Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

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von butterblume
Am
Beiträge: 101
Registriert: 10. April 2013, 11:06

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?


Hallihallo liebe Fories,

ich bin nun auch nach längerer Zeit und einer erneuten Expertenfrage mal wieder hier und möchte Euch fragen, wie Ihr mit Euren Einschränkungen so im Alltag zurecht kommt.

Hat jemand von Euch psychologische Unterstützung? Ich muss nämlich schon sagen, dass es mich ziemlich depressiv macht, sich im schleichenden chronischen Verlauf zu befinden und die allmählichen Verschlechterungen zu spüren.

Mein Mann hat mich eigentlich jahrelang ganz gut unterstützt, nur mich leider im vergangenen Jahr dann doch verlassen. Angeblich übertreibe ich immer, dramatisiere, verfalle in Depressionen, könne noch viel mehr, als ich mir immer selbst zutraue und und und. Kennt Ihr das?!

Ständig fühlte ich mich in der Rechtfertigungshaltung zu erklären, warum ich denn doch keiner Berufstätigkeit mehr nachgehen kann, warum mir die Arbeit in unserem Haus zuviel wurde, warum ich unserem Hund (ein völlig aufgeweckter Foxterrier, der laufen, laufen, laufen wollte und immerzu abgehauen ist) nicht mehr gerecht werden konnte und ihn deswegen an andere liebe Leute abgegeben habe, warum Städtereisen leider mit mir nicht mehr einfach so möglich waren, sondern für mich eine unsägliche Qual aufgrund meiner eingeschränkten Gehfähigkeit, warum dies nicht mehr ging und jenes nicht mehr ging.

Problem ist ja nun - und das kennt Ihr alle - dass ich mich an manchen Tagen noch in der Lage fühle, vielleicht einer Berufstätigkeit nachzugehen, dann aber an anderen Tagen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werde. Und man mir meine MS fast nicht ansieht.

Wer von Euch ist sekundär chronisch bzw. läuft nur noch recht eingeschränkt so wie ich und ist trotzdem noch berufstätig?!

Ich habe jahrzehntelang als Verwaltungsangestellte/Sekretärin gearbeitet, manchmal verstehe ich auch nicht mehr, warum ich nicht an dem Job festgehalten habe. Nein, weil ich nicht mehr konnte damals. Es war ja auch irre stressig und arbeitsintensiv. Ichkann mir die Antwort selbst geben.

Aber geht es Euch auch so, dass Ihr Euch so unnütz fühlt?! So überflüssig irgendwie? Ich werde 51 Jahre alt, habe immerhin 30 Jahre am Stück gearbeitet und recht gut verdient. Ich habe meinen Beruf, meine Arbeitsstelle und das Team, in dem ich gearbeitet habe, geliebt; es war meine zweite Familie. Aber ich konnte nicht mehr. Mein Mann hat mich damals unterstützt. Er wollte auch, dass ich aufhöre zu arbeiten, damti es mir besser geht.

Tatsächlich ging es mir auch besser, meine Erkrankung blieb einigermaßen stabil. Aber es gab zunehmend immer mehr kleine Einschränkungen, mit denen ihc aber leben konnte/kann.

Mein Mann ganz offensichtlich nicth. Er hat immer gesagt, er könne mit meiner Krankheit umgehen. Als wir uns damals kennenlernten (vor 8 Jahren) ging es mir noch deutlich(!) besser. Damals war ich noch berufstätig, ich war vielleicht auch selbstbewusster, selbstständiger, in seinen Augen "attraktiver". Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall konnte ich noch so gut gehen, dass ich im Alltag fast keine bis wenig Einschränkungen verspürt habe.

