Sport Joggen

Platz für jede Menge Ideen, Anregungen und Fragen rund um die Freizeitgestaltung.
von engel
Am
Beiträge: 14
Registriert: 27. Januar 2013, 15:23

Sport Joggen

Wer lust hat mal rein zu schauen es geht um Sport.


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von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Sport Joggen

Hallo Ihr,

die Frage nach der Leistungsssteigerung hat mich nachdenklich gemacht.

Auch Menschen mit MS können aktiv Sport treiben.

Einige Sportarten wie Gymnastik oder Schwimmen eignen sich besonders für MS-Betroffene.
Wichtig ist, die richtige Sportart für sich zu finden.

Bevor mit dem Sport begonnen wird, sollte jedoch das Einverständnis des Arztes eingeholt werden.

Ganz wichtig ist meiner Meinung nach:

Stress und Überforderung sind genauso zu vermeiden wie Leistungsdruck und Konkurrenzdenken.

Genau das hat mich an den Meinungen irritiert.

Die MS fordert den Körper schon dadurch, dass unser Immunsystem auf 150 % arbeitet.
Deshalb ja auch die Immunsuppressiva und Basistherapien.

Außerdem kommt bei der Krankheit der 1000 Gesichter der Gedanke nach Leistungssteigerung bei dem einen oder anderen Mitbetroffenen doch etwas merkwürdig an.

Gerade wenn die MS bereits erhebliche Einschränkungen hinterlassen hat.

Ich selbst habe in meiner Jugend Leistungssport betrieben und jetzt habe ich mit der Gehbehinderung, den Gleichgewichtsstörungen, Doppelsehen, Spastiken etc. ganz andere Probleme.

Normales Fahrradfahren geht gar nicht mehr, weil ich dann umfalle.

Ich gönne jedem seine Lebensfreude, möchte aber nicht immer wissen, wie toll es andern geht.

Gerade in einem Forum über MS finde ich die Fragestellung auch etwas unangebracht.

Das ist auch kein Neid, sondern nur Traurigkeit.

Viele Grüße

Hans-Jörg



von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Sport Joggen

Hallo Ihr,

seit einigen Wochen habe ich verstärkt diese MS-eigene Ermüdbarkeit (Fatique).

Ihr kennt das ja aus eigener Erfahrung.

Alles wird schwieriger und vieles geht verloren.

Vielleicht auch deswegen diese Traurigkeit.

Als ich das erste Mal 1998 zum Krankenhausaufenthalt geflogen bin, war da auch noch diese aufregende und bunte Aufregung und Vorfreude.

Endlich fangen jetzt die MS-Therapien an und es kommen dann auch wieder aufregende und spannende Lebensphasen.

Trotzt der MS-Schüben typischen Beschwerden und Einschränkungen war das Lebensgefühl viel stärker und bunter vorhanden.

Deshalb meinte ich in meinem vorherigen Beitrag auch, dass ich jedem von Herzen dieses aufregende und bunte Lebengefühl gönne.

Genießt dieses schöne Lebensgefühl in vollen Zügen !!!

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende mit ganz vielen schönen Ritualen.

Viele Grüße

Hans-Jörg


von Inareg
Am
Beiträge: 80
Registriert: 26. September 2014, 17:53

Sport Joggen

Hallo,

es ist sicher etwas kontrovers im MS Forum über Sport zu diskutieren, aber vielleicht doch möglich. Ich kann verstehen, dass einigen unter euch hier besonders deutlich wird, was die MS schon an Fähigkeiten geraubt hat. Das tut mir wirklich leid.

Ich hatte bisher nur einen Schub, ich durfte aber mit ausdrücklicher Erlaubnis der Ärzte auch schon während der MS Stosstherapie meine Walking-Runden um das Klinikgelände ziehen.
Meine Hausärztin hat mich vor jedem Stress ganz eindringlich gewarnt, aber unbedingt sportliche Aktivitäten empfohlen.
Auch bei der DMSG wird darauf hingewiesen, dass man unbedingt je nach Neigung und Möglichkeiten Sport betreiben sollte und dabei auch ruhig gelegentlich über seine Grenzen gehen darf.

