Keine Symptome? Die MS steht nicht still
Für die meisten Menschen ist die Diagnose MS ein Schock. Darüber müssen sie erst einmal hinwegkommen, bevor sie in der Lage sind, sich mit den verschiedenen Therapieoptionen auseinanderzusetzen. Fast immer dauert es eine Weile, bis die Diagnose akzeptiert wird. Dazu braucht es Verständnis für die individuelle Situation der Betroffenen, aber auch eine umfassende Aufklärung über Krankheitsbild und Behandlung: vor allem wenn Betroffene nicht davon überzeugt sind, dass ihre Therapie notwendig ist. Oft werden in diesem Fall Medikamente bewusst abgesetzt oder Rezepte erst gar nicht eingelöst.
Gerade wenn sich die MS für eine längere Zeit nicht bemerkbar macht, kann der Eindruck entstehen, dass auf die Behandlung verzichtet werden kann. Das ist ein Trugschluss, denn auch in ruhigen Phasen ohne erkennbare Symptome steht die MS nicht still.
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Nebenwirkungen häufig zu Behandlungsbeginn
Selbst wenn Nebenwirkungen nur bei einem Teil der MS-Betroffenen auftreten, ist die Angst davor doch häufig da. Vielfach treten Nebenwirkungen vor allem zu Beginn der Behandlung auf – deren Schwere und Häufigkeit nehmen nach einiger Zeit meist ab. Vor allem in den ersten Monaten nach Behandlungsbeginn können sie deshalb eine Herausforderung für die Therapietreue sein.
Am besten du sprichst bereits im Vorfeld der Behandlung mit deiner Ärztin oder deinem Arzt und mit deiner MS-Schwester oder deinem MS-Pfleger darüber, wie mögliche Nebenwirkungen zu lindern oder zu vermeiden sind. Kommt es dennoch zu störenden Begleiterscheinungen, suche unbedingt ärztlichen Rat, statt die Therapie eigenmächtig abzubrechen.
Zeit nehmen, realistische Erwartungen entwickeln
Medikamente können die Anzahl der Schübe reduzieren und das Fortschreiten der MS verlangsamen. Der Effekt zeigt sich langfristig. Für Betroffene ist dabei gut zu wissen: Die derzeit verfügbaren Medikamente heilen die MS nicht. Aber sie können den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Patient*innen mit unrealistischen Erwartungen laufen Gefahr, dass sie die Therapie abbrechen, da sie von deren Wirksamkeit enttäuscht oder nicht überzeugt sind. Schlechte Erfahrungen mit Vortherapien verstärken diese Haltung eventuell noch.
Im Gespräch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt kannst du mögliche Zweifel an der Behandlung und etwaige Missverständnisse offen ansprechen: um gemeinsam nach Lösungen zu suchen und Rückschläge besser zu überwinden. Nimm dir ausreichend Zeit, um die Zusammenhänge zwischen Erkrankung, Symptomen und Behandlung zu verstehen.
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Schwierigkeiten bei der Therapie? Ärztlichen Kontakt suchen
Manchmal sind Symptome und Folgen der MS die Ursache für mangelnde Therapietreue. So können Sehstörungen oder Probleme bei der Koordination und Feinmotorik die Anwendung der Therapie erschweren. Kognitive Einschränkungen haben unter Umständen zur Folge, dass die Einnahme der Medikamente vergessen wird. Bei manchen MS-Betroffenen sind Erschöpfungszustände oder Antriebslosigkeit der Grund für Unregelmäßigkeiten bei der Einhaltung der Therapie.
Wenn dir die Anwendung der Therapie wegen MS-typischer Symptome schwerfällt, solltest du das ärztliche Gespräch suchen und deine Schwierigkeiten möglichst genau schildern. Gemeinsam findet sich sicherlich eine Lösung – sei es eine Behandlung des Symptoms oder Anwendungshilfen und -erinnerungen.
Behandlung und Alltag im Einklang
Stress, eine komplizierte Verabreichung oder generell die schlechte Vereinbarkeit von Alltag und Behandlung der MS sind weitere Ursachen, die ein therapietreues Verhalten erschweren. Oft wird die Behandlung im Alltagstrubel einfach vergessen. Dies geschieht meist dann, wenn der Tagesablauf und die Anforderungen in Familie und Beruf wenig Spielraum für die Behandlung lassen. Ein Grund für nicht therapietreues Verhalten kann auch sein, dass persönliche Vorstellungen und die Lebensumstände der Betroffenen nicht oder nicht ausreichend bei der Planung der Behandlung berücksichtigt wurden.
Du hast das Gefühl, dass sich deine jetzige Behandlung nicht in deinen Alltag integrieren lässt? Dann besprich das in der ärztlichen Sprechstunde. Gemeinsam lassen sich Lösungen finden, wie du beides unter einen Hut bekommst: deine Aufgaben im Alltag und das Einhalten deiner Therapie.
Barrieren überwinden
Für mangelnde Therapietreue gibt es verschiedene Ursachen. Wer davon betroffen ist, sollte der Sache auf den Grund gehen, um dann gezielt eine Lösung des Problems zu suchen: mit der Ärztin oder dem Arzt oder eventuell mit anderer professioneller Unterstützung. Hier einige mögliche Ursachen:
Praktische Barrieren:
- mangelnde Information
- MS-bedingte Einschränkungen
- Behandlung passt nicht in den Tagesablauf
Psychologische Barrieren:
- die Notwendigkeit einer Therapie nicht erkennen
- von der Behandlung nicht überzeugt sein
- Angst vor evtl. auftretenden Nebenwirkungen