Er sagt zwar nicht, dass ich mich gehen lasse (ich lasse mich meiner Meinung nach überhaupt nicht gehen, im Gegenteil!!!; ich mache und tue, versuche alles, um die MS aufzuhalten, kämpfe wie ein Berserker dagegen an und bin dann um so enttäuschter und muss kapitulieren, wie sehr sie mir meine Grenzen aufzeigt), aber ist der Meinung, dass ich mich permanent unterschätze und noch viel mehr ginge. Dass ich mich teilweise hinter meiner Krankheit "verstecken" würde.

Ich bin der Meinung, dass ich mich realistisch einschätze und dazu gehört, dass es nur sehr, sehr wenige bis gar keinen passenden Job mehr für mich gibt, weil ich einfach den verpflichtenden Anforderungen, die eine Berufstätigkeit - sei es nun Vollzeit, Teilzeit oder auch nur ein 450,00 Euro-Job - mit sich bringt, nicht mehr bzw. nur noch mit äußerster Anstrengung und Quälerei gerecht werden kann.

Dazu gehört ebenfalls, dass ich ohne Hilfsmittel keinen längeren Spaziergang mehr unternehmen kann, was er partout nicht einsehen will. Vielmehr sagt er sinngemäß, ich lasse mich gehen. Es täte mir gut, noch so und so lange ohne Hilfsmittel gehen zu können, ich müsse entsprechend "trainieren". (Nur nebenbei: Das habe ich jahrelang so gemacht und es hat tatsächlich funktioniert; nur mittlerweile bin ich in einem Stadium, wo es nicht mehr geht. Der spastisch-ataktische Gang wird so mühsam und quälend nach einiger Zeit, dass ich ohne Pause einfach nicht mehr kann.)

Ferner gehört dazu, dass ich Städtereisen und überhaupt Urlaube im Süden etc. ablehne, weil ich weiß, dass ich die Belastungen "nicht packe". Städtereisen gehen ohne besondere Organisation gar nicht mehr.

Trotz allem bin ich ein positiver Mensch, finde ich. Ich erfreue mich an vielen kleinen Dingen, ich habe liebe und tolle Freunde, lese gern, beschäftige mich mit positiven Dingen und freue mich über das, was ich noch kann.

Wie macht Ihr das?! Wie geht Ihr mit Euren Einschränkungen und mit den Wünschen Eurer Partner um?

Mein Mann hat mich im September verlassen, weil er nach seinen Worten "nicht mehr konnte". Für mich war das ein so herber Schock, ich kann das gar nicht in Worte fassen. Er war mein Anker, mein "sicherer Hafen". Ich war monatelang fix und fertig und völlig am Ende.

Er hat sehr schnell eine eigene Wohnung gefunden und ist sehr schnell ausgezogen. Ich musste im Prinzip unseren gemeinsamen Hausstand (120 m²-Wohnung, fast komplett möbliert mit allem Drum und Dran) alleine auflösen und mir ganz schnell eine andere neue kleine Wohnung suchen, weil die große für mich alleine viel zu teuer und zu groß war/ist.

Nun wohne ich seit zwei Monaten in meiner neuen Wohnung, die mir sehr gut gefällt und die sehr kuschelig für mich allein ist. Natürlihc ist sie nicht behindertengerecht, ich hatte keine Zeit, nach diesen Kriterien zu suchen und zu entscheiden. Noch geht es, noch komme ich klar. Weil sich meine Gehfähigkeit immer in Ruhe und nach Pausen wieder deutlich bessert.

Mein Mann will nun immer noch den Kontakt mit mir und ich mit ihm ehrlich gesagt auch. Irgendwie kann ich einfach nicth glauben, dass es mit uns so zu Ende gehen soll/te. Vielleicht finden wir auch doch wieder einen Weg.

Aber er sieht immer noch nicht, was eigentlich Sache ist - meine Meinung - und dass ich seinen Ansprüchen nicht gerecht werden KANN - selbst wenn ich es wollte. Fast bin ich zwischenzeitlich ein bisschen erleichtert, diesem Druck nicth mehr ausgesetzt zu sein; könnt Ihr mich verstehen?