Ich werde aber jetzt die andere Empfehlung meiner Hausärztin umsetzten und ein kurzes Schläfchen einschieben.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende
Inareg

von Gast
Am

Sport Joggen

Hallo,

hier meldet sich ein Neuankömmling zu Wort :-)

Das Thema Sport, und ganz speziell Joggen, ist der Grund, mich hier überhaupt angmeldet zu haben.

Ich (w, 50 Jahre) betreibe Laufsport seit über 35 Jahren (habe als Teenager damit angefangen), zuerst nur ganz gemütlich mit Freundinnen zum Plauschen, und einige Jahre später kamen Volksläufe hinzu. Wurde mit gesteigertem Training auch immer besser und habe es auch öfter mal "auf's Treppchen" geschafft.

Im Dezember 2000 kam aus dem Nichts ein heftiger Schub, gefolgt von einer sehr schnellen eindeutigen Diagnose, verbunden mit der dringenden Empfehlung des Neurologen, keinen Laufsport mehr betreiben ("das wird Ihnen schaden").
Das hat mich psysisch ziemlich umgehauen, war doch Laufen inzwischen so selbstverständlich für mich wie Essen und Trinken. Nach einigen Monaten habe ich "heimlich" wieder damit begonnen und war doch sehr erleichtert, das nichts Schlimmes mit mir passiert ist.

Selbstverständlich kann ich durch die MS-Einschränkungen (gestörtes Gleichgewicht, tauber Fuß, schwere Beine, Sehstörungen usw.) nicht mehr die Leistungen bringen, die mit gesunden Zeiten zu vergleichen wäre, und werde von Jahr zu Jahr langsamer.

Aber es ging mir runter wie Öl, als ca. fünf, sechs Jahre nach meiner Diagnose auf einmal die ärztlichen Empfehlungen um 180 Grad gedreht und nun plötzlich Ausdauersport für MS-Kranke ausdrücklich empfohlen wurde!

Beim ersten Überfliegen des Themas hier im Forum habe ich mich noch gefreut, endlich Gleichgesinnte zu treffen, denn mit gesunden Läufern kann man Vieles doch gar nicht besprechen.

Aber auch hier ist es wohl so wie im "wahren Leben", man soll ein schlechtes Gewissen haben, als MS-Kranker so viel Wert auf solche Thematik zu legen. In den Köpfen einiger Kollegen bin ich ja auch gar nicht richtig krank, weil ich noch Laufsport betreibe und nicht zumindest einen Rollator benutze...

Trotzdem möchte den denjenigen, die sich nicht beirren lassen und ihr sportliches Ding machen, viel Glück und Spaß bei der Sache wünschen. In der letzten Reha sagte mir ein Arzt unter anderem, er sei sicher, ich hätte mich nur durch den jahrzentelangen Ausdauersport gesundheitlich so gut gehalten! Glaubt mir, es hilft dem Kopf und dem Körper, auch mal seine Grenze zu überschreiten...

Hoffentlich bin ich nun niemanden zu nahe getreten!

Schönes Wochenende an Alle

Simba



von Eldi66
Am
Beiträge: 503
Registriert: 3. Februar 2015, 18:02

Sport Joggen

Ich möchte mich auch noch mal zu Wort melden.

Ich bin nun wirklich keine Sportlerin,
Ich merke jetzt dass mir Sport gut tut und mein Körper sich beschwert wenn ich meine uebungen nicht regelmäßig durchfuehre.

Warum soll dieses Thema denn hier nicht möglich sein, wenn es mir nicht guttut leses ich diesen thread einfach nicht.

Und wo fängt man an hier nicht schreiben zu dürfen und wo hoert man dann auf.

Darf ich über meine Kinder oder meine Familie nicht schreiben, weil hier welche sind, die keine Familie haben und vielleicht dann verletzt sind.

Darf ich noch schreiben, dass ich glücklich bin, dass ich wieder 2 km schaffe, weil es andere gibt, die 1 km schaffen.

Darf jemand über seine Arbeit nicht schreiben, weil ich gerade krank geschrieben bin, oder andere verrentet sind.

Darf jemand nicht schreiben, dass er glücklich ist weil ich im Moment das heulende elend habe.

Das wäre doch nicht gut oder sehe ich das falsch?

