch darauf. Schwäche, keine Verdauung eine Zeit lang und Ängste sind-denke ich- Begleiterscheinungen, mit denen ich leben kann. Habe übrigens dein MS-Wert von 2,5 trotz über 50 Läsionen im MRT. Mein Tipp: Leben mit MS anpassen, weniger Stress, viel Entspannung, Ernährungsumstellung, Sport und auf euch selbst achten 💚 Dann gehts euch immer gut 👍 Viel Glück und alles Gute!