Andererseits wünsche ich mir aber einen lieben Partner, mit dem ich noch ein paar schöne Jahre erleben kann. Gibt es tatsächlich Männer, die sich für jemanden wie mich/wie uns MS-Frauen mit Einschränkungen entscheiden?

Wie geht Ihr mit Euren Partnern/wie gehen Eure Partner mit Euch um?! Wer arbeitet noch von Euch?!

Ganz lieben Dank im voraus schon mal für Eure Antworten, freue mich über jede Zuschrift...
Brigitte





von Tiffi
Am
Beiträge: 6514
Registriert: 24. Januar 2013, 14:37

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

hallo Brigitte

erstmal, schön, dass du wieder hierher gefunden hast, nur der Grund dafür natürlich nicht

Teile deiner Schilderung kommen mir bekannt vor.

so wie du es beschreibst, habe ich den Eindruck, dass dein Mann wirklich nicht verstehen kann, wie es dir geht. ..aber ehrlich, könnten wir es, als Nichtbetroffene?
So war es früher bei meiner Schwester, sie meinte auch, dass es alles nur eine Sache des Willens und des Trainings ist - bis zu dem Zeitpunkt, wo sie nach einer OP selbst Monate brauchte, um ihr altes Leben wieder führen zu können

Dass er ausgezogen ist, ist hart, aber möglicherweise bringt euch das auch wieder zusammen

Was dich angeht, du solltest psychologische Hilfe/Unterstützung in Anspruch nehmen, denn der Verlust des Arbeitslebens und die Einschränkungen, sind nicht so einfach zu verkraften. Da tun seelische Unterstützung und Aufbauarbeit gut.
Termine sind schwer zu bekommen, trotzdem. Für deinen Mann (und dich, evtl. gemeinsam) könnte ein Gespräch bei der DMSG hilfreich sein.

Die passenden Worte zu finden, fällt mir meist recht schwer. Ich wünsche dir, dass alles wieder ins Lot kommt, gib die Hoffnung nicht auf ... und ganz wichtig!! Nimm psychologische Hilfe in Anspruch

LG, tiffi






von parsley
Am
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Registriert: 21. Juni 2015, 13:49

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Hallo butterblume,

nimmst du Physiotherapie in Anspruch oder machst du Yoga? Dadurch habe ich eine Menge guter Anregungen bekommen.

Hast du mal überlegt in einer Schule oder KiTa als Lesementorin oder Hausaufgabenhilfe tätig zu werden? Das wären ja nur relativ wenige Stunden in der Woche; Kinder erinnern einen daran, wie wichtig es ist, den Moment zu schätzen, finde ich. Und sie eröffnen einem ganz neue Sichtweisen.

Oder als Hundesitter? Oder wie wär's, wenn du dir selbst einen Hund aus dem Tierheim holst, der nicht (mehr) so viel Auslauf braucht?

Nach einem Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten, der entschied, dass ich nicht psychisch krank sei, hatte ich keine Lust, noch weitere Termine bei ihm oder anderen zu vereinbaren. Vielleicht ganz gut, denn nach dem Hatha-Yoga-Kurs und Physiotherapie schaffe ich es momentan wieder 65% zu arbeiten. (Ein Vitamin-D-Spiegel im Normbereich und das beruhigende Antidepressivum helfen sicher auch, Kräfte sinnvoller einzusetzen.)

LG
parsley

von butterblume
Am
Beiträge: 101
Registriert: 10. April 2013, 11:06

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Ganz lieben Dank schon mal für Eure Antworten, Tiffi und Parsley.

