Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hier soll es um all die Menschen gehen, die so wichtig sind in schweren Zeiten.
von BirgitS
Am
Beiträge: 6846
Registriert: 27. Januar 2015, 13:30

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hallo Dura,

ich habe erst einmal eine Nacht darüber schlafen müssen.
Es ist sehr, sehr traurig, wie deine Eltern dich behandeln. Die Eltern sind doch normalerweise die Personen, die einen sehr nahe stehen. Sie sind ja in einem Alter, wo man Lebenserfahrung erwarten kann. Dass ihnen die Krankheit MS nicht große Angst um ihre Tochter gemacht hat, wundert mich. Ich musste viele bei meiner Diagnose beruhigen, dass MS nicht zwangsläufig Rollstuhl bedeutet.

Gibt es Personen im Umfeld deiner Eltern, die eher respektiert werden als die eigenen Kinder? Ich denke an einen Geistlichen, Seelsorger, Nachbarn, Freund der Familie oder ehemaligen Kollegen. Es sollte natürlich jemand sein, der dich auch kennt. Aber das könnte auch nach hinten losgehen, weil du es dann gewagt hast, "Fremden" über familiäre Dinge zu erzählen.

Wenn das auch keine Lösung ist, beende den Kontakt. Deine Gesundheit und Wohlergehen ist wichtiger.

Vielleicht magst du ein kurzes, sachliches Statement deinen Eltern schicken. Natürlich immer mit der Option, dass du gerne für eine Versöhnung offen bist, wenn sie ihr liebloses Verhalten einsehen.

Du hast einen Mann und einen Bruder und bestimmt andere Personen, die dich unterstützen. Aber Tinas Vorschlag wegen professionellen Begleitung ist bestimmt für dich sinnvoll.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Birgit

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von Glückskind66
Am
Beiträge: 7266
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Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hallo Dura,

leider weiß ich genau, wie es Dir ergeht. Und ich weiß auch, daß Dir schwer zu helfen ist.

Bei mir ist es mein Vater, der mir meine auf die von Dir beschriebene Art und Weise die letzten Nerven rauben will. Da zudem jetzt bei ihm auch noch Demenz einsetzt, kann ich mich nicht mal wirklich ausklinken.

Und das Problem mit der restlichen Familie ist auch schwierig. Da ich zum Glück außer Fatigue (die man ja mit gutem Willen bekämpfen kann, wie man Dir ja auch schon gesagt hat :( ) keine sichtbaren körperlichen Einschränkungen habe, vergessen die Anderen immer wieder, daß ich eigentlich unheilbar krank bin. Ich möchte das auch nicht immer betonen.

Die grundsätzliche Unterstützung v. a. meines Bruders ist aber da. Dennoch kostet das alles Kraft.

Ich habe auch schon mit Therapeuten und Ärzten gesprochen. Alle sagen mir, ich soll mich um mich kümmern. Der krasseste Ausspruch kam vom Hausarzt meines Vaters: Ich müsse dann halt zuschauen, wie mein Vater dahinvegetiert. Wie Du Dir vorstellen kannst, kriege ich das natürlich nicht hin.

Wenn Deine Eltern ihr Leben noch selbst auf die Reihe bekommen bzw. Dein Bruder die restlichen Dinge managen würde, beende den Kontakt. Zumindest zeitweise mit einer klaren Ansage, die ja auch Dein Mann machen kann.

Leider gibt es auch bei Älteren das sog. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Und nichts anderes ist es. Da müssen sich Deine Eltern selbst helfen lassen (was sie leider nicht tun werden).

Du mußt wirklich an Dich denken. Bei mir hat dieser Psychostreß um meinen Vater am Ende zum zweiten Schub im vergangenen Jahr geführt. Ich arbeite mittlerweile auch mit Hilfe einer Psychologin und Antidepressiva dagegen an. Es geht um unsere Selbsterhaltung.

