Neurologin lehnt Kur ab

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von Stefan_71
Am
Beiträge: 2
Registriert: 23. Dezember 2020, 11:18

Neurologin lehnt Kur ab

Hallo,
ich bin 49 Jahre alt und habe seit 2016 die Diagnose MS.
Habe bisher als "Kennzeichen" der MS starken Tremor (Zittern) in der linken Hand, ständiges Kribbeln in beiden Händen und den Unterschenkeln, "Nadelstiche" bis Brennen in den Zehen bis zur Ferse, Blasenstörung, ständige Doppelbilder, ständige Müdigkeit, Wortfindungsstörungen, Konzentrationsstörungen und Schmerzen (Rücken, Kopf und da wo man als Mann kein Schmerzen haben möchte) und noch so ein paar Dinge mehr.

Meine Neurologin meint die MS verursacht generell keine Schmerzen ausser vielleicht Kopfschmerzen. Orthopäde kann keinen Grund meiner Rückenschmerzen finden ausser der Fehlhaltung (Schonhaltung). Urologe findet auch nichts. Damals bei der Diagnose im Krankenhaus wurde mir vom Professor gesagt, das es wohl neuropathische Schmerzen sind.
Die ganzen "Effekte" der MS sind nach und nach über die Jahre hinzugekommen. Am meisten belasten mich zur Zeit die Schmerzen. Nehme Pregabalin aber das hilft mittlerweile gar nicht mehr.
Auch schon mehrere Schmerztherapien hinter mir.
2015/2016 wurde bei mir auch eine schwere Depression diagnostiziert.
Jetzt wurde mir von der Psychotherapie ausgehend empfohlen mich mal um eine Kur zu bemühen. Da ich psychisch auch an den MS Symptomen zu knabbern habe, wurde mir geraten aufgrund der MS eine Kur zu beantragen.
Wollte nun das meine Neurologin zum Antrag den Arztbrief ausfüllt.
Das hat sie abgelehnt mit der Begründung das ich zur Zeit keinen akuten Schub habe...?
Wenn ich einen Schub habe gehe ich doch sowieso ins Krankenhaus zur "Kortisonspülung"... und nicht zur Kur/Reha.
Welche Kriterien ich für sie für eine Kur erfüllen muss ist da offen geblieben.
So langsam habe ich das Gefühl, es ist was persönliches.
Weil ich schonmal eine Zweitmeinung (nach Schub mit den Doppelbildern) eingeholt hatte, hat sie mir gesagt das ich bei der nächsten Einholung einer Zweitmeinung durch diese Klinik dann draußen bin.
Bin jetzt echt ziemlich unsicher, was hier abläuft und was ich für Kriterien für eine Kur/Reha brauche. Was habt ihr da für Erfahrungen?

LG
Stefan

von susaen
Am
Beiträge: 994
Registriert: 24. Januar 2013, 16:37

Re: Neurologin lehnt Kur ab

Hi Stefan_71,

eine Kur gibt es nicht mehr, nur noch eine Reha.

Die Reha hat dabei in erster Linie das Ziel, eine Rente bzw. einen Pflegegad zu verhindern.

An deiner Stelle würde ich mir erstmal andere Ärzte suchen, denn neuropathische Schmerzen können eine Folge der MS sein und die lassen sich auch behandeln.

Und evtl. auch einen Schmerztherapeuten um die Schmerzen in den Griff zu bekommen und evtl. gibt es darüber die Möglichkeit eine Reha zu machen.

Grüße
susaen

von Stefan_71
Am
Beiträge: 2
Registriert: 23. Dezember 2020, 11:18

Re: Neurologin lehnt Kur ab

Hallo,
ja es sollte ja auch eine Reha beantragt werden.
Hatte vor der Diagnose MS schon Schmerztherapien, weil mich meine chronischen Schmerzen schon knapp 8 Jahre begleiten. Einmal war es eine reine Spritzentherapie, wo ich nur Spritzen ins ISG bekommen habe. Nur kurzfristige Besserung. Dann eine rein Psychotherapeutische Schmerzbewältigung und die letzte ein Entzug von meiner Tilidinabhängigkeit mit der "Umstellung" auf Pregabalin.
Einen neuen Neurologen habe ich erst im März.
Der ist zwar kein Mitglied bei der DMSG wie meine jetzige Ärztin aber hier im Umkreis ist das schwierig.
Da bisher alles was bei mir gekommen ist auch geblieben ist, habe ich kaum noch Hoffnung das man die Schmerzen in den Griff bekommt.
LG
Stefan

von susaen
Am
Beiträge: 994
Registriert: 24. Januar 2013, 16:37

Re: Neurologin lehnt Kur ab

Hi Stefan_71,

vergiss die Zertifikate der DMSG, die sagen nur was darüber aus, das die Praxis eine mind. Anzahl an MS Patienten hat und das Personal regelmäßig (vor allem an Pharmahersellerfinanzierenten) Fortbildungen teilnimmt.

Ich habe mit solchen Praxen ehr negative Erfahrungen gemacht.

Schmerzen lassen sich in Griff bekommen, nur nicht jeder Neurologe kennt sich damit aus.
Ein Neurologe den ich kenne ist auch Paliativmediziner und Schmerztherapeut, der hat bis jetzt jedem MSler mit Schmerzen einen Weg aufzeigen können, ob der dann gegangen wird, ist was anderes.