Psychologische Unterstützung haben wir derzeit wohl. Wir gehen zu einer Eheberatungsstelle. Mein Mann sagt dort und sowieso aber immer, ich solle mir keine Hoffnungen machen. Warum geht er dann dort mit mir hin?! Ich weiß es nicht. Zwar wolle er auch an mir festhalten, aber er könne mir jetzt noch keine Sicherheit in dem Sinne, wie ich sie mir wieder wünsche, geben. Noch nicht oder vielleicht nie mehr. Ehrlich gesagt, macht mich das so traurig, zieht mich das so runter. Das habe ich nach allem, was ich auch für ihn getan habe, nicht verdient, finde ich. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als das jetzt so zu akzeptieren. Er hat jahrelang viel für mich getan, ja, das muss ich sagen. Ich finde, ich für ihn aber auch. Nun ja.

Ich allein habe bisher keine psychologische Unterstützung für mich. Meine Neurologin bietet das zwar irgendwie mit an, aber sie weiß um meine private Notsituation und irgendwie habe ich keine regelmäßigen Gesprächstermine bei ihr, hat sie mir bisher nicht angeboten, obwohl ich dringend Bedarf hätte. Ich muss mir wohl etwas anderes suchen.

Yoga mache ich bisher nicht, habe aber schon so viel Gutes darüber gehört. Ich versuche, einigermaßen regelmäßig moderat Fitnesstraining zu machen. Danach humpel ich zwar den ganzen Tag, aber ich glaube, es ist trotzdem gut für die Beinchen.

Das mit dem Lesedienst habe ich erst heute gerade eruiert. Ich war bei uns in der Stadt bei der Freiwilligenagentur. Dort arbeiten diverse Ehrenamtliche in verschiedenen Bereichen. Genau so etwas ist mir heute angeboten worden, nämlich Zeit mit in einer Einrichtung lebenden geistig Behinderten zu verbringen, ihnen vorzulesen oder mit ihnen etwas zu spielen. Sehr gern würde ich das tun, muss hier nur auch fürchterliche Schwellenängste überwinden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Menschen sich sehr freuen und mir wiederum das sehr gut täte.

Ehrenamtlich im Tierheim habe ich bereits ausgeholfen. Das war aber so anstrengend (körperliche Arbeit), dass ich davon wieder Abstand genommen habe. Auch die Überlegung, mir wieder einen Hund anzuschaffen, hatte ich schon. Da ich nur bereits einmal bereits ein Tier weggegeben habe, bin ich auch da übervorsichtig und wäge noch sehr ab. Das müsste schon wirklich ein Tier sein, das nur noch wenig Auslauf braucht. Ich bin aber am Ball. Ich werde noch etwas finden, das mich beschäftigt und ausfüllt.

Vielmehr hätte mich interessiert, wie Eure Partnerschaften so verlaufen in bezug auf die MS?! Wie gehen Eure Männer damit um? Wird Euch mal ein Arm gereicht zum Einhaken beim Gehen? Oder verlange ich da zuviel?

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von Trof
Am
Beiträge: 4466
Registriert: 2. Februar 2013, 20:39

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Hallo Brigitte,

das Dein Mann dich verlassen hat tut mir leid.

Ich habe seit 3 Jahren MS. Schon mein erster Schub hat sich nicht vollständig zurückgebildet.
Habe Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Fatigue und schnelle Ermüdbarkeit der Beine.

Ich habe einen Mann und 2 Kinder, die damals 9 und 6 waren.

Unser Leben ist seit MS sagen wir mal ganz anders, besonders meins.
Die MS Ist jeden Tag präsent.

Mein Sohn ist über meine Erkrankung psychisch sehr angegriffen und in Behandlung.
Ebenso mein Mann.

Leider kommt in meinen Verlauf auch keine Ruhe rein.
Wechsle jetzt zum dritten Mal das Medi. Nichts scheint es irgendwie aufzuhalten...

Besonders meinen Mann beunruhigt das sehr. Er hat immer Angst mit den Kindern irgendwann allein dazustehen, wenn was passiert. Ist ja auch verständlich irgendwie.

Ich denke schon das diese KH für alle in der Familie eine enorme Anstrengung ist. Man kann halt keinen davon ausnehmen. Alle hängen mit dran, ob man es will oder nicht.

