Freundlichkeit

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von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Freundlichkeit

Hallo Ihr,

nach meiner Ärztin sind sehr viele MS-Kranke sehr empfindsam, vielleicht zu empfindsam.

Und deshalb nin ich auch häufig von den Mitmensdchen enttäuscht, gerade den gesunden Mitmenschen.

Ich versuche immer meinen Mitmenschen nicht nur geradlinig, klar und offen zu begegnen,

sondern auch sehr freundlich und achtsam entgegen zu treten.

Heute früh hatte ich wieder so eine Begebenheit, die mich traurig stimmt.

Ich hatte schon mal berichtet, dass ich noch eine kleine Kanzlei mit zwei Mitarbeitern habe und wegen der fortschreitenden MS (zunehmende kognitive Probleme, Vergesslichkeit etc.) und der finanziellen Situation (zunehmende Schulden zur Finanzierung des Büros) darüber nachdenke aufzugeben.

Ich hatte mir in den letzten Jahren viele kleine Rituale ausgedacht, um es "ALLEN" gemütlich zu machen. So dass man Morgens gerne zur Arbeit geht.

Z.B. bringe ich Morgens immer Brötchen mit, wenn ich vonm Postfach komme, und wir trinken Kaffee zusammen, Essen Brötchen und klönen über privates und berufliches.

Ich stelle aber leider immer mehr fest, dass die Mitarbeiter mir übellaunig und ungerecht begegnen, weil sie diese "Seklbstverständlichkeit für mich" nicht mehr zu schätzen wissen.

Auf meine Defizite durch die MS (kognitiv und zunehmende Vergesslichkeit, Wortfindungsschwierigkeiten etc.) nimmt ohnehin niemand Rücksicht.

Deshalb bin ich immer wieder enttäuscht, weil ich mich eigentlich nicht ändern möchte.

Meine Mutter und Ihre Geschwister, wir sind alle so empfindsam.

In den letzten Wochen hatte wir "mütterlicherseits" zwei Beerdigungen.

Und da wurde mir wieder bewußt, wie sehr wir einanander beistehen.

Könnt ihr meine Enttäuschung über mein Umfeld verstehen ?

Viele Grüße

Hans-Jörg





von BirgitS
Am
Beiträge: 6846
Registriert: 27. Januar 2015, 13:30

Freundlichkeit

Hallo Hans-Jörg,

verstehe ich das richtig, du bist der Chef?

Wenn mein Chef krank wäre und trotzdem meinen Arbeitsplatz sichert und mir sogar Brötchen und Kaffee mitbringt, müsste man doch sehr, sehr dankbar und rücksichtsvoll sein.

Ich verstehe es, wenn gerade zwei Beerdigungen im familiären Umfeld waren, dass man noch mehr ins Nachdenken kommt. Dann darf man natürlich auch "Mimose" sein.

Schade, dass es momentan so bei dir läuft.

Birgit


von Smoothie
Am
Beiträge: 138
Registriert: 24. Januar 2013, 15:42

Freundlichkeit

Hallo Hans-Jörg!

Ja, das kann ich sehr gut verstehen!

Vielleicht musst Du mal "Klartext" reden?
Du darfst das, Du kannst das und Du

musst das sogar - schließlich bist Du
der Chef.

Bürde Dir nicht zu viel auf, Du hast schon
genug Last zu tragen!

Wünsch Dir alles Gute!
Kerstin

von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Freundlichkeit


Vielen Dank für Eure einfühlsamen Antworten.

In einem kleinen Büro und mit den zunehmenden Einschränkungen durch die MS ist man/ich nicht Chef, sondern Hausmeister.

Da ich den Job alleine schon lange nicht mehr schaffe, sind es die Mitarbeiter, die diese Situation und Ihr Herrschaftswissen zu Ihrem eigenen Vorteil gebrauchen.

Und gerade wegen der Größe und dem Herrschaftswissen kann man/ich nicht handeln wie ich es gerne möchte.

Eine weitere Umstrukturierung oder gar einen Neuanfang schaffe ich nicht mehr.

Der nächste Schritt heißt Berufsunfähigkeit und als dann ehemaliger Selbständiger "vorgezogene oder behinderungsbedingte" Altersarmut.

So sehr ich mir die Realität und auch die MS gerne schönrede, es ist schon blöd, das die MS in den letzten 25 Jahren so viel beeinflusst hat.

Die "üblichen" Träume und Wünsche, die wir alle haben, sind nunmal nicht eingetreten.

Also wieder schönreden.

Das geht auch begrenzte Zeit und in einem begrenzten Umfang, aber das "himmelhoch jauchsend (sieht komisch aus) und zu Tode betrübt", schlägt halt stark zu der Trübsal aus.

Vielen Dank, dass ich mal wieder mit Euch reden durfte ! Ich hoffe, dass Jammern hält sich in Grenzen.

Das was ich auf alle Fälle nicht verlieren möchte, ist die Möglichkeit zu kommunizieren.

Mit den körperlichen Einschränkugnen komme ich schon irgendwie zurecht.

Die intellektuellen und kognitiven Veränderungen sind da schon schwieriger zu tragen.

Egal, ich wünsche Euch noch einen schönen Dienstag !!!

