Kortison immer nur als Infusion?

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von Gast
Am

Kortison immer nur als Infusion?

Hallo,


bin neu hier.

habe meinen Befund MS seit Juli 2013. Den ersten Schub hatte ich wohl aber bereits in 2008, aber mein damaliger
Neurologe, hat es nicht für notwendig gehalten, weitere Untersuchungen zu machen und hat mich wieder nachhause geschickt. Auch damals hatte ich Taubheitsgefühle in der rechten Gesichtshälfte, Kribbeln im rechten Bein, Schwindel beim Laufen usw. usw.. Das selbe hatte ich seit Pfingsten in diesem Jahr. Weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, bin ich dann auf mein Drängen hin in eine MS-Ambulanz eingewiesen worden (man googelt ja .......). Es wurden alle notwendigen Untersuchungen gemacht. Habe in der Klinik 5 Tage Kortison als Infusion bekommen .Spritze jetzt bereits einmal wöchentlich Avonex.

Meine Frage: Muss man bei erkennbaren neuen Schüben Kortison immer über Infusion bekommen, oder kann man das auch anders machen. Tabletten oder i.V. als Spritze. Wer kann mir da seine Erfahrungen mitteilen?

Danke im Voraus.

von Renate_S.
Am
Beiträge: 139
Registriert: 28. Januar 2013, 20:31

Kortison immer nur als Infusion?

Hallo Kajama,

ich mache es anders! Ich bin auch Herzpatientin (Intermittierendes Vorhofflmmern, Rhythmusstörungen) und vertrage die Cortisone mit mineralocorticoiden Nebenwirkungen nicht, da ich davon Wassereinlagerungen, Schwäche, Schwindel, Herzrasen und Vorhofflimmern bekomme.

Siehe z. B. hier: http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung ... no_cache=1

Ich kann wegen meiner Pumpe nur ein Glucocorticoid nehmen, das diese Nebenwirkungen nicht hat, in meinem Fall ist das Dexamethason. Die Standarddosis bei Anaphylaxie und in der Schubtherapie ist 40 mg/Tag an fünf Tagen. Man darf aber auch weniger nehmen, nach der Faustregel, die für alle Glucocorticoide und für alle Patienten gilt: "So viel wie nötig, so wenig wie möglich!" D.h. jede Glucocorticoidtherapie ist evidenzbasiert und individualisiert durchzuführen.

Mir reicht eine geringere Dosis, meistens beginne ich mit 24 oder 32 mg und gehe dann ab dem dritten Tag runter auf 16 und dann 8 mg. Als Umrechnungsfaktor verwende ich 7,5, d. h. ich rechne pro 1 mg Dexamethason 7,5 mg Prednisolon-Äquivalent. Das ist, zugegeben, etwas hoch gegriffen, Standard-Umrechnungsfaktor ist, pro 1 mg Dexa 6,6 mg Prednisolon zu rechnen.

Man kann aber die Methylprednisolon-Standarddosen, die üblicherweise bei den Infusionen angewendet werden, nicht einfach durch 7,5 teilen und hat dann die Dosis fürs Dexamethason. Dann kommen so irrsinnige Dosen raus wie 133 mg Dexamethason pro Tag, und die wäre viel zu hoch! 100 mg Dexamethason sind eine Dosis, die nur bei schweren Schockzuständen verabreicht wird, aber niemals im Schub!

Da bei Frauen oft geringere Medi-Dosen reichen als bei Männern (ich bin eine Anhängerin der Gender-Medizin), rechne ich lieber mit 7,5. (Ich bin außerdem davon überzeugt, dass die seit der Beck-Studie im Schub verabreichten Dosen von 1000 oder gar 2000 mg Methylprednisolon viel zu hoch sind.)

Eine Vergleichstabelle der wichtigsten Glucocorticoide findest du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Glucocorticoide

Da ich in der Pampa lebe, Single bin und mich die Taxifahrt zum Hausarzt im übernächsten Dorf 32 Euro kostet (ich fahre seit 2007 nicht mehr selbst), kommen für mich Infusionen in der Arztpraxis nicht in Frage. (Mein Neuro ist noch weiter weg und verabreicht in seiner Praxis keine Infusionen.)

Außerdem lehne ich Infusionen auch deswegen ab, weil es kaum möglich ist, sie zum physiologisch günstigen Zeitpunkt, nämlich zwischen 6 und 8 Uhr morgens zu bekommen. So früh macht mein Hausarzt nicht auf! Bis ich da am Tropf hinge, wäre es mindestens 10 Uhr. Im Krankenhaus beim Diagnose-Schub wurde es 12.30 Uhr, bis die Infusion lief. Verheerend!

Deswegen habe ich vom Hausarzt und vom Neuro die Lizenz zur Selbstmedikation mit Dexamethason-Tabletten. Selbstverständlich sage ich Bescheid oder rufe an, um mir das OK zu holen, und danach will mein Hausarzt den Nüchternblutzucker und den HbA1c bestimmen.

Natürlich habe ich auch die erforderliche Begleitmedikation: Magenschutz (Omeprazol) und Thromboseprophylaxe. Normalerweise bin ich Marcumarpatientin; wenn ich das gerade mal absetzen muss, spritze ich Heparin.Urin-Teststreifen um zu checken, ob ich Bakterien im Urin habe, habe ich auch da.

Dass Cortisontabletten Magenbeschwerden machen, ist so nicht richtig. ALLE Glucocorticoide, egal ob intravenös oder enteral verabreicht, steigern die Produktion von Magensäure in den Belegzellen der Magenschleimhaut und können dadurch zu einem Ulcus führen.

Das bisschen Maisstärke mit ein paar Milligramm Nebennierenrindenhormon ist der Magenschleimhaut egal, erst muss das Cortison ins Blut, und da hin kommt es durch die Infusionskanüle ebenso wie durch die Dünndarmschleimhaut. Mit dem Blut kommt es dann unter anderem zu der Magenschleimhaut, und steigert da die Säureproduktion.

Dass Cortisontabletten im Schub ebenso gut wirken wie Infusionen oder Spritzen, ist längst erwiesen. Bis in die 90er Jahre war es üblich, Schübe mit Tabletten zu behandeln. Meine Erfahrungen mit Dexamethason-Tabletten sind sehr gut und ich kann sie weiterempfehlen.

Liebe Grüße
Renate


von Gast
Am

Kortison immer nur als Infusion?

Hallo Renate!

Danke für die sehr ausführliche Info. Werde mit meinem Neuro darüber sprechen.

Liebe Grüße!

von Sandchris
Am
Beiträge: 17
Registriert: 11. Mai 2013, 10:39

Kortison immer nur als Infusion?

Hallo,
ich fahre bei der Cortisongabe, wenn nötig, nach Anholt in ein MSkrankenhaus. Sie geben dort nach Bedarf auch Cortison intramuskulär. Ich finde das sehr angenehm. Die Wirkung ist nicht so heftig wie bei einer Infusion. Es wird wohl prophylaktisch in den Muskel gegeben. Wenn man einen akuten Schub hat ist wohl eine Infusion sinnvoller, da es schneller wirkt. Ich muß echt sagen,bei einem Schub, wo man akut Sehstörungen oder schlimmeres hat, da nehme ich alles in Kauf!! Gruß Sandra