Guten Tag zusammen

Hier können Sie sich vorstellen, "Hallo" sagen und neue Bekanntschaften machen.
von Gast
Am

Guten Tag zusammen

Hallo zusammen,
ich bin Stefan, 31Jahre alt, Vater einer 3jährigen Tochter und examinierter Altenpfleger aus Aachen (NRW).
Meine MS begleitet mich scheinbar seit ich 15 Jahre alt war, wurde damals und im weiteren Verlauf aber immer mit meiner Adipositas p.M. und einem angeblichen Hypertonus (stabil bei 130/90mmHg) abgetan. Damals stellte ich mich bei den Neurologen der hiesigen Uniklinik wegen eines plötzlich eingetretenen Taubheitsgefüls des li. Unterarmes vor. Man schrieb ein CT, stellte keinen Befund fest und schickte mich mit oben beschriebener Aussage nach Hause. Der niedergelassene Neurologe tat mein Problem mit gleicher Meinung ab und sagte das Symptom wird vergehen. Dies tat es dann auch. Im verlauf der folgenden Jahre kam und ging es dann immer wieder mal. Und ich schenkte dem ganzen wenig Beachtung. 2006 fing ich dann im Rettungsdienst an und mit dem Stress begann meine Gefühlsstörung zu wandern. Plötzlich war es im Gesicht angekommen, ging aber auch wieder schnell vorbei. Diesmal schob ich es selbst auf Stress und beliess es dabei diesem entsprechend zu begegnen. So ging es während meiner Ausbildung zum Pfleger weiter. Seit 2011 habe ich mein Staatsexamen und einen festen Job als Bezugspfleger mit einer ganzen Menge an Arbeitsbelastung bzw. Verantwortung. Hier ergaben sich die nächsten Defizite welche ich vorher nie richtig wahrgenommen hatte. Allen voran die rasch nachlassende Belastungsfähigkeit, sowohl physisch wie auch kognitiv. Hier dachte ich dann im November 2012 doch nochmal über einen Hausarztbesuch nach und plötzlich war es nicht mehr die Adipositas. Nein, jetzt war es, um wieder die Statistik zu bedienen, der für Pflegeberufe berühmte "Burn Out". Also zwei Monate Krank und alles war scheinbar wieder gut. Für etwas mehr als einen Monat.
Rosenmontag, 11.02.2013, wachte ich morgens auf und hatte vom Thorax bis zu den Fußspitzen Parästhesien (Taubheitsgefühl und Ameisenlaufen) fühlte mich aber sonst gut. Der Rettungssanitäter und der Pfleger in mir sagten jetzt aber ganz deutlich "Hier stimmt was nicht!" und so rief ich die Kollegen und wurde in die Klinik gebracht.
In der neurologischen Untersuchung waren leichte defizite festellbar, das sofort gemachte CT war o.B. also Lumbalpunktion. Hier ergab sich eine massiv erhöte Zellanzahl weshalb man mir sofort ein schnuckeliges Zimmer gab und eine Stosstherapie (1000mg i.v./24h * 3d + 10tage oral ausschschleichend) begann. Abends um 21Uhr eine tolle Sache für die Nachtruhe.
Nun nahm das erste mal eine Neurologin den Begriff "Encephalomyelitis disseminata" als mögliche Diagnose in den Mund, wollte aber weiter auf die mikrobiologischen Befunde warten. Während der nächsten drei Tage wurde dann noch eine elekltrophysiologische Untersuchung gemacht ( VEP - o.B. ; SEP - pathologische Veränderung in den u.extremitäten feststellbar). Mittwochs kam dann der Chefarzt (guter Freund meines Chefs) und verkündete mir das er auch ohne MRT (in Aachen aufgr. meiner Adipositas nicht durchführbar) die sichere Diagnose MS stellen würde.
In diesem Moment tat sich im 9.Stock der Klinik ein tiefes Loch auf und ich bat um meine Entlassung, welche wohl eh angedacht war da die Symptome unter dem Kortison abgeklungen waren. (Stand 14.02.2013) Am gleichen Tag bat ich die Krankenkasse mir bei der MRT Suche behilflich zu sein und erhielt eine Stunde später einen Termin in Dortmund, allerdings erst am 05.04.2013 konnte laut Neurologen die Wartezeit aber in Kauf nehmen. Von wegen! Am 12.03. besuchte mich der nächste Schub. Diesmal sind vom Taubheitsgefühl beide Hände betroffen. Also Stoßtherapie 2 (1000mg/24h*5d + 10d oral ausschleichend) innerhalb von 4Wochen und meine Freude hielt sich in Grenzen. Symptome haben sich bis vor einer Woche stetig zurück gebildet, bessern sich jedoch seitdem nicht mehr.
Aktuell sieht es so aus das ich am vergangenen Freitag beim MRT war und im Nachgespräch schon hörte das der Befund meine zeiliche Verlaufsschilderung durchaus wiederspiegelt. Den genauen Befund bekomme ich allerdings esrt morgen bei meinem Doc.
Dann kann auch hoffentlich endlich mit einer Therapie begonnen werden!
Nun gut, eigentlich wollte ich mich nur kurz Vorstellen, habe mich aber wohl doch zu einem Roman hinreissen lassen.