Am Ende ist sicher auch eine Frage des Durchhaltevermögens, ob der Partner weiterhin mitzieht und bereit ist, selbst eingeschränkt zu leben. Oder ob er es eben nicht schafft.

In guten wie in schlechten Zeiten schafft vermutlich leider nicht jeder...


Bis jetzt halten wir durch, aber ich hab es auch erst 3 Jahre. In die Zukunft mag ich gar nicht blicken, das würde mich verrückt machen.

Ich lebe im hier und jetzt und versuche mich an kleinen Dingen zu erfreuen.
Was die Zukunft für mich und damit auch meine Familie bringt, keine Ahnung.

Mein Verlauf der KH ist bisher leider eher ungünstig. Ich hoffe es wird mal was gefunden, was wenigstens einen Stillstand für einige Zeit reinbringt.

Das würde allen zugute kommen.

Vielleicht kommt ihr ja auch wieder zusammen. Auf jeden Fall würde ich es dir wünschen.

LG u alles Gute
Steffi




von rimama
Am
Beiträge: 1582
Registriert: 20. Dezember 2013, 14:31

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Hallo Brigitte -

das mit Deiner Trennung, das tut mir sehr leid. Aber ich finde es toll und bewundernswert dass Du nicht den Kopf in den Sand steckst und planst wie Du Deine Zeit verplanst.

Das mit den Vorlesen find ich voll toll, aber ich kann auch Deine Hemmschwelle verstehen. Ich denke aber, dass ist nur wenn Du den ersten Kontakt hast, dann lernst Du die Menschen kennen und es wird bestimmt besser.

Und so ein altes Tier aus dem Tierheim freut sich total wenn er wieder ein Zuhause bekommt, klar muss für den Notfall eine Betreuung da sein, aber wenn Du zuhause bist wird Dir ein Tier bestimmt gut tun. Ich habe ebenfalls lange im Tierheim gearbeitet, vielleicht kannst Du ja zum Anfang mal tagsüber oder am Wochenende einen Kandidaten mit nach Hause nehmen und ausprobieren? Bei uns gibt es mehrere Hunde die "feste" Zeiten bei Ihren Betreuungspersonen haben.

Ja - und dann einer der schwierigsten Teile ist glaube ich das Zusammenleben. Das Dein Mann ausgezogen ist, das macht auch mir Angst. Ich habe die Diagnose seit 2,5 Jahren, mein Mann ist total bemüht um mich, manchmal zuviel, er versucht mir soviel abzunehmen dass ich immer Angst davor habe dass es für ihn zuviel wird. Und so ähnlich scheint es bei Dir gewesen zu sein. Mich bringen solche Sprüche wie "OK, das ist ja Deine Krankheit" voll auf die Palme.

Wir haben vier Hunde - Foxterrier, ich mußte ein bisschen lächeln bei Deiner Beschreibung -, ich habe Haus und Garten zu versorgen und ich bin Vollzeit berufstätig. Mir fällt das voll schwer diese Belastung aber ich möchte - noch - nichts missen. Mein Mann würde gerne dass ich aufhöre zu arbeiten, rein geldlich ist das schlecht, vielleicht mal ne Stundenreduzierung.

Natürlich ist auch bei uns in der Beziehung oft das Gesprächsthema Rücksichtnahme, Krankheit usw. Ich möchte versuchen diese Themen ihn zwar mit einzubeziehen usw. aber ich versuche es so zu regeln dass die Krankheit nicht unser Leben bestimmt.

Ich hoffe, dass in der Eheberatung bei Euch Hilfe gefunden werden kann aber ich denke für Dich wäre eine Betreuung und Gespräche notwendig. Sprech Du doch einfach mal die Neurologin an. Das wird Dir bestimmt weiterhelfen.