Übrigens in der Rubrik Erfahrung-MS und Alltag gab es vor einiger Zeit einen Text aus dem DMSG-Forum mit einer Erläuterung von MS für Nichtbetroffene (http://www.ms-life.de/ms-community/disk ... S#pid25984). Da ist alles wunderbar erklärt.

Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir alles Gute
Marga

von Gast
Am

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Liebe Marga,
liebe Birgit,
vielen Dank für Eure Antworten, Ihr helft mir damit sehr!
Ich habe meinen Eltern vor einigen Wochen einen Brief geschrieben, in dem ich ihnen sachlich erklärt habe, wie mein/unser Alltag mit der MS und einer Gehbehinderung seit 12 Jahren (!) aussieht. Ausflüge müssen genau geplant werden, bei längeren Strecken muss ein Rolli mit...Ich habe auch erwähnt, dass es sehr großer Stress für mich ist, wenn ich mich wieder und wieder für meine Einschränkungen rechtfertigen muss und sie es als persönliche Beleidung ansehen, wenn ich einen Besuch absagen muss, weil es mir nicht gut geht oder/und ich überhaupt nicht in der Lage wäre, die steile Auffahrt plus steilen Treppen zu ihrem Haus hochzugehen. Dem Brief habe ich auch eine Kopie des letzten Befundberichts meiner Neurologin beigelegt, damit sie den Brief nicht als "Schwachsinn" (Zitat) runterbügeln können.
Ich erhielt einige Wochen später eine Mail von meinem Vater als Reaktion auf meinen Brief "es tut mir leid zu lesen, dass es Dir momentan so schlecht geht, ich hoffe, dass es Dir bald besser geht und wir Dich besuchen kommen können!" :-( Momentan schlecht, bald besser...? Gestern kam eine SMS von meiner Mutter "Geht's Dir wieder gut?". Ähm ja, was ich gedacht habe, könnt Ihr Euch denken.
Ich gebe jetzt auch auf. Es hat mich so viel Kraft gekostet, ihnen mehrfach umsonst zu erklären, was MS ist und wie es mir geht.
Als gestern die SMS meiner Mutter kam, habe ich nur geweint und zu meinem Mann gesagt, dass ich endlich, endlich Ruhe haben möchte. Das Ganze geht nur auf MEINE Kosten, durch die Anspannung kann ich deutlich schlechter laufen.
Bei einer Psychologin bin ich auch, ihr Entsetzen über das Verhalten meiner Eltern konnte sie anfangs kaum verstecken . Sie rät mir zu Kontaktabbruch, da der dauerhafte psychische Stress und Druck schon jetzt zu einer merklichen Verschlechterung meiner Symptome führt.
Ich habe meinen Eltern auch geschrieben (und meiner Mutter gestern als Reaktion auf ihre SMS), dass mir meine Ärzte dringend zu Ruhe und Abstand raten, aber auch das werden sie sicher wie gewohnt ignorieren. :-(
Liebe Grüße
Cirsten

von rimama
Am
Beiträge: 1582
Registriert: 20. Dezember 2013, 14:31

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Liebe Cirsten!

Ich habe eben erst mit Schrecken Deinen Bericht gelesen und fühlte mich des Öfteren an meine Mutter erinnert.

Als ich damals meine Neudiagnose bekommen habe , da hat mir eine Bekannte mit MS einen guten Tipp gegeben: Trenn Dich von den Menschen, die Dich immer wieder runterholen und Dir nicht gut tun, geh auf Abstand, hab kein schlechtes Gewissen. Ich habe mich damals voll erschrocken, mittlerweile habe ich festgestellt dass sie Recht hatte. Ich habe meine Freunde neu sortiert, die jetzt noch da sind sind wirklich gute Freunde. Und ich habe den Kontakt zu meiner Mutter reduziert, anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen, es geht mir aber besser, wesentlich besser.

Ich hab es nicht bereut so auf Abstand gegangen zu sein, wenn was ist, dann bin ich da wenn es geht. Ansonsten habe ich einen guten Draht zu meinem Bruder, der auch versucht hat mir ihr zu sprechen, ohne Erfolg.

