@ Rüdiger
Kenn' ich, kenn' ich, kenn' ich, und so traurig das ist, es tröstet mich, dass es Menschen gibt, denen Ähnliches widerfahren ist.
Meine Eltern haben meine Kranheit zwar registriert, wissen aber, denke ich, bis heute nicht, was es damit eigentlich auf sich hat. Beiden habe ich jahrzehntelang die Stange gehalten, mit all ihren Befindlichlichkeiten, Animositäten und Exzessen, meine Familie ist nämlich schlimmer als Dallas und Denver Clan zusammen.
Nach außen hatte immer alles zu stimmen, die Realität sah aber anders aus, ziemlich chaotisch und kaputt.
Nach 7 (von insgesamt 14) Jahren MS fing ich auf Drängen meines Neurologen mit einer Psychotherapie an, nicht mein Ding, aber die Therapeutin sagte etwas, was mir zu denken gab: Ihre Eltern lieben Sie nicht BEDINGUNGSLOS!
Ich wusste, das isses!
Einige Zeit später kriegte ich von meinem Stiefvater (alkoholisiert wie meistens) ein "Stell' Dich nicht so an, so schlecht geht' s Dir nicht!" an den Kopf geknallt,
Ich verließ die Wohnung, und im Treppenhaus war mir, als wenn sich ein Hebel in meinem Kopf umlegt.
Das ist jetzt 7 Jahre her, und ich bin nie wieder zurückgekehrt! Und das, obwohl wir uns gegenüber wohnen.
Meine Eltern haben keinen Versuch gestartet, zu mir Kontakt aufzunehmen, ich denke, sie wissen, was die Stunde geschlagen hat.
Was mir wirklich zu denken gibt, ist, dass ich sie nicht eine Sekunde vermisst habe, im Gegenteil, ich bin viel ruhiger geworden, es ist, als wenn ich Ballast abgeworfen hätte. Traurig, nicht wahr?
Der Rest der Familie hat sich dann auch von mir abgewandt, ich habe also einen hohen Preis bezahlt, denn ich war dann natürlich die "Böse"!
Keiner hat aber je hinterfragt, wieso und warum.
Ich will Dir nicht raten, mit Deiner Familie zu brechen, aber hör' in Dich rein, und denk' dran: unsere Nerven sind schon kaputt, wir brauchen keinen, der darauf noch rumtrampelt!
Ich wünsche Dir viel Kraft bei Deiner Entscheidung,
Liebe Grüße,
Bettina