Pharmaindustrie

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von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Pharmaindustrie

Hallo Ihr,

vielleicht könnt ihr mir helfen, die Frage zu beantworten, warum die Pharmaindustrie hier im Forum immer als "Feindbild" gesehen wird.

Das die Pharmaindustrie an den Medikamenten verdienen will, ergibt sich aus dem System der Marktwirtschaft.

Aus Menschenliebe heraus wird in der Regel keine Forschung nach neuen Medikamenten vorgenommen.

Auf der anderen Seite bin ich aber froh, dass es gerade in den letzten Jahren durch Forschungsergebnisse und neue Medikamente eine verbesserte Begleitung unserer noch nicht heilbaren Krankheit gibt.

Diesen Gedanken möchte ich auch auf die Nebenwirkungen der Medikamente ausdehnen.

Es stimmt, dass die Medikamente mehr oder weniger starke Nebenwirkungen haben.

Insoweit wird ein wie auch immer akzeptabler Umgang mit den Auswirkungen der Krankheit als auch deren Fortschreiten mit Nebenwirkungen der Medikation "erkauft".

Daher muss sich jeder von uns dafür entscheiden, ob er die Nebenwirkungen oder die Behinderungen durch die MS und deren Fortschreiten als geringeres Übel betrachtet.

Diese Entscheidungssituation ist wertfrei durch jeden Einzelnen selbst zu treffen.

Da ihr meine Beiträge ja schon kennt, habe ich mich damals dazu entschlossen, trotz Nebenwirkungen, ein langsameres Fortschreiten der MS als für mich wichtiger zu zu sehen.

Daneben versuche ich mit meiner Lebensweise (Bewegung und Ernährung) diesen Versuch zu unterstützen.

Was ich mit meinen "verwirrenden" Ausführungen nur ausdrücken wollte, ist Folgendes.

Ich kann noch sehen, hören, sprechen und leidlich laufen.

Und für dieses Resultat ist die von mir und meiner Ärztin gemeinsam getroffene Entscheidung für viele (34.) stationäre Krankenhausaufenthalte und ununterbrochene Basistherapien mir die Sache wert gewesen. Ich werde jetzt auch darauf verzichten von den Mitbetroffenen zu berichten, die ganz andere Verläufe haben.

Das die Pharmaindustrie an uns allen als chronisch Kranken viel Geld verdient ist sicherlich moralisch beklagenswert, aber hier ist mir meine eigene Lebenssituation wichtiger.

Habe ich bei meinen Überlegungen mal wieder vieles durcheinander gebracht oder kann der eine oder andere meine Gedanken verstehen ?

Viele Grüße

Hans-Jörg

von parsley
Am
Beiträge: 332
Registriert: 21. Juni 2015, 13:49

Pharmaindustrie

Hallo Hans-Jörg,

wird sie denn immer als Feindbild gesehen? Oder einfach nur kritisch hinterfragt? So geht es mir; u.a. wegen des Artikels "Eine Überdosis Risiko", der 2014 in der Zeit erschien (und online abrufbar ist).

Nach wie vor finde ich es falsch, dass Medikamente erst auf den europäischen Markt kommen dürfen, nachdem sie "erfolgreich" (innerhalb kurzer Zeit) am Tier getestet wurden. (Und dann im Ausland am Menschen – z.T; es wird sicher nicht immer so sein!) Wenn wir Menschen schon unterschiedlich auf Medikamente reagieren (und die MS-Verläufe so unterschiedlich sind), sollen Ergebnisse aus dem Tierversuch auf "den Menschen" übertragbar sein? (Antidepressiva machen dick? Aha. Offenbar nur, wenn das Sättigungsgefühl nicht eintritt. Das hat dann aber andere Ursachen als das Medikament. Anders als das Tier kann der Mensch sein Verhalten reflektieren und seine Nahrungsauswahl selbst bestimmen.)

Ich wünsche mir, dass der Fokus eher auf Forschung per In-vitro-Systemen gelenkt wird, um u.a. herauszufinden was die Zerstörung der Myelinschicht begünstigt oder sogar verursacht, wie Nervenbahnen neu entstehen können...

Begrüßenswert finde ich, dass in den letzten Jahren sehr viel um Vitamin-D und Vitamin-D-Mangel herum geforscht wurde – was ja auch sehr interessante Ergebnisse hervorgebracht hat. Ähnliches gilt für grünen Tee.

von Dreiklang
Am
Beiträge: 236
Registriert: 3. August 2014, 13:13

Pharmaindustrie

Hallo parsley,

hinsichtlich der Art und Weise der Forschung gebe ich Dir aus vollem Herzen recht.