Viele Grüße

Hans-Jörg





von Eldi66
Am
Beiträge: 503
Registriert: 3. Februar 2015, 18:02

Freundlichkeit

Hallo Hans Jörg,

Erst einmal egal mit MS oder ohne du bist nicht der Hausmeister, ohne dich hätten sie diesen job nicht (und ob sie ihn woanders hätten weiss man nicht).

Also mach dich nicht klein, sondern du kannst da mit erhobenen Kopf stehen.

Sei stolz auf das was du bist und machst.

Und das nächste ist, kann es sein, dass deine Kollegen für dich ein wenig deine Familie sind ?

Wir haben damals auch versucht unseren Kollegen ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und dass ist auch gut, aber es lief so aehnlich wie bei dir, sie haben den Respekt verloren und ich denke inzwischen wir hätten grenzen ziehen sollen.

Denn Menschen sind verschieden, sie denken anders. Ich frag immer nach wenn andere was haben und war dann enttäuscht wenn sie mich nicht auch gefragt haben. Aber warum sollten sie es?

Sie spüren nicht das Bedürfnis also tun sie es nicht, ich habe es also mache ich es.

Was ich gelernt habe, mein handeln erfolgt nicht aus Edelmut sondern weil es mir dann besser geht :-).

Seitdem ich das klar habe, handele ich immer noch so, aber es tut mir nicht mehr weh wenn andere nicht so handeln.

Das heisst jetzt nicht, dass ich nicht sauer werde oder mich nicht von Menschen distanziere, die mir nichts guttes wollen.

Ich hoffe es war jetzt nicht zu lang, weil gerade damit habe ich mich sehr aus ein der gesetzt, als mir keine Kollegen noch nicht einmal eine gesessungskarte geschickt haben.

Mir ist jetzt klar sie sind nicht meine Freunde und nicht meine Familie, sondern Kollegen, mehr nicht.

Und noch mal du bist nicht der Hausmeister oder Bittsteller, du bist der chef .

Viele liebe grüße
Elli

von Rose66
Am
Beiträge: 5432
Registriert: 31. Mai 2013, 16:38

Freundlichkeit

Hallo Hans Jörg

Ich kann das alles sehr gut verstehen und als Chef mußt Du auf den Tisch hauen,

wenn es nicht anders geht, dann gibt es auch kein Frühstück von Dir mehr,

denn wenn ihr dann beisammen sitzt kommt doch nur miese Stimmung auf und die tut

Dir sowieso nicht gut. Deine Mitarbeiter haben doch 2 Möglichkeiten :

Entweder die reißen sich mal zusammen oder sie sind arbeitslos!

Also Tacheles reden, damit es Dir wieder besser geht wünsche ich Dir.

Ist meine Meinung. Besch.........(eiden) geht's uns doch alle und jammern dürfen wir auch.

Vielleicht findest du andere Mitarbeiter die das zu würdigen wissen.

Nachfragen beim Arbeitsamt?????

Hatte jetzt selbst im familienumfeld eine Mail bekommen, darin hieß es " MS macht doch keine
Schmerzen", wenn man sich nicht informiert, sollte man die Klappe halten.
Hab drauf geantwortet, noch keine Rückmeldung. Dann will man sich auch nicht damit befassen,
Basta.

Viel Kraft fürs weiterarbeiten

LG Marlis

von Sonnenrose
Am
Beiträge: 1157
Registriert: 26. März 2013, 13:06

Freundlichkeit

Hallo Hans-Jörg,

du scheinst ein sehr emotionaler Mensch zu sein,was toll ist,auch als Mann.

Ich würde aber auch mal auf den Tisch klopfen und daran erinnern,dass du der Chef bist,egal ob krank oder

nicht.

Wissen deine Mitarbeiter von der MS.Rede mit ihnen Klartext.

Ich habe immer mit offenen Karten gespiet und wem das nich gepaßt hat,dass ich Einschränkungen habe,der

muß sich von mir fern halten.

Vielleicht sind deine Mitarbeiter auch unsicher,wie sie dir begegnen sollen.Nicht jeder weiß,was sich hinter MS versteckt.

Das eure Familie zusammen hält ist ganz toll.

LG Silke


von paju7
Am
Beiträge: 5437
Registriert: 25. Januar 2013, 16:55

Freundlichkeit

Hallo Hans – Werner,

das was Du schreibst, macht mich schon nachdenklich und ich kann Deine Enttäuschung verstehen. Ich kann mich Marlis, Birgit, Elli und Kerstins Worten nur anschließen.

Ich würde auch mal Deine 2 Mitarbeiter bei Gelegenheit darauf ansprechen, wie sie sich die Zukunft vorstellen, ihnen sagen, wie enttäuscht Du bist.

Mich würde interessieren, ob Du Fachanwalt für einen bestimmten Bereich bist. Vielleicht kannst Du in irgendeinem Unternehmen unterkommen, wenn Du so nicht mehr weiter kommst. Aber Du schreibst ja auch, dass Du Dir einen Neuanfang nicht mehr vorstellen kannst.

Ich denke, dass Du Deine Arbeit insgesamt gerne machst.

Viele liebe Grüße
Jutta