Übergang zum Rollstuhl?

In diesem Bereich finden Sie Hilfestellungen, wie sich Herausforderungen des Alltags meistern lassen.
von Kattya
Am
Beiträge: 3
Registriert: 28. Mai 2018, 04:24

Übergang zum Rollstuhl?

Hallo zusammen,
ich habe mal eine praktische Frage, die mir einige von euch vielleicht schon aus Erfahrung beantworten können.
Meine Gehstrecke nimmt immer weiter ab, ich bin mittlerweile in der SPMS. Gerade bei dem aktuellen Wetter, kann ich 400m gehen bis meine Beine zu schwer und träge sind, sodass ich mich dann 15min sitzend ausruhe, um weitere 400m zu gehen.
Das ist mit meinem Hund ganz gut zu bewältigen, er wartet dann einfach mit mir. Auch, wenn ich mich dann oft an ungewöhnlichen Stellen einfach an den Wegrand setze, obwohl die nächste Bank nur 250m weiter wäre... Der MS Wahnsinn eben.
Ich frage mich nun, wie gestalte ich meinen Urlaub in der Toskana? Besorge ich mir einen Rollstuhl für all die Städte, die ich mit einer gehstarken Freundin erkunden möchte? Ich fühle mich nämlich eigentlich noch zu fit für einen Rollstuhl, zumal dieser hin und wieder vielleicht auch behindernd sein kann. Andererseits bin ich halt eben aber auch nicht mehr wirklich spazierfähig. Ein Gehstock unterstützt mich nicht wirklich, die Beine werden trotzdem rasch lahm, da ist kein nennenswerter Unterschied. Alternativ zum Rollator könnt ich mir eher einen leichten Campinghocker vorstellen, den ich bei mir trage. Denn mich aufzustützen bringt wie gesagt wenig. Vielleicht also doch tatsächlich einen Rollstuhl? Obwohl ich doch eigentlich noch laufen kann..

Wie seid Ihr mit dieser, ich nenne es mal 'Übergangsphase' umgegangen? Oder wie handhabt Ihr es so?

Vielen Dank schonmal und Grüße
Kattya

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von Glückskind66
Am
Beiträge: 7264
Registriert: 28. Juli 2014, 07:55

Übergang zum Rollstuhl?

Hallo Kattya,

ich heiße Dich mal an dieser Stelle willkommen in unserer Runde.

Ich selbst habe meine gesicherte Diagnose 2014 erhalten. 2009 wurde der Verdacht ausgesprochen. Schwierigkeiten hatte ich aber wohl schon ein paar Jahre vorher. Trotzdem geht es mir noch sehr gut. Allerdings habe ich mein Leben ziemlich umgestellt und achte nun auf die Zeichen meines Körpers.

Zunächst einmal finde ich es gut, daß Du Dich durch Deine Einschränkungen nicht von einer schönen Reise abhalten läßt. Damit das dann auch ein wirklich gutes Erlebnis für Dich wird, solltest Du nur auf die Gestaltung der Reise Deine Gedanken richten. Über die anderen Zusammenhänge kannst Du anderer Stelle nachdenken.

Ich hatte mal wegen einer Sprunggelenksverletzung für ein paar Tage einen Rollstuhl. Das war noch zu einer Zeit, wo vieles nicht wirklich barrierefrei war. Aber es ging recht gut. Und war eine Möglichkeit, die Welt zu erkunden. An Krücken war das einfach unmöglich.

Bei Dir scheint es ja hauptsächlich darum zu gehen, auf der Reise größere Strecken ohne lange Pausen bewältigen zu können. Da wäre aus meiner Sicht die Einschätzung Deiner Freundin vielleicht hilfreich? Sie müßte Dir ja mit dem Rollstuhl behilflich sein. Dafür müßte sie nicht nach kurzen Strecken mit Dir lange Pausen einlegen.

Ein Rollator scheint bei Deiner Beschreibung nicht so überzeugend zu sein. Allerdings könntest du den vor Dir her schieben und hättest einen stabilen Sitzplatz dabei. Immer noch besser, als einen instabilen Campinghocker zu schleppen.

Zur sog. Übergangsphase würde ich jetzt sagen: So lange es geht, würde ich es ohne Hilfsmittel versuchen. Und dazu viele von den Sporttherapeuten empfohlene Übungen machen. Wenn da nichts mehr zu machen ist, muß man sich überlegen, wie es weiter geht. Ansonsten artet das Leben nur noch in Streß aus. Und der ist definitiv nicht gut.

Ich wünsche Dir jetzt erst einmal gute Reisevorbereitungen

Marga

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von Trof
Am
Beiträge: 4466
Registriert: 2. Februar 2013, 20:39

Übergang zum Rollstuhl?

Hallo Kattya,

es gab mal eine Zeit zu Beginn meiner Erkrankung, da konnte ich nicht viel länger laufen u auch stehen, wie Du.

Für diese Zeit habe ich mir einen kleinen dreibeinigen Anglerhocker mit Umhängegurt geholt über Amazon.
Der ist zusammenklappbar u superleicht.

Das Teil war oftmals Gold wert u ich hatte den immer dabei. Vielleicht könntest du dir vor der Reise sowas kaufen. Kannst du ja auch prima bei deinen Spaziergängen zu Hause mit Hund nehmen.

Das Dind wiegt kaum etwas und da man es mit der Schlaufe über die Schulter hängen kann wie eine Handtasche, stört es auch nicht beim tragen.

