Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Dieses Thema ist ebenso zentral und wichtig, wie vielfältig. Hier können Sie sich ausgiebig austauschen.
von Gast
Am

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo :-)
bin etwas unsicher,ob ich das Richtige mache.....
Ich hab einen Schub und hab vor 2 Wochen 3Tage Stosstherapie (Prednisolon) bekommen.Nun hat sich kaum etwas verbessert ,im Gegenteil,es sind noch viel mehr Beschwerden dazugekommen.Hab einen ziemlich grossen Herd in der BWS und am Rücken,Bauch,Arme starke Gefühlsstörungen und das rechte Bein taub und beide Füsse auch.Nun ist es so,dass ich mit der Stosstherapie einigermassen klarkomme.Nur die Tage danach sind ganz schlimm und diesmal war es besonders übel.
Ich bin in ein ganz tiefes Loch gefallen,hatte Panikattacken usw....war echt grausig
Nun soll nochmal eine Stosstherapie gemacht werden,was ja auch richitg ist.Ich hab jetzt aber richtig Angst davor und überlegt,ob ich nicht ausschleichen sollte.Dann würd ich ja nicht in dieses Kortisonloch fallen.
Jetzt ist meine Frage,ob jemand Erfahrungen damit hat und mir sagen kann ,ob das was gebracht .Oder vielleicht hat ja auch jemand einen Rat,wie man die Zeit nach dem Kortison psychisch besser aushalten kann.
Hab wirklich richtig Angst davor bekommen.
Danke:-)

LG Karimba

von Smiley
Am
Beiträge: 89
Registriert: 22. Februar 2013, 23:03

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallöchen :)

Also ich weiß nicht , ob es dir weiterhilft, aber da sonst noch keiner geschrieben hat, dachte ich schreib trotzdem mal..

Ich reagier nicht so heftig auf Kortison wie du, aber ich denke schon, dass du , wenn du nach der Stosstherapie ausschleichst besser damit klarkommen würdest, da dein Körper nicht von jetzt auf gleich auf "0" gesetzt wird.
Bei mir wurd das bisher nicht nach einer Stosstherapie gemacht, aber wie ich gehört habe bei vielen anderen..
Hast du deinen Arzt mal danach gefragt?

Bei meinem letzten Schub hatte ich erst gar keine Stosstherapie , sondern habe erstmal mit Prednisolintabletten angefangen und hatte auch angefangen langsam damit auszuschleichen.
Da habe ich schon gemerkt, dass die inner Unruhe die ich bei und nach der Stosstherapie ohne ausschleichen sonst extrem hatte, weniger war..

Ich würde an deiner Stelle mit dem Arzt darüber sprechen und es auf jeden Fall ausprobieren! Es kann dadurch doch eig nur besser werden , zumindestens nicht schlechter..

Aber vllt schreibt ja noch jemand, der da mehr Erfahrungen gesammelt hat..!
Ich drück dir die Daumen !

Liebe Grüße

von Gast
Am

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Ulleken,
ich hab schon mit meinem Neuro geredet und er meint auch,dass wir es ausprobieren sollten.Mir bleibt ja auch fast nichts anderes übrig,denn so wie beim letzten Mal gehts gar nicht.Mich hat aber gerade das letzte Mal so total verunsichert,weil es so extrem war und ich es so nicht kannte.
Ich denk auch,dass es einen Versuch wert ist und werd es auch wohl machen.
Ich danke dir für deine Antwort...

Wünsch dir ein schönes Wochenende
LG Karimba

von Renate_S.
Am
Beiträge: 139
Registriert: 28. Januar 2013, 20:31

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Karimba,

leider wird zur Schubbehandlung oft das sehr schlecht verträgliche Prednisolon verwendet, das den Elektrolythaushalt durcheinander bringt. Es führt ohne Kaliumsubstitution oft zu einer Hypokaliämie, deren Symptome sich ohne Behandlung anfühlen wie eine Verschlimmerung des Schubs: Herzrasen, Schwindel, hypokaliämische Lähmungen, Muskelschwäche, Verstopfung (bis zum Darmverschluss).

Daher ist bei der Verabreichung von Prednisolon die Kontrolle des Serumkaliumspiegels eigentlich zwingend vorgeschrieben, wird aber nicht gemacht, da Neurologen in der Regel kaum eine Ahnung von Glucocorticoiden haben.