Also nochmal HALLO an alle zusammen. Freue mich auf interessante Diskusionen mit euch :)

MFG

Stefan

von Sonnenrose
Am
Beiträge: 1157
Registriert: 26. März 2013, 13:06

Guten Tag zusammen

Hallo Stefan,
herzlich willkommen im Forum.Ich bin hier auch noch nicht lange Gast.Es ist aber eine tolle Sache mal mit Leuten zu schreiben,ohne dass man immerzu alles erklären muß.Deine Geschichte ist ja der Hammer,für MS aber irgenwie
typisch.Habe schon ganz oft gehört,dass die ersten Symptome übergangen werden.
Ich hatte da richtig Glück.Der erste Schub betraf meinen Sehnerv und der Augenarzt,zu dem ich ging,hat selbst MS.
Der hat mich gleich zu einem auf MS spezialisierten Neurologen überwiesen.Kurz darauf hatte ich die Diagnose.Das war vor 16 Jahren.Hatte bis jetzt nur einen weiteren kleinen Schub.Keine weitere Verschlechterung,nur das übliche:
Müdigkeit,Schmerzen in den Beinen,geringere Leistungsfähigkeit.
Das du einen med.Beruf hast,läßt sich an deiner Schreibweise gut merken.
Es ist nur schade,dass sich manche Ärzte irgendwie mal nich die Mühe machen,diese Beschwerden mittels Untersuchung abzuklären.Da gehen Jahre ins Land und irgendwann sitzt man im Rollstuhl und dann kommt dann ein Ups,war wohl doch was anderes. Das macht mich immer etwas wütend.
Du bist ja auch noch jung und hast eine kleine Tochter.Deine Planung fürs Leben ist ja noch am Anfang.Auf alle Fälle,weißt du durch deinen Beruf ja schon eine Menge über unser Zipperlein.Wenn du irgendwelche Fragen hast oder nur mal jammern möchtest(das ist hier erlaubt) frei von der Leber

Liebe Grüße Silke

von Gast
Am

Guten Tag zusammen

Hi Silke,
das mit dem med.Berufsvorteil stimmt glücklicher Weise. In unserem Versorgungssystem ist man solange gut aufgehoben wie das man weiss was man will und sich keinen Apfel für ein Ei verkaufen lässt.
Ausserdem lässt die Basis des Staatsexamens viel spielraum in der Weiterbildung. Wollte mich eigentlich in die Palliativversorgung spezialisieren was ich aufgrund einiger Faktoren nun lieber sein lasse. Überlege gerade entweder eine Fortbildung zum Pflegefachberater oder - sachverständigen zu machen. Jedenfalls muss ich dem Stress meiner jetztigen Station den Kampf ansagen und gleichzeitig etwas finden um die laufenden Aktivposten meines Lebens weiter zu bedienen. Von Krankengeld oder Rente kommt man ja später sonst zu nichts mehr...

von Sonnenrose
Am
Beiträge: 1157
Registriert: 26. März 2013, 13:06

Guten Tag zusammen

Den Stress reduzieren ist ein guter Schritt,sagt sich aber immer leicht.Das kommt,glaube ich,auch immer drauf an,wie man körperlich noch so beschaffen ist.Deine Tochter ist noch so klein.Den Kiddis will man ja auch etwas ermöglichen und man selber....Du bist ja mit deiner Ausbildung auch erst fertig geworden.Wenn du da andere Möglichkeiten hast,ist das super. Stress ist mit diesem Anhängsel nich so gut,aber das weißt du ja selber.
Ich war voriges Jahr im Krankenhaus und habe mir die Diagnose selber gebastelt.Meine Blase entleert sich nicht mehr und die Ärzte waren damit und der Ansage das ich MS habe völlig überfordert.Habe mich dann entlassen und bin zu meinem Neuro und einen Urologen,der sich da auskennt.Man erlebt da manchmal schon komische Sachen.Kommst du so mit der Diagnose zurecht? Das verarbeitet ja auch jeder anders.Für deine Frau war das sicher auch ein Schock.

von madita1
Am
Beiträge: 1908
Registriert: 24. Januar 2013, 16:17

Guten Tag zusammen

Hallo Stephan, willkommen im Forum. Hau Deine Fragen raus, die Dich belasten. Und schon wieder jemand aus dem Pflegedienst mit MS.