Und es gibt noch andere Medikamente gegen neuroptische Schmerzen als Pregabalin.
Denn auch Pregabalin ist alles andere als unumstritten.

Grüße
susaen

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von Glückskind66
Am
Beiträge: 7233
Registriert: 28. Juli 2014, 07:55

Re: Neurologin lehnt Kur ab

Halo Stefan,

willkommen hier in der Runde. Du hast ja jede Menge Baustellen.

Irgendwie ist mir jetzt nicht ganz klar, was für eine Reha Du wollen würdest. Insofern sind da keine Ratschläge meinerseits momentan möglich. Eine psychosomatische kann auch der Hausarzt befürworten.

Grundsätzlich beantragst Du die Reha und die Ärzte geben ihre Gutachten dazu ab. Am Ende entscheidet die Rentenversicherung, wenn Du noch arbeiten gehst. Oder die Krankenkasse, wenn nicht. Letztere ist da noch zurückhaltender mit den Bewilligungen.

Neuerdings scheinen Rehas auch nur noch für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit durchgeführt zu werden. Eine Verbesserung bestehender Beschwerden wäre höchstens zufällig.

Eine Reha ist aber unter Umständen Streß pur. Meine erste Reha war letztendlich der Auslöser für meinen ersten Schub und die MS-Verdachtsdiagnose. Ich würde gern mit dem Wissen von heute die Zeit zurückdrehen.

Ich hatte bereits insgesamt vier Rehas und eine Anschlußheilbehandlung. Wirklich gutgetan haben davon nur zwei. Meine letzte Reha war Ende dieses Sommers in Sachsen. Und ein voller Reinfall. Immerhin ohne erneuten Schub bisher. Aktuell würde ich mich da nicht mehr drum kümmern. Unter den Corona- Bedingungen geht das einfach nicht streßfrei zu machen.

Grundsätzlich solltest Du aber langfristig Deine Arztsituation lösen. Ein derart gespanntes Verhältnis kann nicht hilfreich sein. Auch wenn man nicht mehr an die „Götter in Weiß“ glaubt, braucht man ein Vertrauensverhältnis zum Gesprächspartner in dieser Angelegenheit. Ärzte, die keine zweite Meinung verkraften, gehören auf den Mond, solange da Leben kein entstanden ist.

Alles Gute

Marga

von Sarah1280
Am
Beiträge: 67
Registriert: 8. Oktober 2015, 21:53

Re: Neurologin lehnt Kur ab

Also vieles was hier von einzelnen Mitglieder geschrieben wurde kann ich nur unterstreichen.

- ich würde NIE wieder eine Reha beantragen, zweimal in Reha gewesen ( davon eine wg.MS) ,aber beide waren komplett Sinn und nutzlos, im Gegenteil, der Zustand hatte sich massiv verschlechtert, schwerer Schub gehabt, der trotz DMSG zertifizierter Klinik niemand interessierte, aufgrund von Sativex als Junkie abgestempelt und deutlich weniger Behandlungen /Anwendungen als zu Hause

-nicht alles was auf der DMSG Seite als Neurologe oder Fachklinik empfohlen wird , ist auch zu empfehlen, mein Neuro steht z.B.nicht auf der Liste und ist top und hat nun etliche Patienten die von einem auf der Homepage aufgeführten Arzt nun zu ihn gewechselt sind, aufgrund besserer Aufklärung und co.

-Pregabalin ist meiner Meinung nach mit ganz viel Vorsicht zu genießen und wenn es dir aktuell nicht mehr hilft, dann würde ich das schnellst möglich absetzen und ich hoffe sehr das du einen angenehmeren Entzug erlebst als ich ihn erlebt hatte, kann mich heute noch dafür ohrfeigen das ich es nicht früher angesetzt habe, da es mir eigentlich nie was brachte

Du bist nicht an einen Neurologen fest gebunden und brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du dir eine Zweitmeinung einholt, die Reaktion deiner Neurologin bzgl.der letzten Zweitmeinung die du dir eingeholt hattest, wäre bei mir schon ein Grund zu überlegen mir einen anderen Neuro zu suchen, denn in meinen Augen ist gerade bei MS das Vertrauensverhältnis seeeehr wichtig und ein weiterer gemeinsamer Weg nicht sinnvoll, wenn dies nicht gegeben ist. Für gute Ärzte muss man halt u.U. auch etwas Aufwand betreiben und zur Not auch einen weiteren Weg in Kauf nehmen.

Lg

von AS8710
Am
Beiträge: 6
Registriert: 27. Oktober 2021, 20:08

Re: Neurologin lehnt Kur ab

Hey, klar können durch die MS Schmerzen entstehen. Ich habe neuropathische Schmerzen in beiden Beinen und kann mir gut vorstellen wie es dir geht.
Depressionen kommen da von ganz alleine....

Diese Art von Schmerzen lässt sich leider schwer behandeln.

Ich habe die Schmerzen mit Palexia(150/150/150mg)und Pregabalin(100/0/100mg)halbwegs in den Griff bekommen. Dazu verdampfe ich Cannabisblüten gegen Schmerzen und Spastik.

Diese Kombination aus Palexia und Pregabalin ist wirklich echt super(zumindest für mich).

Das deine Neurologin dich nur mit einem akuten Schub in Reha schicken möchte, zeigt das sie wohl nicht viel Ahnung hat. Du solltest dir einen neuen Neurologen suchen.

Mfg