Ich wünsch Dir viel Glück, kann Dir nur sagen dass es gut tun kann, auch wenn es im ersten Moment schmerzhaft ist. Tu, was Dir Deine Ärzte raten und such bitte keine Fehler oder Entschuldigungen bei Dir!

Liebe Grüße und viel Glück
Nicole

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von Paulina
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Beiträge: 10828
Registriert: 23. Januar 2013, 20:09

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hallo Cirsten,

ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen, daß Du den Kontakt zu Deinen Eltern zumindest vorübergehend abbrechen solltest. Wenn sie bis jetzt trotz vieler Erklärungsversuche so uneinsichtig sind,
wird sich auch durch weitere Bemühungen in dieser Richtung nichts ändern.

Wenn sie merken, daß es Dir ernst damit ist, werden sie vielleicht eher mal darüber nachdenken.
Der jetzige Zustand ist auf jeden Fall für Dich und Deinen Mann nicht gut.

Und Du solltest kein schlechtes Gewissen haben. Wenn sie jemanden brauchen, stehen sie ja nicht allein da,
sie können sich immer noch an Deinen Bruder wenden.

Alles Gute und liebe Grüße, Helga

von Gast
Am

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Guten Abend, Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Unterstützung und Eure Tipps! Ich habe sehr viel über die Situation nachgedacht und werde den Kontakt zu meinen Eltern vorerst abbrechen. In Notfällen, falls sie wirklich Hilfe benötigen sollten, ist mein Bruder für sie da.
Klar quält mich mein schlechtes Gewissen noch ab und an, aber ich muss meiner Gesundheit und meinem Mann und mir zuliebe dem ganzen Stress und Druck ein Ende bereiten. So wie es in den letzten Jahren gelaufen ist, kann und wird es definitiv nicht weiterlaufen!
Bei Neuigkeiten halte ich Euch auf dem Laufenden! Ich werde versuchen, in der nächsten Zeit auch mal beim "Frühstückstratsch" dabei zu sein, das hört sich gut an! ;-)
Viele liebe Grüße
Cirsten

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von Paulina
Am
Beiträge: 10828
Registriert: 23. Januar 2013, 20:09

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Dann wünsche ich Dir alles Gute für diesen Schritt, Cristen, es ist der richtige.
Und mach ihn ohne schlechtes Gewissen.
Ja, komm mal morgens zu unsrer Frühstücksrunde!

LG, Helga

von Gast
Am

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hallo ! Mir geht es genauso bei mir ist es mein Ehemann der so vies zu mir ist.Ich weine jeden TagKein Halt Keine Verwandten und keine Freunde . Liebe Grüsse Elke .K.I

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von Glückskind66
Am
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Registriert: 28. Juli 2014, 07:55

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hallo Elke,

erst einmal herzlich willkommen hier im Forum.

Deine Situation klingt ja gar nicht gut. Da solltest Du schnellstmöglich eine Lösung herbeiführen.

Streß, vor allem seelischer, ist Gift für MSler.

Alles Gute
Marga

von Gast
Am

Ich finde es ganz schrecklich und traurig zugleich ....

Hallo Marga! Ich freue mich sehr über deine Antwort, guten morgen erst einmal.Ja , es ist sehr schlimm was ich mitmachen muss, aber was soll ich denn machen ??? Bin ganz allein und meine Tochter steht auch nicht zu mir.Wenn ich ihr etwas begreiflich machen will , sagt sie zu mir , ich soll nicht immer ein auf Mitleid machen.Sie ist genauso zu mir wie mein Mann.Was soll ich denn ändern ??? Gib mir bitte einen Rat!!! Ich bin jetzt 54 Jahre alt , man sieht mir zwar das Alter und die Krankheit nicht an , aber kraftlos .Depressionen habe ich auch noch dazu bekommen . L.G.ELKE