Langsam bin ich wirklich der Meinung, das es unsere Berufsgruppe am häufigsten trifft.Obwohl das ja keiner zugeben
will, oder bestätigt, weiche ich nicht davon ab.

Ich bin 60, seit 4 Jahren Eu Rentner als EX KS im Anästhesiedienst einer der größten Krankenhäuser in Deutschland.
Mich hat die "Untermieterin" sozusagen von heute auf morgen rausgekickt.

"Gestern" noch Spätdienst,heute Dauerkrank. Das war mein Werdegang, aber meine Tochter war GsD schon selbsständig.

Um so schlimmer ist es für junge Betroffene, die, wie Du eine kleine junge Familie haben. Deine Sorgen und Ängste kann ich gut nachvollziehen.

Aber Deine realistische Sicht ist sehr positiv, und Du wirst es meistern noch lange für Deine Familie dazusein,was das
finanzielle betrifft.Für alles im Leben gibt es einen Weg, gehe Du Euren mit klaren Vorsätzen.

Was geht, geht, was nicht, halt nicht. Ich wünsche Dir alle alles Gute auch für Deine Familie. LG Madita

Benutzeravatar
von Trof
Am
Beiträge: 4466
Registriert: 2. Februar 2013, 20:39

Guten Tag zusammen

Hallo Stefan,

ein herzliches Willkommen auch von mir.
Bild

Bedauerlich, daß man Dich so lange im Unklarern gelassen hat, was Du nun hast.
Aber so schrecklich wie die Krankheit auch klingt, versuch es pos. zu sehen. Man stirbt nicht dran, wie bei anderen schlimmen Krankheiten.
Wie Du schreibst, hast Du ein Kind. Ich hab auch zwei und beide geben mir total viel. Ich weiß, wofür ich das alles durchstehe und habe einen Antrieb weiterzumachen. Das wünsch ich Dir auch.

Es gibt pos. und neg. Tag, aber Du bist noch jung und wirst das meistern.
Wie die anderen schon geschrieben haben, hat hier jeder immer ein offnenes Ohr! Das Forum ist echt super.

Herzliche Grüße
Steffi

von Gast
Am

Guten Tag zusammen

Hallo Madita, Hallo Steffi.

Es ist wirklich toll das man hier auf anhieb so netten zuspruch findet.

Ja es muss nun irgendwie weiter gehen, kann es nun aber auch.
War gerade beim Neurologen und habe den MRT Befund bekommen, welcher die Bilder welche verschriftlicht.
Hab diverse vernarbte Läsionen und zahlreiche Herde mit unterschiedlicher KM-Anreicherung, einige sehr intensiv, sowohl im Hirn wie im Rückenmark.
Das war ja bereits erwartet. Was ich nicht erwartet hatte war ein beginnendes Bandscheibenproblem welches jetzt auch nach ein wenig Aufmerksamkeit verlangt. Aber doch gut das es aufgefallen ist ;-)
Jedenfalls steht die Diagnose jetzt auch nach bürokratischen Ansprüchen und es kommt hoffentlich mal Schwung in die Geschichte.

MFG
Stefan

Benutzeravatar
von Trof
Am
Beiträge: 4466
Registriert: 2. Februar 2013, 20:39

Guten Tag zusammen

Hallo Stefan,

nicht so toll, daß es MS ist, aber wenigstens hast Du jetzt Gewissheit.
Wirst Du eine Basistherapie machen?

Hoffentlich kommst Du beruflich in Zukunft stessfreier davon. Denn Stress ist, wenn möglich, auf jeden Fall zu reduzieren. Aber natürlich sagt sich das immer so leicht...

Du wirst einen Weg für Dich und Deine Familie finden, bin mir sicher.
Und wenn was ist, egal ob pos. oder neg. einfach hier im Forum melden.

Bild

ich bin wie viele andere hier auch, tgl. dabei.

Grüße
Steffi