Darm

Wenn die Verdauung streikt

Menschen mit MS können auch an neurogenen Darmfunktionsstörungen leiden.1 Dies äußert sich als chronische Verstopfung, oder als eine sogenannte Stuhlinkontinenz.1 Über ihre Ausscheidungen zu sprechen, ist für viele Menschen ein Tabuthema. Dabei ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig, um Spätfolgen zu verhindern und das eigene Wohlbefinden zu fördern.1

Darmbeschwerden bei MS: ein häufiges Problem

Etwa 39 bis 73 Prozent aller Menschen mit MS bekommen im Verlauf ihrer Erkrankung Darmfunktionsstörungen, auch gastrointestinale Beschwerden genannt.1,2 Nicht selten treten die chronische Verstopfung und Stuhlinkontinenz gemeinsam auf, fast immer auch zusammen mit einer Funktionsstörung des Harntraktes.1 Von chronischer Verstopfung spricht man, wenn über mindestens drei Monate Probleme beim Stuhlgang. sowie zwei der Symptome, wie beispielsweise weniger als drei Mal Stuhlgang die Woche, zumeist harter Stuhl, notwendiges Pressen beim Stuhlgang Gefühl unvollständiger Entleerung oder die Notwendigkeit manueller Unterstützung bestehen.1 Stuhlinkontinenz ist als wiederholt unkontrollierter Stuhlabgang definiert.1

Verstopfung: Wenn nichts mehr geht

Wenn die MS Nerven im zentralen Nervensystem angreift, verlangsamt sich eventuell die Darmtätigkeit – die Transportfunktion des Darmes wird gestört.3 Es kommt zu Verstopfung und hartem Stuhlgang. Ist der Darm träge, bilden sich zudem vermehrt Gase und es kann zu starken Blähungen und Windabgang (Flatulenz) kommen. Verstopfung bei MS hat unter Umständen auch eine andere Ursache: Wenn der Schließmuskel verkrampft, kann es ebenfalls vorkommen, dass sich der Darm nicht entleert.3

Eine Verstopfung muss aber nicht nur unbedingt die Folge der MS sein. Auch eine ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeitsmangel, Bewegungsmangel oder die Nebenwirkungen einiger Medikamente können Darmträgheit auslösen oder verstärken.1,4

Stuhlinkontinenz: Das sind die Ursachen

Geht Stuhl unkontrolliert ab, wird dies medizinisch als Stuhlinkontinenz bezeichnet. Ursache hierfür kann eine Störung der Nervenimpulsübertragung sein, die eine willentliche Steuerung der Darmentleerung erschwert.3 Auch ein schlaffer Schließmuskel und eine gestörte Sensibilität des Enddarms sind unter Umständen auch der Auslöser für eine Stuhlinkontinenz.3

Fragen zum Umgang mit deinen Symptomen im Alltag? Erfahrene MS-Coaches im MS Service-Center kennen gute Tipps. Nimm einfach Kontakt auf.

Warum eine rechtzeitige Behandlung so wichtig ist

Halten Darmbeschwerden länger an, besteht die Gefahr von nachfolgenden Komplikationen wie Hämorrhoidenblutungen oder eine Ausweitung des Enddarms.1 Bleibt eine starke Verstopfung unbehandelt, können sich die Einschränkung zunehmend verstärken. Die Folge ist möglicherweise ein Darmverschluss. Passiert dagegen der Stuhl bei einer anhaltenden Stuhlinkontinenz den Darm zu schnell, können Mangelerscheinungen und Schmerzen am Enddarm auftreten.1

Oft sind Darmprobleme, ebenso wie Blasenstörungen, mit Scham- oder Ekelgefühlen verbunden. Aus Angst, sich unterwegs zum Beispiel in die Hose zu machen, ziehen sich die Betroffenen nicht selten aus dem sozialen Leben zurück. Auch innerhalb der Familie können Probleme auftreten, etwa weil die Betroffenen sich „schmutzig“ fühlt und keine Nähe mehr zulassen wollen.

Hilfe für den Darm: mehrere Behandlungsmöglichkeiten möglich

Zunächst muss ein Arzt oder eine Ärztin die Ursachen für die Darmbeschwerden feststellen. Erst dann kann eine zielgerichtete Therapie eingeleitet werden.1,2,5

Ist Darmträgheit die Ursache der Verstopfung, können Patient*innen selbst sehr viel dagegen tun. Ballaststoffreiche Ernährung und viel Bewegung können viel zur Darmgesundheit beitragen.1,2 Es gibt auch abführende Medikamente. Diese sollte man allerdings nur vorübergehend und in Absprache mit einem Arzt oder Ärztin einnehmen.

Liegt eine Störung des Schließmuskels bzw. des Beckenbodens vor, gibt es spezielle Behandlungsverfahren. Gezielte Beckenbodengymnastik etwa kann helfen, die Muskulatur im Anal- und Beckenbereich zu stärken.2

Zur Therapie der Stuhlinkontinenz gibt es ebenfalls bestimmte Behandlungsmöglichkeiten, wie beispielsweise ein Toilettentraining.3 Auch eine Ernährungsumstellung kann hier wirksam sein. Bei stark ausgeprägter Stuhlinkontinenz helfen eventuell Medikamente, die den Darminhalt eindicken oder die Darmtätigkeit drosseln.1

Drei Tipps bei Darmbeschwerden

  1. Versuche den Ballaststoffanteil deiner Ernährung zu erhöhen. Ersetze Getreideprodukte wie Brot, Nudeln oder Reis durch die Vollkornvariante und nimm pro Tag möglichst drei Portionen ballaststoffreiches Gemüse (wie etwa Hülsenfrüchte) und zwei Portionen Obst zu dir.2
  2. Nicht nur deine Muskeln, auch deinen Darm kannst du trainieren. Dabei gibt es feste Zeiten, zu denen du zur Toilette gehst. Wichtig dabei: Setz dich nicht unter Druck und lass deinem Darm Zeit, sich an diese Zeiten zu gewöhnen. Denn Stress kann Darmprobleme noch verstärken.3
  3. Eine Bauchmassage kann bei Verstopfung die Darmtätigkeit anregen. Dabei massierst du, beginnend am rechten Unterbauch, im Uhrzeigersinn die Bauchwand in kreisenden und streichenden Bewegungen bis zum linken Unterbauch. Insgesamt sollte die Bauchmassage etwa zehn bis 15 Minuten dauern.6