Viele liebe gruesse

Elli



von wernerb
Am
Beiträge: 1986
Registriert: 22. Februar 2013, 13:20

Sport Joggen

Hey Leude

Ich finde es toll was ihr sportlich

So alles schafft.

Keiner braucht hier irgend wie

zu streiten. Wir haben

schließlich alle den gleichen

Mist, einer mehr einer weniger.

Erfolge sind immer gut, wenn

Sie gut tun. ;)

Lgw.

von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Sport Joggen


Hallo Ihr,

heute Nacht habe ich mir überlegt, ob ich diesen Beitrag schreiben sollte.

Aber ich möchte meinen Mitmenschen geradlinig, klar und offenen begegnen.

Multiple Sklerose als die Krankheit der tausend Gesichter ist in der Öffentlichkeit und im eigenen beruflichen und privaten Umfeld immer noch mit einem Stigma behaftet.

Es wird nicht gerne über eine unheilbare Krankheit gesprochen. Die Gesellschaft ist sehr schnelllebig geworden und die Mitmenschen beschäftigen sich lieber mit angenehmeren Themen als Krankheiten.

Dabei muss der Lebensbereich Krankheit und Alter nicht nur traurig und belastend sein.

Meine Mutter hat in der Pychogeriaterie mit alten und psychisch beladenen Menscen gearbeitet. Ein Schulfreud von mir ist Pastor geworden und hat täglich mit menschlichen Grenzerfahrungen zu tun. Krankheit, Behinderung, Alter und Tod sind mir nicht fremd.

Da ich seit meiner Diagnose 1998 zweimal jährlich im Krankenhaus bin, habe ich bei den fast 40 Aufenthalten auf der MS-Station viele Mitbetroffene kennen und schätzen gelernt.

Es ist inzwischen zu einer zweiten Heimat für mich geworden, weil mich die Menschen dort (Mitbetroffene, Ärzte, Schwestern und Pfleger) dort abholen, wo ich mich gesundheitlich und seelisch gerade befinde

Es ist im Umgang aber leider so, dass über die Krankheit Multiple Sklerose selten Gespräche stattfinden. Es wird lieber über schöne Themen gesprochen.

Einmal während einer Schubphase hatte ich folgende Erfahrung.

Es war mir nicht mehr gelungen die Uhr zu lesen.

Und nachdem der Neurologe das Zimmer verlassen hatte, haben mein Bettnachbar, der bei Strichgang immer umgefallen ist, und ich irgendeinen schrägen Scherz über uns selbst gemacht.

Dabei kann man auch auf einer MS Station nach Immanuell Kant „Hoffnung, Schlaf und Lachen“ leben. Ich fange jetzt nach dem Lachen an.

Nach dem Lachen habe ich wieder Hoffnung geschöpft und nach ganz viel Schlaf (und Therapien) wieder meine körperlichen und intellektuellen Funktionen zurück bekommen.

Auf einer MS-Station sind häufig Schwerstbetroffene.

Ich habe dort so viele liebenswerte und tolle Menschen getroffen, dass ich für diese Erfahrungen dankbar bin.

Trotz aller immer wieder kommenden Verzweiflung und Traurigkeit habe ich gelernt, wie wertvoll die sogenannten kleinen Dinge im Leben sind.

Ich gehe jetzt in die Küche in meiner Kanzlei und hole mir selbst einen Kaffee, weil dieses Ritual einfach gemütlich ist.

Zum Glück darf ich noch selbständig arbeiten, wenn es auch zunehmend schwerer wird.

Es mag menschlich deprimierend ausschauen am Sonntag in meiner Kanzlei zu sitzen, aber ich habe dort noch ein Aufgabe und einen Grund meine Wohnung zu verlassen.

Es ist im Umgang mit den Mitmenschen aber leider so, dass über die Krankheit Multiple Skleose selten Gespräche stattfinden.

Es wird lieber über schöne Themen gesprochen.

Deshalb liebe ich auch das Video mit dem Interview von Michelle Obama mit dem Talkmaster David Letterman auf youtube.