Fühl Dich gedrückt und Kopf hoch, ich wünsche Dir die für Dich bzw. Euch bestmögliche Lösung.
Nicole

von parsley
Am
Beiträge: 332
Registriert: 21. Juni 2015, 13:49

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Foxterrier sind ja aber auch besonders lauffreudige Tiere... viele Hunde sind ja auch einfach dankbar, wenn man Zeit mit ihnen verbringt. Und manche Hunde rennen von sich aus sehr viel. Wenn man eine sichere Auslauffläche in der Gegend hat, ist das natürlich ideal.

Kannst du Rad fahren? Unser lauffreudiger Podenco-Mischling läuft gerne neben dem Rad mit und dreht dann im Park seine Runden (alleine und mit anderen Hunden).

Partner? Habe ich nicht. Fand's aber auch schon vor der Diagnose schwierig mich auf eine Partnerschaft einzulassen. Aus bereits genannten Gründen und weiteren.

Wahrscheinlich sollte man nicht so viel planen.

Ich muss noch mal nachfragen: Physiotherapie nimmst du nicht in Anspruch? Warum nicht? Ich fand's auch sehr hilfreich, dass dadurch mein Tagesablauf in den Wochen, in denen ich krankgeschrieben war, etwas strukturiert wurde. Und natürlich, dass mir gezeigt wurde, wie ich bestimmte Muskelpartien (Beckenboden, Rücken z.B.) trainieren kann, um Kraft zu sparen. Ich bin mir nicht sicher, ob mir Physiotherapie im Arbeitsalltag gut täte; deshalb plane ich gerade nur, an einem weiteren Yoga-Kurs teilzunehmen. (Oft wird der Kurs von der Krankenkasse bezahlt.)

LG
parsley

von butterblume
Am
Beiträge: 101
Registriert: 10. April 2013, 11:06

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?


Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure teilnehmenden tröstenden Worte und Ratschläge.

Parsley, doch ich mache Physiotherapie, seit Jahren schon. Überhaupt habe ich ms-bedingt und wegen meiner anderen Erkrankung (Diabetes Typ 1) permanent Arzt- und andere Termine, die im Zusammenhang mit diesen Erkrankungen stehen. Physio, diabetische Fußpflege und und und. Ziemlich viele Sachen, die auch den Tagesablauf irgendwie strukturieren und die vorher, als ich noch berufstätig war, echt in zusätzlichen Stress ausarteten, aber sein mussten!

Parsley, ja, in der Tat, Foxterrier sind nicht nur sehr lauffreudige Hündchen, zwinker. Meine war ein Energiebündel, unbeschreiblich... Unbeschreiblich gutherzig auch, das muss ich sagen, ein so liebes Tier, aber ich habe mich abgemüht ohne Ende, sie etwas zu erziehen, meine Güte, war das schwer... Die Leute, bei denen sie jetzt lebt, leinen sie NIE ab, weil sie sonst nur türmen geht. Als ich sie hatte, konnte ich noch besser laufen als heute. Ich bin teilweise über Stock und Stein und habe sie aus den kuriosesten und verstecktesten Winkeln wieder hervorgezogen. Ihr könnt es Euch nicht vorstellen, lach... Ich habe sie als Baby bekommen und habe sie erzogen und wirklich geliebt, aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich MUSSTE sie abgeben. Foxterrier sind weiß Gott nicht für MS-eingeschränkte Menschen geeignet. Aber wie ich mich dafür rechtfertigen musste?! Ihr glaubt es nicht...

Parsley, Du hast keinen Partner und kommst damit gut klar?! Weißt Du, ich hatte mir immer von Herzen eine gute Partnerschaft gewünscht und habe sie tatsächlich vor knapp 8 Jahren mit meinem Mann bekommen (immerhin war ich da ja auch schon 43 und hatte bereits beziehungstechnisch einiges an Leid und negativen Erfahrungen hinter mir). Das war so ein Geschenk, dass wir uns kennengelernt und sofort füreinander entschieden haben! Ich kann deshalb auch gar nicht verstehen, wieso er das so "wegwirft"... wir sind ja auch nicht mehr 30, sondern werden beide 51. Irgendwie ist diese Zeit des Suchens und nicht Ankommens doch auch vorbei oder?! Ich will das einfach nicht mehr.