Das durch den Kaliummangel ausgelöste Herzrasen wird von leidgeprüften Schubpatienten oft für "innere Unruhe" und "Panikattacken" gehalten, dabei ist es "nur" ein Elektrolytmangel. Dieser ist ursächlich für Herzrhythmusstörungen, Extrasystolen, Vorhof- und Kammerflimmern, und das kann im Extremfall zum Herzstillstand und Tod führen.

Das Falscheste, was man dann machen kann, ist, noch mehr und noch länger Prednisolon einzunehmen, zum Aufputschen und Ausschleichen. Das macht alles nur schlimmer, indem es den Kaliummangel noch vergrößert und die Erholung hinauszögert. Außerdem ist das Risiko von Folgeschäden größer, wenn man Cortisone länger als ca. fünf Tage lang einnimmt.

Ich rege daher stets dazu an, die Behandlung mit Prednisolon mit dem Verweis auf Kontraindikationen abzulehnen und eine verträglichere Cortisonsorte zu verlangen - mindestens Methylprednisolon, das nicht ganz so ausgeprägte Wirkungen auf den Elektrolythaushalt hat -, und dazu eine Kaliumsubstitution.

Ausschleichen würde ich auf keinen Fall, da die Ausschleichdosen auf den Schub keinen Effekt mehr haben, und man damit nur das Risiko von Folgeschäden (wie Grauer und Grüner Star, Osteoporose, Gelenkkopfnekrosen, Diabetes) erhöht. Wer öfter mal ein Cortison nimmt, sollte immer mal wieder den Augeninnendruck kontrollieren lassen, und den Blutzucker.

Jedes Cortison ist anders, hat andere Wirkungen und Nebenwirkungen. Ein Thema, das von den Neurologen, die Ratgeber für Neudiagnostizierte schreiben, leider allzu oft links liegen gelassen wird. Es gibt Cortisone, die den Elektrolythaushalt nicht so durcheinander bringen (in der Regel sind dies die fluorierten). Man sollte sich bei einer Schubbehandlung ausbedingen, dass man ein solches Glucocorticoid bekommt, und in einer vernünftigen Dosis, und nicht in einer, wie sie seit der unsäglichen Beckschen Optikusneuritis-Studie gebräuchlich ist.

Da wurde 1992 sehr hoch dosiertes i.v. verabreichtes Methylprednisolon mit niedrig dosiertem Prednison in Tablettenform verglichen (das zudem auch noch weniger wirkungsstark ist als Methylprednisolon), und dabei stellte man fest, dass das hoch dosierte i.v. Methylprednisolon wirkte, und das sehr niedrig dosierte orale Prednison nicht. Daraus zog man den Schluss, dass das letztere zur Schubbehandlung nicht geeignet ist. Und wegen dieser, sorry, Verar***ungsstudie werden arglose MSler seit 20 Jahren im Schub mit Riesendosen von i.v. Glucocorticoiden vollgepumpt.

Vom Ausschleichen rate ich ab (mache es auch selber nie); da sage ich: lieber einen Tag lang im Corti-Loch, als für den Rest des Lebens halb blind. Eine vom Katarakt getrübte Linse kann man zwar noch austauschen, aber wenn das Glaukom den Sehnerv zerstört, kann man ihn nicht mehr reparieren.

Liebe Grüße
Renate


von Soulio
Am
Beiträge: 176
Registriert: 12. März 2013, 14:59

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Karimba,

...also bei mir gab es bis heute ca 5 sog.Eskalationtstherapien entweder mit Prednisolon oder noch häufiger mit Methylprednisolon ( also versetzt mit Alkohol) gemacht.
Immer !!!! wurde danach ausgeschlichen.
Bei mir lief alles supi...keinerlei Probleme wegen Corti....Nie !! Außer kurzzeitig schlechtem Geschmack im Mund wegen Methylanteil....

Viele Grüße
Rüdiger

von schmirl
Am
Beiträge: 39
Registriert: 15. Mai 2013, 12:22

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Karimba, ich hatte ebenfalls mehrere Eskalationsbehandlungen mit Prednisolon (auch mal 2000mg), und habe immer ausgeschlichen. War bei mir auch ok, weiß aber nicht, obs ohne Ausschleichen nicht auch gegangen wäre, da fehlt mir die Erfahrung. Vermute, jeder Körper reagiert anders drauf! Ich stelle mir aber Panikattacken beim Absetzen ohne Ausschleichen ziemlich schlimm vor, würds auch eher mal damit probieren, auszuschleichen!!!

