Gehirn und Rückenmark bilden zusammen das sogenannte zentrale Nervensystem (ZNS). Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des ZNS. Dabei greift das Immunsystem die Nervenzellen des ZNS an und schädigt diese mitunter dauerhaft.1 Eine entsprechende Therapie, die frühzeitig nach der Diagnosestellung eingeleitet wird, kann die MS zwar nicht heilen, den Krankheitsverlauf aber positiv beeinflussen.2
Das menschliche Nervensystem umfasst alle Nervenzellen des Körpers.3 Seine Aufgabe ist es, Informationen aus der Umwelt und dem eigenen Körper zu verarbeiten. Dadurch kannst du nicht nur denken, fühlen und handeln; das Nervensystem kontrolliert auch den Informationsaustausch und das Zusammenspiel deiner Organe untereinander. Je nach Lage der Nervenbahnen im Körper unterscheiden Mediziner zwischen dem zentralen Nervensystem (ZNS) und dem peripheren Nervensystem (PNS).3
Das Gehirn, das aus bis zu 10-15 Milliarden Nervenzellen3 (sogenannten Neuronen) besteht, bildet zusammen mit dem Rückenmark das zentrale Nervensystem (ZNS). Die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark sind durch den Schädelknochen bzw. den knöchernen Wirbelkanal sowie durch das sogenannte Nervenwasser (Liquor) gut geschützt.3 Das ZNS ist eine Art Steuerzentrale für den gesamten Körper.
Das periphere Nervensystem (PNS) besteht aus den Hirnnerven und den im Rückenmark entspringenden peripheren Nerven, die sich beispielsweise in den Armen und Beinen weiter verzweigen und Haut und Muskeln versorgen.3 Das PNS verbindet Gehirn und Rückenmark mit dem Rest des Körpers und wirkt als Zuführ- und Ausführungsorgan des ZNS. Funktionell gibt es keine Trennung zwischen ZNS und PNS.
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Nervenzellen bestehen aus einem Nervenzellkörper sowie langen und kürzeren Fortsätzen, auch Axone und Dendriten genannt. Sie dienen der Kommunikation zwischen den Nervenzellen und der Übermittlung elektrischer Impulse.3 Ähnlich einer Antenne empfangen Nervenzellen die Impulse der ihnen jeweils vorgeschalteten Nervenzelle über ihre Dendriten. Treffen über das Axon der vorgeschalteten Zelle elektrische Impulse ein, werden an den Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen, den sogenannten Synapsen, Transmitter (Botenstoffe) ausgeschüttet. Das sind spezielle Eiweiße, die nun an der folgenden Nervenzelle den nächsten elektrischen Impuls zur Informationsweiterleitung auslösen.
Die Axone sind zudem von einer Isolierschicht umgeben, der Mark- oder Myelinscheide. Die einzelnen Myelinscheiden reihen sich wie Perlen an einer Schnur auf dem Axon aneinander und werden durch die sogenannten Ranvierschen Schnürringe getrennt. Die Nervenimpulse können dadurch von Schnürring zu Schnürring springen.3 Dadurch leitet die Nervenfaser einen Impuls viel schneller weiter als ohne Myelinscheide. Erst die Myelinschichten machen also die hohen Leitungsgeschwindigkeiten der Nerven möglich.
Bei einer MS-Erkrankung greifen aktivierte Immunzellen die Myelinscheiden der Axone an und zerstören sie teilweise. Darauf folgt der Abbau der Myelinschicht. Diesen Vorgang nennt man Demyelinisierung oder Entmarkung.1 An den betroffenen Stellen funktioniert daher die Signalübermittlung nicht mehr optimal. Dies zeigt sich klinisch in dem sogenannten MSSchub. Im Krankheitsverlauf kommt es anfangs – je nach Ausmaß der Schädigung – zu einer mehr oder minder vollständigen Regeneration (Remyelinisierung) mit teilweise oder vollständigem Abklingen der Symptome.1,2
Folgen MS-Schübe im Verlauf der Erkrankung jedoch immer wieder in kurzen Abständen aufeinander, kann die Myelinscheide dauerhaft geschädigt werden und ebenfalls das Axon bzw. die Nervenzelle selbst geschädigt werden. Daher ist eine krankheitsmodifizierende Therapie sinnvoll.3
Abhängig von den geschädigten Bereichen in Gehirn und Rückenmark können unterschiedliche Symptome auftreten. Sie reichen von Parästhesien (z. B. Kribbeln) und Müdigkeit (Fatigue) über Taubheitsgefühle und Schmerzen bis hin zu Sehstörungen oder Lähmungen (z. B. Paresen).4 Die Multiple Sklerose ist zum heutigen Zeitpunkt zwar nicht heilbar, aber die zur Verfügung stehenden Therapien können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.2