Sie spricht über Ihren an MS erkrankten Vater (inzwischen verstorben) und berichtete, dass Sie von Ihrem Vater, „ den ich habe niemals laufend kannte (…), vollständige und bedingungslose Liebe erhielt. Die ständige Unterstützung, die Stabilität, die unsere Eltern uns gaben, war das größte Geschenk. Es gab nichts, was mein Vater nicht für uns getan hätte.“

Ihre Worte hatten mich sehr berührt, insbesondere weil sie dieses warme und herzliche Gefühl von Zusammengehörigkeit und Zusammenstehen zum Ausdruck bringen.
Aus diesem Grund hatte ich Ihr auch einen Brief geschrieben. Nicht weil ich ein Antwortschreiben haben möchte, sondern weil ich meinen Gefühlen und meiner Sympathie irgendwie (schreiben ist ein wenig wie sprechen) Ausdruck verleihen wollte.

Auszug: „Deshalb bin froh und dankbar, dass Sie mit Ihrem Engagement für Mitmenschlichkeit, aber auch für Minderheiten sowie durch Not und Krankheit beladene Menschen, in einer zunehmend von Teilnahmslosigkeit geprägten Gesellschaft, eintreten.

In einem MS-Forum hatte ich erwartet, dass auch die traurigen und schmerzvollen Themen Ihren Raum haben.

Da habe ich mich wohl getäuscht.

Viele Grüße

Hans-Jörg

von paju7
Am
Beiträge: 5423
Registriert: 25. Januar 2013, 16:55

Sport Joggen

Hallo Hans – Jörg,

dass was Du geschrieben hast, bewegt mich. Ich habe die Diskussion um den Sport mit Höchstleistungen auch verfolgt. Ich bin ehrlich, ich bin zeitweise auch neidisch auf die, die keine körperlichen Einschränkungen haben.

Und auf der anderen Seite macht es doch auch Mut, wenn es noch viele gibt, die richtig Sport treiben können. Ich freue mich an Tagen, an denen ich es schaffe 20 Min. mit meinem Trimmrad vor dem Fernseher zu fahren, oder wenn ich es schaffe, ohne Probleme die Treppe hoch zu laufen.

Hier im Forum ist doch auch ganz viel Raum für traurige und schmerzvolle Themen.

Ich habe festgestellt, dass sie oft nicht als eigenständige Themen auftauchen, weil viel in dem
Täglichen Austausch (Montag – Sonntag) verloren geht.

Aber da nimmt wirklich jeder an den Problemen des anderen Anteils.
Ich hoffe, dass Du uns weiter mit Deinen Beiträgen bereicherst.

LG Jutta



von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

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Liebe Jutta,

Du hast mir mit Deiner Anteilnahme ein schönes Gefühl gegeben. Danke !

Es ist nur so schwer vermeintlich immer über den Dingen zu stehen und Gespräche über Höchstleistungen zu hören und zu lesen.

Um mich herum finden pausenlos nur die "schönen" Dinge statt.

Wenn nicht in einem MS-Forum, wo dann, findet der beschwerliche MS-Alltag Aufmerksamkeit.

Vielleicht treffe ich im April im Krankenhaus wieder den Mitbetroffenen, der nur noch den Kopf drehen kann und sonst gar nichts.

Stimmt, ich soll ja hier niemandem Angst machen.

Ich denke bei diesem Bild aber auf den ersten Blick insbesondere an einen sympathischen und freundlichen Mitmenschen, auf den ich freudig zugehen werde, wenn wir per Zufall wieder auf einem Zimmer liegen sollten.

Stimmt, der schwerstbetroffenen ist. Das ist für mich aber erst der zweite Blick.

Es fällt mir schwer im Forum diese Bilder, die für einige angstbelastet sind, zu vermeiden.

Wie Du siehst habe ich das Forum erst jetzt nach 16 Jahren entdeckt.

Das heißt 16 Jahre schweigen und um mich herum ein Leben, dass "scheinbar" unbeschwert weiter gegangen ist.

Da frotzel ich lieber mit dem Bettnachbarn, weil wegen all der Infusionsschläuche mal wieder die Fernbedienung runter gefallen ist und wir überlegen, wer die Schwestern ruft.

Es kan nämlich auch nerven, wenn die netten Schwestern durch die ungeschickten Jungs ständig angeklingelt werden.

Egal, ich werde jetzt anfangen zu Arbeiten und mir die Zeit vertreiben.

Noch einmal vielen Dank.

Hans-Jörg