Es sollte nicht immer durch fragwürdige Tierversuche der Behandlungserfolg erforscht werden.

Ich hatte 13 Jahre einen Hund und besten Freund und der Gedanke an Tierversuche tut mir in der Seele weh.

Es gibt heutzutage schon so viele alternative Möglichkeiten, die nur zu wenig genutzt werden.

Es ging mir auch nur um die Überlegungen

Therapieren ja oder nein
Schulmedizin oder nicht
usw.

Diesen Gegensatz sehe ich nur in Grenzen.

Meine Therapien im Krankenhaus und die Basistherapie, versuche ich durch die Ernährung (sog. Mittelmeerkost) und Nahrungsergänzungen (Kurkuma bzw. Curkumin, Astaxanthien etc.) zu unterstützen.

Viele Grüße und danke für deinen Beitrag.

Hans-Jörg





von Ben387
Am
Beiträge: 466
Registriert: 15. Mai 2014, 17:22

Pharmaindustrie

Finde am schlimmsten dass NW kleingeredet und zum Teil verharmlost werden und teilweise viel zu spät und nur zögerlich auf zum Teil schwerwiegende NW reagiert wird, siehe Beispiel Tecfidera - unter Fumarderm waren schon lange pml- Fälle bekannt - alles kam scheibchenweise Stück für Stück heraus , keine sehr vertrauensvolle Vorgehensweise .

Gegen Umsatz - Steigerung kann man wohl nix machen.

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von Glückskind66
Am
Beiträge: 7292
Registriert: 28. Juli 2014, 07:55

Pharmaindustrie

Hallo Hans-Jörg,

im Prinzip hast Du einen Teil der Frage schon mit Deinem zweiten und dritten Satz (Marktwirtschaft/Gewinnstreben vs. Menschenliebe) beantwortet.

Und genau da liegt für mich als Betroffene das Problem. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, daß alle Forschung bisher nicht mal ansatzweise eine Ursache gefunden haben will. Hingegen werden Idee wie Beachtung von Mangelerscheinungen oder Ernährungsumstellungen geradezu bespiellos vom Tisch gewischt. Obwohl es ja durchaus schon eine stattliche Anzahl von Publikationen gibt, wo Betroffene zumindest zeitweilig durch nicht der Pharmaindustrie gewinnbringende Maßnahmen Erfolge erzielen konnten.

Statt dessen werden kurz vor Ablauf von Patenten "neue" Medikamente gefunden. Die Testung erfolgt nach meiner Ansicht unter fragwürdigen Methoden. Die Studien verdienen eigentlich nicht den Titel als solche. Und Nebenwirkungen werden negiert bzw. heruntergespielt. Die Kontrollmaßnahmen lassen teilweise arg zu wünschen übrig. Auch wenn diese nach der Zulassung eher in den Bereich der Ärzte gehören.

Im Fall von Tecfidera stört mich massiv, daß mir keiner erklären will/kann, welche Prozesse eigentlich in meinem Körper durch das Medikament ablaufen und zum Beispiel an Arbeitstagen in der Regel zu einem mehr oder minder heftigen Flush führen. Statt dessen will man mir einreden, daß ich einmalig reagiere. Angesichts der Ausführungen hier im Forum halte ich mich aber nicht für so einmalig.

Wir werden aber dieses System nicht ändern und müssen damit leben. Im Moment nutze ich auch die angebotenen Möglichkeiten von Basis- und Physiotherapie, allerdings in Verbindung mit eigenverantwortlicher Vitamin D3-Substitution (auf eigene Kosten) sowie dem Achten auf Sport und Ernährung. Und hoffe, noch sehr lange ohne gravierende Verschlechterung meines Gesamtzustandes über die Runden zu kommen. Und vielleicht finde ich eine Lösung, um mich auch mit dem Medikament wieder wohl zu fühlen.