Aber es soll wohl irgendwie einfach nicht sein in meinem Leben. Sorry, ich blicke da doch eher pessimistisch in die Zukunft, weil er irgendwie nicht wirklich weiß, was er eigentlich will und ich mir von der Paartherapie ehrlich gesagt nicht viel verspreche. Außerdem bin ich selbst so tief verletzt. Wie soll ich das jemals vergessen?!

Es war so knallhart, was er getan hat; dass er mir je so weh tun konnte, hätte ich nie von ihm gedacht. Wie soll ich ihm je wieder vertrauen? Ich glaube, dass er zurzeit selbst in einer Lebenskrise ist (unter anderem hat er jetzt mit 50 noch mit einem Fernstudium neben verantwortlichem Vollzeitjob(!) begonnen, was ich einerseits sehr unterstütze!!!) und auf einmal wieder die Freude an Freiheit und Fernreisen für sich entdeckt hat. Ich bin da nur im Weg als ms-kranke Partnerin... er wird auch überhaupt keine Probleme haben, eine neue attraktive und vor allem gesunde Partnerin zu finden. Er ist gutaussehend, extrem sportlich, gesund, intelligent, erfolgreich. Na ja... Ihr wisst schon, zwinker...

Und liebe Nicole, liebe Steffi, das tut mir sehr leid, dass Ihr bereits so eingeschränkt seid von der MS. Also insbesondere Du, Steffi. Aber gerade in Bezug auf die Partnerschaft ist das so vielleicht besser, als es bei mir war. Ich habe die Krankheit schon sehr lange, die Diagnose seit 15 Jahren, wirkliche Einschränkungen aber erst seit ca. 4 bis 5 Jahren. Als wir uns kennenlernten, mein Mann und ich, ging es mir noch vergleichsweise gut. Soll heißen, er hat erst später gemerkt, was es eigentlich wirklich bedeutet und noch bedeuten kann. Problem war natürlich, dass auch ich erst zu diesem Zeitpunkt mich nochmal reell mit der Diagnose auseinandergesetzt habe und auch in Depressionen gestürzt bin, geb ich zu. Vorher musste ich das nicht so richtig, weil die MS nicht präsent war. Da ist man dann Meister im Verdrängen.

Aber ich habemich auch, als es schlechter wurde, immer wieder berappelt und gekämpft und gekämpft. Und versucht zu akzeptieren und ich meine, immer besser einen Weg für mich gefunden und auch immer versucht, das zu besprechen und zu artikulieren. Mein Mann war zwar irgendwie da für mich, aber er hat sich in der Zeit immer mehr von mir distanziert, ich habe ihn nicht mehr erreicht. Am Ende einfach gar nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Er ist nur noch wütend auf mich, ganz schlimm. Ihr könnt Euch das nicht vorstellen, welche Wut und Aggressionen er mir gegenüber in sich trägt.

Und das "nur", weil ich oft meine Ängste geäußert habe in bezug auf mögliche Gehunfähigkeit, Hilfsmittel, Rollator, Rollstuhl. Er war unterm Strich immer nur derMeinung, dass ich maßlos übertreibe und "rumspinne"... komisch, die Hilfsmittel sind jetzt nicht mehr fern...

Ach, Ihr Lieben, ich reg mich gerade selbst schon wieder so auf. Ich kann es einfach nicht verstehen und nicht glauben. Es hat wohl einfach nicht sollen sein, denke ich. Er ist gänzlihc ungeeignet als Partner einer MS-kranken Frau. Ich konnte mich nie bei ihm einhaken oder ähnliches, er ist in den letzten Jahren immer drei Meter vor mir durch die Stadt gelaufen, weil ich nicht so schnell mitkam. Er hat nicht gewartet oder so.