LG u viel Spaß bei deiner Reise mit Freundin ;-)


von Eldi66
Am
Beiträge: 503
Registriert: 3. Februar 2015, 18:02

Übergang zum Rollstuhl?

Hallo Kattya,
Auch ich hatte zu Beginn eine Zeit, da ging es mir wie dir. Die wegstrecke wurde immer kürzer und ich war die meiste Zeit zu Hause.

Und wir haben uns dann, um endlich mal wieder etwas zusammen Unternehmen zu Können, einen Rollstuhl ausgeliehen.

Wir waren dann den ganzen Tag im Zoo, zwischendurch könnte ich kurze Strecken laufen und sobald ich müde wurde, hat mich meine Familie geschoben.

Es war ein schöner Tag, der sonst nicht möglich gewesen ist.

Für die anderen Wege habe ich mir wie steffi einen anglerhocker geholt, den ich bei den Spaziergängen mit unseren Hund genutzt habe und auch bei Konzerten, bei denen es nur stehplätze gab.

Ich wünsche dir auch einen schönen und tollen Urlaub
LG
Elli

von Kattya
Am
Beiträge: 3
Registriert: 28. Mai 2018, 04:24

Übergang zum Rollstuhl?

Vielen lieben Dank für Eure Antworten! Es tut gut zu lesen, dass andere wissen und verstehen, was ich frage.
Ich habe mir jetzt so einen Campinghocker bestellt, mal schauen, ob und wie er dann zum Einsatz kommt. Aber es ist eine Möglichkeit und er scheint sehr leicht und handlich.
Mit dem Rollstuhl bin ich so unsicher. Ich werde ihn so spät wie möglich einsetzen, und zwar dann, wenn es mit ihm stressfreier würde.
Vielen Dank und liebe Grüße
Kattya

von Brillosaurus01
Am
Beiträge: 7233
Registriert: 24. Januar 2013, 16:23

Übergang zum Rollstuhl?

Hallo Kattya,

ich antworte spät, aber ich antworte doch noch auf dein post.

Leider ist es der Regelfall, dass die Gehstrecke im Laufe der MS abnimmt :-(.

Dieser Zustand kann sich wieder etwas bessern. Es gibt ja auch Medikamente (Fampyra / Famprydin ?)
dagegen.

Auch KG und stetige Übung können eine Besserung bringen.

Die Wetterbedingungen können sich natürlich (Fatigue / Limette Zeichen) auch negativ

bemerkbar machen.


Genauso wie Marga, finde ich es gut, dass du trotz aller Widrigkeiten so eine Reise

in Angriff nimmst.

Eine gut durchdachte Vorplanung, trägt zum Erfolg der Reise bei.

Deine Freundin weiß worauf sie sich einlässt ? Kennt die Problematiken ???

Du solltest dich selbst auch nicht überfordern.

Ansonsten ist ein Desaster vorprogrammiert !


Toskana ? Die Toskana ist wirklich toll.

Wenn man einen Rollstuhl dabei hat, muss man ihn ja nicht ständig benutzen.


Die Idee mit dem Angler-Hocker von Steffi, finde ich auch ganz gut.

Meine aber, der Rolli wäre zweckdienlicher.


Anreise mit dem Auto oder Flugzeug ?


Du hast geschrieben: "Besorge ich mir einen Rollstuhl für all die Städte ?"


Es wäre doch auch nicht für deine Freundin so toll, wenn ihr übermäßig oft

pausieren müsst. Hoffentlich hat sie auch die südländische Gelassenheit. für viele Pausen.

Aus diesem Grunde würde ich den Rollstuhl für zweckmäßiger halten.


Ich selbst weiß sehr gut wie es ist, wenn die Beine lahm werden.

Da ist es nicht unbedingt mit 2, 3 oder 5 Minuten Pause, getan.

Und wenn der Erschöpfungszustand einmal erreicht ist,

nimmt die Dauer der Regenerierung auch zu (bis die "Batterien" wieder aufgeladen sind).


Du schreibst von STÄDTEN.

Ich hoffe du kannst es realistisch einschätzen, worauf du dich da einlassen willst.

Ein Rolli kann auch ein Segen sein !


Wie schon gesagt: Ein Campinghocker verschafft dir nur sehr kurzfristig Entspannung

und Erholung.

Auch ein Gehstock ist nicht zweckdienlich, wenn die Beine keine Kraft mehr haben.


Die Toskana muss nicht nur Flachland seien !


Ein Rollator ist nur in so fern gut, dass du dich da raufsetzen und erholen kannst.

Auch bräuchtest du darauf nicht das Gleichgewicht halten.

Meist kann man ihn auch gut zusammenklappen.


Wie du merkst. So eine Reise muss sehr gut durchdacht sein und deine Freundin

braucht das entsprechende Verständnis für deine MS.


Wenn die Planung steht kannst du rufen:

Italien, wir kommen !


Liebe Grüße, Jörg

von Rose66
Am
Beiträge: 5422
Registriert: 31. Mai 2013, 16:38

Übergang zum Rollstuhl?

Hallo Kattya

ich hatte das ganz verschwitzt dir zu antworten und kann dir aber aus eigener

Erfahrung sagen, beiß in den sauren Apfel und nimm dir für den Urlaub einen Rolli.

Es ist entspannter für dich aber auch für deine Freundin.

Ich habe auch zu lange gewartet und mir ist viel schönes dadurch entgangen.

Du kannst ja auch zwischendurch laufen und den rolli schieben :) :)

Wünsche dir eine schöne Reise und alles gute.

LG Marlis