Viele Grüße
Marga

von parsley
Am
Beiträge: 332
Registriert: 21. Juni 2015, 13:49

Pharmaindustrie

Therapieren – ja! "Die Therapie (altgriechisch ???????? therapeia „Dienst, Pflege, Heilung“) bezeichnet in der Medizin, Zahnmedizin und Psychotherapie die Maßnahmen zum Behandeln von Behinderungen, Krankheiten und Verletzungen aufgrund einer zuvor erlangten Diagnose. Ziel des Therapeuten ist die Ermöglichung oder Beschleunigung einer Heilung, die Beseitigung oder Linderung der Symptome und die Wiederherstellung der körperlichen oder psychischen Funktion." (Wikipedia)

Ja, warum werden alternative Möglichkeiten weniger genutzt? Weil sie unbequem sind? Genauso ist's unbequem Gemüse zu schnippeln. Natürlich ist's bequemer bereits verarbeitetes Fleisch zu essen. Dass die WHO es nun als ähnlich krebserregend wie das Rauchen von Zigaretten eingestuft hat, kümmert doch (wahrscheinlich) auch kaum jemanden.

Wobei wohl kaum jemand nur Tabletten schluckt und gleichzeitig keine Bewegungstherapie (z.B.) in Anspruch nimmt, oder?

Dass normalerweise weder die Kosten für den Vitamin-D-Test noch die Supplemente übernommen werden, ist etwas ärgerlich, aber man kann eben nicht alles haben. Immerhin übernehmen die Krankenkassen ja zum großen Teil die Kosten für einen Hatha-Yoga-Kurs pro Jahr. Das ist doch schon sehr entgegenkommend.

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von Glückskind66
Am
Beiträge: 7292
Registriert: 28. Juli 2014, 07:55

Pharmaindustrie

Hallo Parsley,

ich glaube, Hans-Jörg hätte als Themenüberschrift eher "Gesundheitssystem" wählen sollen.

Alternative Therapiemöglichkeiten würden mit Sicherheit von mehr Leuten genutzt, wenn sie von den Fachleuten überhaupt ins Kalkül gezogen würden.

Aber eine meiner ersten Fragen war, ob ich mit Umstellung meiner Ernährung was bewirken könnte. Ich bekam ein klares "Nein!". Und das war zumindest für meine Person falsch. Dummerweise habe ich erst den zweiten Schub als Anstoß genommen, mich in Unkosten zu stürzen, um meine Unverträglichkeiten abklären zu lassen. Unterstützung der KK? Keine!

Und nichts gegen die Mitfinanzierung der KK bei Hatha-Yoga. Aber mir wäre sie wichtiger bei der Überwachung meines D3-Wertes. Die Aufnahme dieses Vitamins wird ja wohl erwiesenermaßen durch Tecfidera gehemmt. Wobei ich jetzt auch gelesen habe, daß MSler dieses Vitamin sowieso schlecht verstoffwechseln.

So muß halt jeder seinen Weg finden und finanzieren. Davon leben ja dann auch wieder viele.

Viele Grüße

Marga

von parsley
Am
Beiträge: 332
Registriert: 21. Juni 2015, 13:49

Pharmaindustrie

Glückskind66, wer war das, der gesagt hat, eine Ernährungsumstellung würde nichts bringen? Ein Neurologe? Auch wenn Mediziner nicht unbedingt viel über Ernährung gelernt haben müssen, ist das natürlich etwas taktlos. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag... (Ich versuche immer an die Worte von Buddha zu denken: "Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf." )

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich damals daran gedacht habe meine Ernährung umzustellen, indem ich gewisse Dinge weglasse und andere in den Speiseplan aufnehme. Ich glaube darauf kam ich erst nach und nach durchs Lesen in Foren und auf Blogs usw. Und dann durch Fernsehbeiträge (in denen es nicht explizit um MS ging).

Gewisse Testverfahren sind wohl nicht wissenschaftlich anerkannt... den Laktose-, Fruktose- und Sorbitatemtest habe ich bezahlt bekommen. ("Sorbitintoleranz tritt nur ganz selten auf; aber wir können den Test natürlich auch noch machen, wenn Sie noch einige Stunden Zeit haben"; das war gar nicht böse gemeint vom Arzt, glaube ich. Ich war trotzdem irgendwie froh, dass es sich bestätigte, dass ich Sorbit nicht vertrug. Geht jetzt wieder.)