Aber wenn ich ihm ein aktuelles Video (ich habe noch Kontakt zu den neuen Hundeeltern) von unserer Foxterrierhündin maile, muss er weinen...

Danke für Eure Kommentare, gerne lese ich noch mehr von Euch...

Nicole und Steffi, ich glaube, dass Ihr das gemeinsam mit Euren Partnern und Kindern schafft... ganz ehrlich... ich habe da ein gutes Gefühl. Ich kenne auch aus der Selbsthilfegruppe ganz tolle Männer, die ihre Frauen begleiten und für sie da sind. Man kann an einzelnen bestimmten Dingen erkennen, ob die Männer wirklcih zu einem stehen oder nicht. Bei Euch hört sich das alles gut an...

Fühlt Euch gedrückt,
Brigitte

von butterblume
Am
Beiträge: 101
Registriert: 10. April 2013, 11:06

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Ach so, und Parsley,

nein, Radfahren geht leider nicht mehr wirklich. Nur mit einem Dreirad könnte ich noch fahren. Die Lähmung in meinem rechten Bein ist zu präsent. Auf- und Absteigen geht nach einer gewissen Fahrtstrecke nur noch ganz ganz schwer, eigentlich unmöglich. Das ist zu gefährlich. Habe dann auch keinen richtigen Gleichgewichtssinn mehr. Ein Dreirad wäre für mich optimal, damit könnte ich super fahren. Ich muss mir was überlegen. Muss mir überlegen, wo ich das Monstrum abstellen kann.

Allein die Diskussionen um dieses mögliche Dreirad (letzten Sommer habe ich das zu Hause öfter mal thematisiert) war eine Katastrophe. Mein Mann wollte einfach nicht einsehen, dass ich sowas brauche... ach, ich hör jetzt auf...

Und Nicole, ja, ich verstehe. Lass Dich nicht provozieren von "Ja, es ist ja Deine Krankheit"-Sprüchen. Das kenne ich auch. Dein Mann ist aber wahrscheinlich auch überfordert und sehr in Angst. Ihr solltet vielleicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, bevor es sich so entwickelt wie bei uns. Aus solchen Bemerkungen können fürchterliche Aggressionen erwachsen. Ich lese aus Deinem Beitrag heraus, dass auch Du Dich nicht leicht von Deinem bisherigen Leistungsniveau verabschieden kannst, sondern eher perfektionistisch veranlagt bist... lass es ruhig zu, dass Dein Mann Dir hilft. Ist doch toll. Findet einen Mittelweg. Wichtig ist, dass Ihr immer miteinander sprecht, Euch gegenseitig Mut macht und zärtlich zueinander seid, die Liebe füreinander nicht verliert ...

So, jetzt ist gut.

GLG
Brigitte
Zuletzt geändert von butterblume am 21. Januar 2016, 21:14, insgesamt 2-mal geändert.

von Brillosaurus01
Am
Beiträge: 7233
Registriert: 24. Januar 2013, 16:23

Einschränkungen... wie geht Ihr und Eure Partner damit um?

Hallo Brigitte,

schön, dass du vor knapp drei Jahren den Weg hierher gefunden hast.

Neu auf dieser Plattform bist du ja nicht wirklich.

Wie du weißt, hier kann man sich alles von der Seele schreiben.

Du bist nicht alleine. Auch wenn dir momentan alles scheiße vorkommen wird.

Nichts überstürzen Für alles findet sich eine Lösung, auch wenn man in Krisensituationen

nicht wirklich daran glaubt.

Du kennst doch den blöden, abgedroschenen Spruch.

Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist.

Es findet sich garantiert eine Lösung.

Das war es fürs Erste. Wollte ich unbedingt loswerden !


Liebe Grüße, Jörg