LG und schönes WE, Astrid


von Gast
Am

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Astrid,
ich hab auch schon einige male Stosstherapie mit Prednisolon bekommen.Es wurde jedesmal nach der Therapie schlimmer mit diesem "Kortiloch"....aber beim letzten Mal war es eben extrem.Hab es noch nie mit ausschleichen probiert und mich jetzt aber entschlossen,es zu versuchen.....
Danke ,für deine Antwort

LG Karimba

von Gast
Am

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Renate,
ich war jetzt eigentlich entschlossen auszuschleichen.....dann hab ich deinen Beitrag gelesen. Werd auf jeden Fall nochmal drüber nachdenken und auch nochmal mit meinem Neuro reden.
Es ist nicht immer so einfach das richtige zu tun..
Ich danke dir sehr für deine ausführliche antwort :-)

LG Karimba

von Gast
Am

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

Hallo Rüdiger,
ich war eigentlich auch entschlossen auszuschleichen,aber wenn man dann den Beitrag von Renate liest kommt man schon ins grübeln....
Aber es ist eben auch sehr schwierig wenn man in so ein tiefes Loch fällt für einige Tage ,wenn es einem eh schon schlecht geht....
Das Ausschleichen scheint aber ja den meisten ganz gut zu bekommen...

Danke für deine Antwort

LG Karimba

von Renate_S.
Am
Beiträge: 139
Registriert: 28. Januar 2013, 20:31

Erfahrungen mit dem Ausschleichen von Prednisolon?

soulio hat geschrieben: Hallo Karimba,

...also bei mir gab es bis heute ca 5 sog.Eskalationtstherapien entweder mit Prednisolon oder noch häufiger mit Methylprednisolon ( also versetzt mit Alkohol) gemacht.
Hallo Rüdiger,

Irrtum, Methylprednisolon ist nicht "versetzt mit Alkohol". Das ist so nicht richtig. (Und eine Schubtherapie mit einem Glucocorticoid ist keine "Eskalationstherapie"; davon spricht man vielmehr dann, wenn von der Basistherapie mit Interferon oder Copaxone auf eine stärkere, z.B. mit einem Zytostatikum oder monoklonalen Antikörper, gewechselt wird.)

Man hat dir da kein Prednisolon versetzt mit einem Schluck Methanol infundiert. Methanol ist giftig, und kann zu Erblindung und in höheren Dosen auch zum Tod führen.

Vielmehr sind Prednisolon (Decortin H) und Methylprednisolon (Urbason) zwei verschiedene Glucocortcoide. Prednisolon ist C21H28O5, und Methylprednisolon ist C22H30O5. (Die Strukturformeln kannst du in der Wikipedia finden.)

Die Methylierung macht aus dem Prednisolon einen anderen Stoff: Methylprednisolon hat weniger ausgeprägte mineralocorticoide Nebenwirkungen als Prednisolon, d.h. es führt nicht so stark zur Natriumrückresorption in der Niere und zur Kaliumexkretion wie Prednisolon. Diese Eigenschaften machen vor allem das Prednisolon so schlecht verträglich. Für Herzpatienten ist es besonders problematisch. da Kaliummangel zu Herzrasen und -rhythmusstörungen führt, guckst du hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hypokali%C ... _am_Herzen
und hier:
http://www.pta-forum.de/index.php?id=505

Vielen Neurologen sind diese Probleme nicht bewusst, oder sie machen gleich gar keinen Unterschied zwischen Prednisolon und Methylprednisolon. Mir hat man bei meinem Diagnose-Schub 4 x 500 mg Prednisolon ohne Kaliumsubstitution infundiert, mit dem Effekt, dass ich mit einer Tachykardie von 220/min fast auf der kardiologischen Intensivstation gelandet wäre. Dabei steht in der Fachinfo zu Solu-Decortin H ausdrücklich drin, dass der Serumkaliumspiegel unter Prednisolon überwacht werden muss. Hat man bei mir nicht gemacht; das hätte fast ins Auge gehen können.

Viele SchubpatientInnen, die Prednisolon infundiert bekommen, haben Probleme mit Prednisolon, bekommen Herzrasen und Lähmungserscheinungen davon, und glauben dann, ihr Schub hätte sich verschlimmert, dabei leiden sie unter den Folgen der prednisoloninduzierten Hypokaliämie. Deswegen rate ich immer dazu, wenn es schon Prednisolon sein muss, sich ein Kaliumpräparat einzuverleiben.

Liebe Grüße
Renate