Verlauf

Jede MS ist anders: die 1.000 Gesichter der Krankheit

MS wird oft auch als die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern bezeichnet. Die Symptomatik variiert von Patient*in zu Patient*in.1 Im Gegensatz zu vielen anderen chronischen Krankheiten ist es nicht einfach, die vielfältigen Erscheinungsformen der MS in Bezug auf Symptome, Verlauf und Therapie auf einen Nenner zu bringen.2

Immer anders: der unterschiedliche Beginn

Die ersten Symptome einer MS können ganz unterschiedlich aussehen. Eventuell verändert sich das Sehvermögen. Oder du fühlst dich schneller erschöpft als sonst. MS zeigt sich im Anfangsstadium oft auch durch Gefühlsstörungen. Dabei können bestimmte Bereiche des Armes, Beines oder des Rumpfes sich dann wie taub anfühlen oder du spürst ein ungewohntes Kribbeln. Der Beginn einer MS äußert sich bei manchen Patient*innen so, bei anderen wiederum ganz anders. Das macht es nicht einfach, eine MS sofort zu erkennen.3

Eine zusätzliche Schwierigkeit: Jedes der zahlreichen Symptome einer MS kann, einzeln betrachtet, auch auf eine andere Krankheit hindeuten.4 Ein Befund allein, der zweifelsfrei nachweist, dass es sich bei den Symptomen um eine MS handelt, ist für eine Diagnose nicht ausreichend.4 Vielmehr werden in einer sogenannten Ausschlussdiagnose eine Reihe von unterschiedlichen Untersuchungen durchgeführt und erst, wenn die Befunde nicht besser durch eine andere Erkrankung erklärt werden können und gut in das klinische Bild einer MS passen, wird diese diagnostiziert.4

Daher sind für die Diagnose einer MS klinische Symptome und MRT-Befunde aus der neurologischen Untersuchung von hoher Bedeutung. Bei MS zeigen sich in den MRT-Bildern Entzündungsherde, auch Läsionen genannt, in Form von Flecken. Für eine MS-Diagnose müssen diese Entzündungsherde zwei Kriterien erfüllen. Sie müssen in ganz bestimmten Regionen des Gehirns oder Rückenmarks verteilt sein und es müssen neue aktive Entzündungsherde beziehungsweise Läsionen vorhanden sein. Dieser Nachweis gelingt entweder über eine frühere MRT-Vergleichsaufnahme oder über die Aufnahme von Kontrastmittel. Nur aktive Läsionen nehmen das Kontrastmittel auf, ältere Läsionen, die keine aktiven Entzündungsherde darstellen, nicht.4

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Symptomen frühzeitig auf den Grund gehen

Aufgrund der Vielfalt der Symptome kann die Diagnosestellung, ob eine MS vorliegt oder nicht, etwas langwierig sein. Den einen MS-Test gibt es leider nicht.4 Aber das neurologische Praxisteam kann verschiedene Untersuchungen vornehmen, deren Ergebnisse eine sichere Diagnose erlauben.

Sollte sich im Anschluss an einen Besuch beim Hausarzt oder der Hausärztin der Verdacht erhärten, dass du an einer MS erkrankt bist, ist der Gang zum Facharzt oder zur Fachärztin immer ratsam. Basierend auf Studien und weitreichenden Erfahrungen empfehlen die Leitlinien, möglichst früh im Krankheitsverlauf, idealerweise direkt nach der Diagnose, mit einer Therapie zu beginnen, um die Krankheitsaktivität zu stabilisieren und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen zu können.1,5

Weiterer Verlauf individuell

Was für den Beginn einer MS gilt, zeigt sich auch im weiteren Verlauf der Erkrankung. Die MS wird grundsätzlich in drei Verlaufsformen unterschieden. Dabei ist die schubförmig remittierende MS die häufigste. Diese kann bei einem Teil der Betroffenen im Zeitverlauf in die sekundär progrediente Verlaufsform übergehen. Ein kleiner Teil von etwa 10-15% der MS-Erkrankten haben zu Beginn der Erkrankung keine Schübe. Diese Verlaufsform der MS wird primär progredient genannt.4 Zwar gibt es typische Verlaufsformen, wie die Erkrankung aber konkret verläuft, ist von Person zu Person unterschiedlich. Zum Diagnosezeitpunkt lässt sich der individuelle Krankheitsverlauf auf lange Sicht nur schwer genau vorhersagen.4 Allerdings können die Expert*innen anhand von verschiedenen Risikofaktoren mittlerweile eine Prognose ableiten.5

Unterstützung in Anspruch nehmen

Da die MS als chronische Erkrankung häufig in einem Alter diagnostiziert wird, in dem die Lebens- und Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, kann dies die Betroffenen selbst und das familiäre Umfeld verunsichern. Da die chronische Erkrankung das ganze Leben betrifft, können sich Fragen auftun:

  • Wen informiere ich über die Erkrankung und wie sage ich es der Familie, Freunden oder Arbeitgeber?
  • Kann ich oder sollten wir unter diesen Umständen noch (weitere) Kinder bekommen?
  • Kann ich in ein paar Jahren meinen Beruf weiter ausüben?

Das sind neben der Therapieentscheidung und Behandlung möglicher MS-bedingter Symptome Fragen, mit denen man sich plötzlich konfrontiert sieht. Dies kann neben den körperlichen Einschränkungen auch zu großen physischen Belastungen führen.6

Familie und Freunde können in dieser Situation Halt geben und unterstützen. Dennoch sollte man dabei nicht vergessen, dass diese Situation für alle neu ist und der nahestehende Personenkreis dadurch auch erst einmal überfordert sein kann. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich professionelle Unterstützung von außen zu holen.7 Wünschenswert ist, nicht in Passivität zu verfallen und sich mit der Krankheit und den aufkommenden Fragen aktiv auseinanderzusetzen. Wie bei allen schweren Lebenskrisen lassen sich in der Regel, mit Hilfe, auch die psychischen Belastungen durch die MS auffangen und das seelische Gleichgewicht wiederfinden. Dabei können verschiedene Bewältigungsstrategien helfen einen Ausweg aus der belastenden Situation zu finden und den Stress sowie die psychischen Auswirkungen zu reduzieren.8