Der B12-Test wird ja normalerweise auch nicht von der Kk bezahlt. Erst recht nicht der Holo-TC-Wert. Dabei sagen Mediziner: "Gesamt-Vitamin-B12 im Serum ist ein später, relativ unsensitiver und unspezifischer Biomarker des B12-Mangels. Holotranscobalamin (Holo-TC), auch als aktives B12 bezeichnet, ist der früheste Laborparameter des B12-Mangels." (www.aerzteblatt.de/archiv/61696/Ursache ... B12-Mangel)

Wird Vitamin D bei MS schlecht verstoffwechselt oder schlecht gespeichert? Das ist aber wahrscheinlich auch nicht grundsätzlich so (bei MS) und betrifft auch Menschen ohne MS? Ansonsten könnte man sich Vitamin D ja auch spritzen lassen. (Nur in den Muskel; muss also der Arzt machen. Und das macht er wahrscheinlich nur bei einem schweren Mangel?)
Mein Vitamin-D-Stoffwechsel funktioniert ja offenbar ganz gut, wenn mein Vitamin-D-Spiegel innerhalb von 4 Monaten von 22 ng/ml auf immerhin 53 ng/ml angestiegen ist. (Natürlich mit Hilfe von selbstbezahlten Supplementen – und viel Sonne. Wobei ich damals, als ich einen Wert von 9 ng/ml hatte, ein Rezept hätte bekommen können... Ich wollte nur kein Wollfett-Vitamin-D.)

Stimmt, die Vitamin-D-Diskussion ist etwas falsch hier, denn Vitamin-D ist ja nicht patentfähig, genauso wenig wie grüner Tee und Omega-3-Fettsäuren. Also muss man sich die Infos selbst zusammensuchen. ;-) Darum überraschte es mich um so mehr, dass die Kosten für Yoga zum Teil übernommen werden.

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von Glückskind66
Am
Beiträge: 7292
Registriert: 28. Juli 2014, 07:55

Pharmaindustrie

Hallo Parsley,

es war ein Neurologe, der diese Äußerung getan hat. Ich habe gewechselt. Aber auch mein neuer ist bei den Themen Ernährung, Vitamine und anderen alternativen Therapien gegenüber nicht wirklich aufgeschlossen.

Aber wenigstens bekomme ich die aus meiner Sicht notwendigen Verordnungen zur Physiotherapie in ausreichender Menge. Und auch den Reha-Sport (120 Einheiten Aqua-Fitneß) hat er auf meinen Wunsch hin verordnet.

Und den Rest mache ich jetzt mit einem Heilpraktiker.

Im nächsten Leben achte ich vorher schon auf meine Werte. Und studiere eventuell doch Medizin. ;)

Ich hatte die Idee mit der Ernährungsumstellung sofort. Schließlich kannte ich bis dahin niemanden mit der Erkrankung und habe nach einer "einfachen" Möglichkeit der positiven Beeinflussung meines Körpers gesucht. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt Ärzte für mich noch "Götter in Weiß". Das hat sich gegeben. Ich hinterfrage jetzt sehr viel. Mein Neuro ist aber wenigstens ein geduldiger Mensch und verkraftet, daß ich seine Statistiken nicht so überzeugend finde. Auch mein Heilpraktiker hat es mit mir nicht leicht.

Viele Grüße
Marga

von parsley
Am
Beiträge: 332
Registriert: 21. Juni 2015, 13:49

Pharmaindustrie

Die Frage ist ja auch immer, was wissen sie über Ernährung? Das meiste, was ein Mediziner über Ernährung weiß, dürfte er sich in seiner Freizeit angeeignet haben. Oder er hat während des Studiums spezielle Seminare besucht. Das dürften aber die wenigsten Ärzte sein.

Ich habe auf alle Fälle erst nach der Diagnose (oder wegen der Diagnose) angefangen mich intensiver mit Ernährung zu befassen. Und dann noch einmal etwas intensiver, als ich mich dank einer Arte-Doku entschied, vegan zu leben.
Vor der Diagnose konnte ich gerade mal Nudeln kochen und dachte Kühe geben automatisch Milch und freuen sich, wenn man sie melkt. Also war's vielleicht gar nicht so schlecht, die Diagnose zu erhalten.

Ernährungswissenschaften fänd ich spannender als Medizin. Aber da sollte man wahrscheinlich ein wenig Ahnung von Chemie, Physik und Mathematik haben...

In die Vene kann man sich Vitamin D offenbar auch spritzen lassen. Daran hätte ich mal denken sollen, als mein Spiegel sich im einstelligen Bereich befand. Wobei's in den Muskel wohl günstiger wäre, weil Vitamin D ja im Muskel- und Fettgewebe gespeichert wird?